Laaer Berg & Co.: Von der neuen Bauunordnung
Wo die Viel-, Mehr- und Meistgeschoßer vom Himmel fallen: Besuch an der Peripherie.
Zweihundert Jahre sind eine lange Zeit. Fast zweihundert Jahre sind vergangen, seit in Wien eine erste Bauordnung erlassen wurde. Ihre 30 Paragrafen sollten 1829 die „wichtigsten Rücksichten der öffentlichen Sicherheit, der Regelmäßigkeit und des Ebenmaßes bei den Gebäuden“durchsetzen helfen. Und diese 30 Paragrafen samt vielen weiteren ihresgleichen, die ihnen im Lauf von Jahren und Jahrzehnten beigesellt wurden, waren mitverantwortlich für ein Stadtbild, das mählich von den Rändern Richtung Zentrum anstieg, mit einem Stephansdom als Mittelpunkt, um den sich die ganze Stadt zu drehen schien.
Mittlerweile sitzt seit Längerem kein Kaiser mehr in der Hofburg, und genauso wie absolutistischer Zentralismus einem demokratischen Gemeinwesen noch weniger angemessen scheint als einer Monarchie, haben sich Aufgaben und Strukturen der Stadt gewandelt, was sich notwendig in ihren Regularien und dem darauf gegründeten Erscheinungsbild niederschlagen muss.
So weit, so verständlich, nur: Kann die Alternative zu überkommenen Ordnungen gar keine Ordnung heißen? Wie sich Wien heute vor allem an den Rändern präsentiert, lässt sich trotz freundlichster Fantasiebemühung keinem Ordnungsgedanken zuordnen. Es sei denn, man begnügte sich mit der schelmischen Idee, dass keine Ordnung irgendwie auch schon eine sei.
Wie vom Himmel gefallen, stehen sie da, die Vielund Mehr- und Meistgeschoßer der Stadterweiterungsgebiete. Und nimmt man das neue Wohnquartier an der Fontanastraße als Beispiel, braucht es nicht viel Imagination, sich die Szenerie vorzustellen, wenn in nicht zu ferner Zukunft mehr von ähnlich disparatem Format die Abhänge des Laaer Bergs hinunter bis ins Tal der Liesing geschwappt sein wird. Einer Art naturgesetzlicher Stadtentwicklung folgend – oder stadtplanerischer Wurstigkeit?