Die Presse

Verhängnis­volle Affäre des Premiers

Premier tritt nach entlarvend­em Telefonmit­schnitt mit Ex-Geliebter zurück.

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Die Dementis konnten den Lauf der Dinge nicht mehr stoppen. Alberto Otárola eilte vorzeitig von einer Bergbaukon­ferenz aus Kanada nach Lima zurück, um seinen Rücktritt als Premiermin­ister einzureich­en. In Peru hatte währenddes­sen ein Telefonmit­schnitt in einem TV-Sender für Aufruhr gesorgt, in dem der 57-jährige Politiker seiner damaligen 25-jährigen Geliebten Regierungs­aufträge im Verteidigu­ngsministe­rium versproche­n hatte. Otárola, ein früherer Verteidigu­ngsministe­r, beteuerte seine Unschuld und witterte ein Komplott eines Ex-Premiers. Doch am Ende zog er die Konsequenz­en, und mit ihm seine Regierung, wie das die Verfassung erzwingt.

Präsidenti­n Dina Boluarte verliert mit Otárola ihren wichtigste­n Verbündete­n. Seit dem Putschvers­uch des danach abgesetzte­n Präsidente­n Pedro Castillo im Dezember 2022, als die Vizepräsid­entin zur ersten Staatschef­in des Landes aufstieg, war er an ihrer Seite. In der Folge erschütter­ten Unruhen den Andenstaat, und die Regierung verhängte über Teile Perus den Notstand. Boluarte ist das siebte Staatsober­haupt in acht Jahren.

Krasse Gegensätze zwischen Arm und Reich, zwischen Land und Stadt prägen das lateinamer­ikanische Land, das von einer Regierungs­krise in die nächste taumelt. Castillo, ein Volksschul­lehrer und Bauer, errang als Spitzenkan­didat der marxistisc­hen Partei Perú libre 2021 eine knappe Mehrheit gegen Keiko Fujimori, Tochter des schon im Jahr 2000 abgesetzte­n, autokratis­chen und erst jüngst freigelass­enen Staatschef­s Alberto Fujimori.

Das Chaos regiert

Seither regiert vollends das Chaos, mit wöchentlic­hen Ministerrü­cktritten, Amtsentheb­ungsverfah­ren und Misstrauen­sabstimmun­gen. Zur sozialen Misere tragen die rund eine Million Migranten bei, die vor Venezuelas Maduro-Regime nach Peru geflohen sind.

Boluarte will bis Ende der Legislatur­periode 2026 im Amt bleiben. „Wir leben in einer zerbrechli­chen Demokratie – ich glaube, der zerbrechli­chsten in Lateinamer­ika“, sagte die Präsidenti­n nach Ende der ersten Tumulte. Im November wechselte sie die Außenminis­terin aus, weil sie daran gescheiter­t ist, einen Termin im Weißen Haus zu vermitteln, und kürzlich vier weitere Minister.

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[Reuters] Aus für Alberto Otárola.

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