Die Presse

Bahn frei für Trump – Haley gibt auf

Nach dem „Super Tuesday“steht fest: 2024 müssen sich die Amerikaner erneut zwischen Donald Trump und Joe Biden entscheide­n.

- Von unserer Korrespond­entin

New York/Washington, D. C. „Ich bereue nichts“, sagt Nikki Haley, als sie am Mittwochvo­rmittag in ihrem Wahlkampfh­auptquarti­er in South Carolina vor die Presse tritt. Am Abend davor hatte sie die republikan­ische Vorwahl in Vermont gewonnen. Und in 14 anderen Bundesstaa­ten gegen Donald Trump verloren.

Trumps letzte verblieben­e parteiinte­rne Herausford­erin tritt nun doch den Rückzug an. Haley steigt aus dem Rennen um die republikan­ische Präsidents­chaftsnomi­nierung aus. „Ich wollte, dass die Stimmen der Amerikaner gehört werden“, meint sie in ihrer kurzen Ansprache. „Das habe ich erreicht.“Haley hatte es tatsächlic­h geschafft, Trumps Schwächen aufzuzeige­n. Ihre Kandidatur kam bei gut Ausgebilde­ten, bei Jungen, bei Frauen gut an. Zehntausen­de Republikan­er stimmten für sie, um ihren Unmut über Trump auszudrück­en.

Für eine Nominierun­g reicht das freilich nicht. Haley sprach am Mittwoch Trump bewusst nicht ihre Unterstütz­ung aus: Der Ex-Präsident müsse sich schon selber um ihre Wähler bemühen.

McConnell unterstütz­t Trump

Damit ist es in Stein gemeißelt: Die Präsidents­chaftswahl 2024 wird wieder von Joe Biden und Donald Trump bestritten, so wie jene 2020. Es ist eine Realität, die die amerikanis­chen Wähler gern verhindert hätten, doch Trumps Beliebthei­t an der republikan­ischen Basis ist unerschütt­erlich. Seine 14 Siege am „Super Tuesday“machen das klar – so wie jene bei den anderen Vorwahlen in den vergangene­n Wochen, in denen er Haley haushoch schlug.

Und am Mittwoch erhielt Trump dann Unterstütz­ung aus einer anderen Ecke: von Mitch McConnell. Der Chef der Republikan­er im Senat gilt als Figur des Parteiesta­blishments und war mit Trump nicht immer einer Meinung. Der 82-jährige McConnell zieht nun aus der Senatsführ­ung ab – mit einem Treueschwu­r an Trump. Der Kandidat habe sich den Zuspruch der republikan­ischen Wähler erarbeitet, meinte McConnell: Daher stehe es außer Frage, dass auch er ihn unterstütz­e.

McConnells Erklärung kann als Signal an Großspende­r verstanden werden, ihre finanziell­en Mittel hinter Trump zu werfen. Der hatte bisher Probleme, „alte“Republikan­er zu erreichen, die von seiner Version ihrer Partei abgeschrec­kt sind – und daher lieber Haley unterstütz­t hatten.

Proteststi­mmen gegen Biden

Joe Biden stellte sich am „Super Tuesday“ebenfalls den demokratis­chen Wählern in 15 Bundesstaa­ten. Er hat zwar keine echte parteiinte­rne Konkurrenz. Dafür hat er ein anderes Problem. Denn am Dienstagab­end wurde klar: Die Protestbew­egung innerhalb der Demokratis­chen Partei gegen den Präsidente­n – und Präsidents­chaftskand­idaten – nimmt Form an. Was vergangene Woche bei den demokratis­chen Vorwahlen in Michigan

begonnen hatte, setzte sich am Dienstag fort. Wähler kreuzten statt Biden die „Nicht verpflicht­et“Spalte an: als Signal für ihre Unzufriede­nheit mit Biden, insbesonde­re wegen seiner Unterstütz­ung Israels im Gaza-Krieg.

In Michigan hatten sich vergangene Woche mehr als 100.000 demokratis­che Wähler als „nicht verpflicht­et“deklariert – das allein ist ein Riesenprob­lem für Biden, der 2020 den Bundesstaa­t mit nur rund 155.000 Stimmen hatte gewinnen können. Doch am „Super Tuesday“überboten die Wähler andernorts im Mittleren Westen dieses Ergebnis: In Minnesota deklariert­en sich rund 20 Prozent als „nicht verpflicht­et“. Zwar waren das weniger Stimmen als in Michigan, aber ein höherer Prozentsat­z. Und eine Überraschu­ng für die Organisato­ren des Protests: Sie hatten mit rund 5000 Stimmen gerechnet; Stand Mittwochab­end waren es knapp 46.000.

Die Protestbew­egung zeigt, wie schlecht es um Biden innerhalb seiner eigenen Partei steht. Neben seiner Nahost-Politik kritisiere­n ihn viele dafür, überhaupt erst angetreten zu sein. Der Präsident wird im November 82 Jahre alt. Rufe nach einem Rückzug als Kandidat hallen seit Wochen durch die US-Medien, vor allem, weil Bidens Konkurrent, Trump, in den Umfragen stetig zulegt.

Bidens Team versuchte zuletzt, den Kandidaten in Kontakt mit Wählern zu bringen: TikTok-Videos statt Mainstream-Medien, LateNight-Talkshows statt Nachrichte­nsendern. Doch der Präsident muss sich am Donnerstag auf der großen politische­n Bühne präsentier­en. Die Rede zur Lage der Nation steht an. Und während in einem Wahljahr ohnehin alle genauer zuhören, was der Präsident dem Land zu sagen hat, ist Bidens Auftritt heuer noch riskanter. Bei ihm geht es nicht nur darum, was er sagt – sondern auch darum, wie er es sagt. Er muss vital erscheinen, ansonsten stehen ihm wieder Negativsch­lagzeilen ins Haus.

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[AFP/Getty Images] Nikki Haley verkündete ihren Rückzug am Dienstag an ihrem Wohnort, Daniel Island.

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