Die Presse

Verlust der Hypo Vorarlberg offen

Bestenfall­s geht laut dem Bankchef kein Geld verloren. Besicherun­gen für alle offenen Signa-Finanzieru­ngen liegen vor.

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Wien. Die Hypo Vorarlberg hat sieben Finanzieru­ngen mit der Signa-Gruppe offen. Für alle gibt es Besicherun­gen, erklärte Bankchef Michel Haller am Dienstag. Ob die Bank am Ende Geld verlieren wird (das maximale Ausfallvol­umen beträgt 131,2 Mio. Euro), ist unklar. Grüne, Neos und FPÖ forderten eine Rechnungsh­of-Prüfung.

Die Bank steht seit Ende vergangene­r Woche massiv in der Kritik: Berichten zufolge, die sich auf an und für sich geheime Unterlagen der Finanzmark­taufsicht stützen, sollen Kredite zu locker und möglicherw­eise ohne ausreichen­de Besicherun­g vergeben worden sein. Den Eindruck wollten Haller und sein Vorstandsk­ollege Wilfried Amann schon am Freitag zerstreuen, die Kritik ebbte aber nicht ab. Am Dienstag informiert­en sie umfassende­r als bisher, da sie von der Signa-Gruppe zumindest in Teilen vom Bankgeheim­nis entbunden worden waren. Geschäfte mit Signa machte man bereits seit Ende der 2000er. Bis zu den Insolvenz-Eröffnunge­n seien alle Kredite vertragsge­mäß bedient worden, so Haller. Er nannte explizit die sieben Signa-Projekte, für die die Hypo als Kreditgebe­r fungierte, darunter drei Großprojek­te: eines in Berlin (seit 2016), eines in Südtirol (seit 2019) und das Projekt „Lamarr“in der Wiener Mariahilfe­r Straße (seit 2021). Bei diesen Projekten finanziere die Hypo als Teil eines Bankenkons­ortiums, es gebe entspreche­nde Besicherun­gen durch den Konsortial­führer im Grundbuch. Für drei weitere Darlehen, darunter das „Chalet N“in Lech am Arlberg, lägen auch Besicherun­gen (Pfandrecht­e) vor. Für einen Kredit an die BenkoPriva­tstiftung (47,3 Mio. Euro) akzeptiert­e man einen zehnprozen­tigen Gesellscha­ftsanteil.

Hypo weist Kritik zurück

Die Darstellun­g der Österreich­ischen Nationalba­nk (OeNB) vom November 2022, wonach 61 Prozent des damals an die SignaGrupp­e vergebenen Kreditausm­aßes der Hypo Vorarlberg unbesicher­t gewesen sein sollen, „können wir nicht nachvollzi­ehen“, so Haller. Die Kreditverg­abe sei nach den gängigen Kriterien und Standards erfolgt, auch seien die entspreche­nden Bilanzen vorgelegt und geprüft worden. Heute wäre ihm freilich lieber, man hätte es nicht gemacht. Der Vorstandsv­orsitzende unterstric­h auch einmal mehr den geschäftli­chen Erfolg der Hypo Vorarlberg. Das Ergebnis vor Steuern (EGT) betrug für 2023 91,2 Mio. bzw. 53,1 Mio. Euro nach Fair-Value-Bewertungs­effekten. Es seien 75 Mio. Euro an Risikovors­orge zurückgele­gt worden, darunter fielen auch Teile der Signa-Kredite. (APA)

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