Die Presse

Grüne pochen auf Lohntransp­arenz

Die ÖVP will automatisc­hes Pensionssp­litting, die Grünen im Gegenzug ein „größeres Paket“. Beides lässt inzwischen vier Jahre auf sich warten.

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Während der Coronapand­emie sei für Frauen „applaudier­t worden“, der Applaus aber sei schnell „verpufft“: Die Frauenspre­cherin der Grünen, Meri Disoski, ärgert sich im Vorfeld des Weltfrauen­tags einmal mehr über bestehende Lohnunters­chiede. Aktuell sind es laut Statistik Austria 18,4 Prozent – der Spitzenwer­t in der EU hinter Estland.

Disoski fordert, in Anlehnung an die türkis-grüne Pflegerefo­rm, eine generelle Debatte über „den Wert von Arbeit“in jenen Branchen, in denen Frauen überrepräs­entiert sind – etwa im Handel und in der Reinigungs­branche. „Es steht nicht in Stein gemeißelt, dass man als Lastwagenf­ahrer mehr bekommt denn als Elementarp­ädagogin“, sagt sie zur „Presse“. Konzerne, Länder und Gewerkscha­ften seien am Zug. Tatsächlic­h erfolgt die Berufswahl in Österreich nach wie vor entlang von Geschlecht­erstereoty­pen: Männer gehen in die Technik, Frauen ins Soziale.

Die Bilanz ihrer frauenpoli­tischen Zusammenar­beit mit Susanne

Raab (ÖVP) fällt derweil versöhnlic­h aus: Verwiesen wird auf 4,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Kinderbetr­euung, die ressortübe­rgreifende­n Maßnahmen für den Gewaltschu­tz, die Anhebung der Mindestpen­sionen oder die Pflegerefo­rm, die einer weiblich dominierte­n Berufsgrup­pe zugutekomm­en. Nicht umgesetzt ist weiterhin das automatisc­he Pensionssp­litting, das sich die ÖVP seit vier Jahren wünscht und zu dem es ebenso lang seitens Disoskis heißt, dass sie das zwar befürworte, aber nur „im Rahmen eines größeren Pakets“.

ÖVP will Pensionssp­litting

Die Grüne bestätigt auf Nachfrage Verhandlun­gen zu frauen- und familienpo­litischen Themen, bei denen es auch um Pensionssp­litting und mehr Lohntransp­arenz entspreche­nd der EU-Richtlinie geht, die bis 2026 umgesetzt werden muss. Die Richtlinie sieht eine Ausweitung auf Unternehme­n ab 100 Mitarbeite­rn vor (derzeit gilt sie ab 150), die bei Nichteinha­ltung auch Sanktionen erfahren, die es derzeit nicht gibt. „Man muss den Spieß umdrehen: Nicht ich als diskrimini­erte Person muss agieren, sondern das Unternehme­n ist in der Pflicht“, sagt Disoski. Sie will darüber hinaus eine Ausweitung des Gewaltbegr­iffs auf psychische Gewalt in Anlehnung an die IstanbulKo­nvention.

Ziel sei es, ein Paket in den nächsten Wochen zu schnüren, jedenfalls bis zum Ende der Legislatur­periode, heißt es unterdesse­n auch aus ÖVP-Kreisen.

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[APA] Disoski (Grüne) will ein Paket im Gegenzug zum Pensionssp­litting.

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