Spark Art Fair Vienna: Im Zentrum der Kunst
Die künstlerischen Leiter der Spark Art Fair Vienna, Walter Seidl und Jan Gustav Fiedler, über internationale Neuzugänge, die weiterhin starke Präsenz der österreichischen Kunstszene und die spannende Arbeit des Kurator*innenboards.
2024 findet die Spark Art Fair Vienna zum dritten Mal in der MarxHalle statt. Wie ist die Resonanz auf die erste Ausgabe mit dem neuen Leitungsteam?
Walter Seidl: Sehr positiv. Alle freuen sich auf die Messe. Es gab viele Stimmen, die sagten, dass sie die Spark Art Fair Vienna im Vorjahr vermisst haben. Umso mehr blicken wir mit großer Spannung und Vorfreude auf die Eröffnung am 14. März.
Jan Gustav Fiedler: Wir haben das vergangene Jahr genutzt, um die Messe zu internationalisieren. Zum ersten Mal sind heuer Galerien aus Südamerika, den USA und Afrika vertreten. Wir haben in den Monaten zwischen unserer Bestellung – diese war im Dezember 2022 – und jetzt intensiv daran gearbeitet, dass die Spark Art Fair zwar Bewährtes weiterführt, aber doch anders wird.
Warum setzen Sie weiterhin auf Solopräsentationen innerhalb der Messestände?
Seidl: Weil dieses Format einzigartig ist und vor allem die Künstler*innen extrem positiv darauf reagieren. Wir präsentieren eine kuratierte Messe, heuer zum Thema „Die Stadt im Dialog“. Das heißt für uns Kuratorinnen und Kuratoren, dass wir die Messe ähnlich angehen wie die Gestaltung einer Schau in einem Museum. Uns war wichtig, dass die Gesamtheit der Stände fast wie eine Ausstellung wahrgenommen werden kann. Es geht natürlich auch um den Verkauf, aber das Ziel war außerdem, das Ganze kuratorisch bestmöglich zu begleiten.
Fiedler: Die Stände haben alle die gleiche Größe. Daran kann man unseren demokratischen Ansatz ablesen. Das ist essenziell für die Spark Art Fair. Daran wird heuer und auch in Zukunft nicht gerüttelt.
Seidl: Als Bereicherung kommt ein parallel zum Messeangebot laufendes Film- und Talksprogramm dazu. Wir haben Künstler*innen und Kurator*innen eingeladen, Filme zu präsentieren und Diskursveranstaltungen durchzuführen.
Worum werden sich die Talks drehen?
Seidl: Es wird darin über die Rolle und Aufgaben von Museen, Diversität, Künstliche Intelligenz, Sammlungstätigkeit, Biennalen sowie verschiedenste Themen rund um Ausstellungstätigkeiten gesprochen. Es geht uns auch hier um einen guten Mix.
Fiedler: Internationale Kurator*innen und Gäste werden in den Talks dabei sein. So kann man der Öffentlichkeit nochmals anders präsentieren, wie wir mit Wien und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern und vor allem mit den hier arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern verbunden sind.
Heißt mehr internationale Beteiligung auch, dass weniger Wiener Galerien und Künstler*innen vertreten sind?
Seidl: Nein, das heißt es nicht. Es hat sich durch die Gründung einiger junger Galerien in den vergangenen Jahren in Wien diversifiziert. Die Anzahl ist die gleiche, aber die Mischung ist eine andere.
Fiedler: Wir haben ein insgesamt größeres Teilnehmer*innenfeld. Was die Auslastung der Marx-Halle betrifft, sind wir am oberen Limit angekommen – wir sind also in jeder Hinsicht gewachsen.
Seidl: Wir haben diesmal mehr als 90 Galerien, mehr Stände fasst die historische Marx-Halle nicht.
Wie konnten Sie die Wiener Galerien begeistern, erneut so stark vertreten zu sein?
Seidl: Wir hatten im Vorjahr viele intensive Gespräche, die etwaige Unsicherheiten ausgeräumt haben. Die Teilnahme zahlreicher internationaler Galerien war sicher für viele auch Ansporn, bei der Spark dabei zu sein. Die Aufstellung von uns Kurator*innen als vierköpfiges, international ausgerichtetes Team hat viele Galerien überzeugt. Die Aussteller*innen finden gut, dass wir an den Solopräsentationen der Künstler*innen festhalten. Dadurch gibt es für die Galerien die Möglichkeit, junge Kunstschaffende zu präsentieren und am Markt zu testen.
Welche österreichischen Galerien sind heuer dabei?
Seidl: Einerseits haben wir die Etablierten dabei, darunter Galerie Krinzinger, Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Christine König und Georg Kargl Fine Arts. Fiedler: Andererseits kommen junge, aufstrebende Wiener Galerien wie die City Galerie und die Barvinskyi Gallery zur Messe. Es war uns wichtig, diese einzubinden. Auch das sorgt international für Aufsehen.
Seidl: Es wird eine gute Mischung aus etablierten und aufstrebenden Galerien und Künstler*innen geben.
Fiedler: Das spiegelt unsere Position wider: Wir wollen eine große Bandbreite zeigen und so auch neue Besucher*innen- und Käufer*innenschichten ansprechen.
Im vorigen Jahr fand die Spark Art Fair nicht statt. Was waren die Gründe dafür?
