Manker im „Kulturmontag“: Triumph der Erwartbarkeit
Mit Paulus Manker und Meike Lauggas (We Do) stellte man im ORF zwei Macht-Systeme nebeneinander. Sie haben sich nichts zu sagen.
Ein bisschen Einsicht zu Beginn: „Ich bin nicht so arrogant zu sagen, ich habe keine Fehler gemacht.“Ein bisschen heischen um Verständnis: Der Faustschlag für den Schauspieler? „Das war 2006! Sie werden mir nicht böse sein, wenn ich mich daran nicht mehr erinnere.“Ein bisschen Hohn: Jene Schauspielerinnen und Schauspieler, die nichts hackeln wollten, schimpft er „AMSZombies“. Jene, die ihn in der NDRDoku vorige Woche mehrfach des Machtmissbrauchs geziehen haben, „Kleingeister und Blockwarte“. Am Ende sogar ein bisschen kaum verhohlene Drohung: „Ich werde mir in Zukunft jedenfalls genau überlegen, wen ich engagiere, dass mir das Engagement nicht auf den Kopf fällt.“Ähnliches sollten sich diese jedoch umgekehrt auch einmal überlegen. Wäre zu empfehlen.
Was der ORF da im „Kulturmontag“spätabends inszenierte, als man Manker zu einer „offenen Diskussion“über die Vorwürfe gegen ihn einlud, so die offizielle Rechtfertigung für diese Plattform, geriet zum Triumph der Erwartbarkeit. An Überraschungslosigkeit kaum zu überbieten.
Dennoch fiel es schwer, einfach wegzusehen: Diese trotzig verschränkten Arme, diese beleidigte Miene, das ganze monolithische Auftreten Mankers sowie der mit Schaudern machender Kälte durchgezogene passive Widerstand der zweiten Eingeladenen,
Meike Lauggers von der Film-Beratungsstelle We Do, verkamen zur Karikatur eines Sittenbilds.
In diesem Sittenbild stehen sich zwei Systeme der Macht sprachlos gegenüber: Das „neue“einer politisch korrekten Zeit, in der alles, was außerhalb von Norm und genderneutralem Respekt liegt, als kriminell gewertet wird. Das „alte“einer ebenso wenig sympathischen Zeit, in der „Genies“nach Belieben demütigen und vernichten konnten. Und dafür mit Applaus, Subventionen und einem anscheinend nicht enden wollenden Pool immer neuer williger Mitarbeitender belohnt wurden.
Betrachtete man, des Schauspiels schon etwas müde, die beiden Protagonisten dieser beiden Welten, wusste man: Sie werden zusammen nicht kommen. Schon gar nicht, wenn man beide nicht aus ihren Komfortzonen lockt, was Moderator Peter Schneeberger mit onkelhaften Fragen à la „Warum sind Sie eigentlich so böse, Herr Manker?“nicht gelang. Zu beneiden war er nicht. Allerdings fragt man sich schon, was diese Einladungspolitik für einen Sinn gehabt haben soll. Außer eine Verfestigung der Fronten bei tickender Uhr.
Erinnern Sie sich noch an den „Club 2“? Eine alte Folge kursiert in den sozialen Medien: Zweieinhalb Stunden sprach Adolf Holl dort mit Joseph Beuys, Peter Weibel, György Ligeti und den Kunsthistorikerinnen Hildegard Fässler und Annelie Pohl über Kunst und Schwindel. Große Runde. Ewig Zeit. 1983 war das. Fühlt sich an wie vor einem Jahrhundert.
Trotzig verschränkte Arme, beleidigte Miene, monolithisches Auftreten gegen passiven, kalten Widerstand.