Seidl: Das war eine ganz andere Ausgangslage. Wir waren erst kurz vor Weihnachten als neue künstlerische Leiter bestellt worden. Eine Messe in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen ist einfach nicht möglich. Fiedler: Natürlich hätten wir die Halle trotzdem voll bekommen, aber wir wollten Qualität, nicht Quantität. Wir konnten nicht verantworten, eine Messe zu machen, die nicht unseren Standards entspricht.
Wie sind Sie etwaiger Skepsis der Galerien nach dem Jahr der Absage begegnet?
Seidl: Wir waren in Österreich, in Deutschland und natürlich international bei sehr vielen potenziellen Galerien, um unser Konzept und unsere Ideen zu präsentieren. Fiedler: Wir haben in diesen Gesprächen sehr schnell bemerkt, dass der Standort Wien sehr interessant ist. Das merkten wir außerdem an der Resonanz der Sammler*innen. Diese kommen sehr gerne nach Wien. Unsere Location, die Marx-Halle, ist ebenfalls ein gutes
Argument für eine Teilnahme oder einen Besuch bei der Spark. Durch den Schwerpunkt auf das Thema „Die Stadt im Dialog“möchten wir Wien als Kulturort, der in die Welt hinausstrahlt, zum Mittelpunkt machen. Durch die Geschichte, die Historie kommt noch mehr Leben hinein. Dieses Gesamtkonzept hat alle überzeugt, auch die Kooperationspartner unter den Museen.
Wer ist heuer unter den MuseumsPartnern?
Fiedler: Alle relevanten Museen vom Kunsthistorischen Museum über das Belvedere bis zum Leopold Museum. Einige von ihnen kommen mit ihren Freundeskreisen und haben eigene Führungen für diese auf der Messe. Die Partnerschaften bewirken, dass wir noch stärker in der Stadt verwurzelt sind.
Sie zeigen beispielsweise auch Arbeiten von Anna Jermolaewa, die
Konzeptkünstlerin, die Österreichs Beitrag für die 60. Kunstbiennale in Venedig gestalten wird. Was schätzen Sie an ihrer Arbeit?
Seidl: Ich freue mich sehr, dass sie auf der Spark Art Fair dabei ist. Ich habe mit ihr bereits vor über 20 Jahren das erste Mal gearbeitet. Ich finde interessant, wie sie etwa mit dem Thema Migration umgeht – auch auf humoristische Weise. Fiedler: Ich war vorher freier Kurator – und setze bei der Arbeit für die Spark meine Bestrebungen fort, Künstlerinnen und Künstlern, die eine starke Stimme haben, die bestmögliche Bühne zu bieten. Wir möchten ermöglichen, dass sie ihre Gedanken mit dem Publikum teilen können. So eben auch Anna Jermolaewa.
Wie teilen Sie beide sich die Arbeit auf? Und wie mit Marina Fokidis und Christoph Doswald, die ebenfalls dem „Curatorial and Advisory Board“der Spark Art Fair Vienna angehören?
Seidl: Jeder bringt seine Expertise und die mit ihm oder ihr verbundenen Galerien ein. Es ist nicht notwendig, dass wir überall gemeinsam auftreten. Wir können hier gut parallel arbeiten.
Sie haben heuer eine hohe weibliche Beteiligung. War das Absicht?
Seidl: Wir hatten bereits in den vorangegangenen Ausgaben eine hohe weibliche Beteiligung. Das ist nicht geplant, sondern ein realistisches Abbild der internationalen Kunstszene, in der Frauen längst eine große und bedeutende Stimme haben.
Fiedler: Darüber hinaus möchten wir den Kulturstandort Wien miteinbinden; die ganze Szene, die Künstlerinnen und Künstler, die hier leben – etalierte genauso wie junge. Natürlich freuen sich internationale Gäste, Sammlerinnen und Sammler, wenn sie hier Werke von Franz West sehen. Es gibt aber auch immer wieder Neuentdeckungen. Man kann sagen: Wir möchten die Internationalisierung vorantreiben, ohne den Fokus auf Österreich zu verlieren.
Welche Kunstformen stehen heuer im Fokus?
Seidl: Da gibt es nichts, was es bei uns nicht gibt: Malerei, Skulptur, Fotografie, Video bis hin zu KI-generierten Werken.
Fiedler: Wir zeigen zum Beispiel erstmals in Österreich Refik Anadol mit einer großformatigen Arbeit. Der Vorteil der Marx-Halle ist, dass sie die Möglichkeit bietet, durch die Offenheit der Stände für so etwas Platz zu haben.
Seidl: In der Marx-Halle haben wir jegliche Technik zur Verfügung, die benötigt wird. Nicht nur, was Großformate wie dieses betrifft. Das kommt unserem Wunsch entgegen, nicht nur eine Messe mit vielen gleich großen Ständen zu machen, sondern etwas, das einer Ausstellung sehr nahekommt.
‘‘ Es wird eine gute Mischung aus etablierten und aufstrebenden Galerien, Künstlerinnen und Künstlern. Walter Seidl
Haben Sie dabei auch Künstlerinnen und Künstler selbst gewählt oder ist das immer der Galerie überlassen?
Fiedler: Wir haben teils Galerien aufgrund von bestimmten Positionen eingeladen, oft ist es aber die Entscheidung der Galerie, welchen Künstler oder welche Künstlerin sie zeigen will. Wir sind dazu in ständigem Austausch.
Seidl: Das Kuratorinnen- und Kuratorenteam hat sich mit allen künstlerischen Werken ganz genau auseinandergesetzt. Auf dieser Basis haben wir die Platzierung der
Stände ausgearbeitet und die gesamte Messe konzipiert. Wir wollten Stände und Künstler*innen nach inhaltlichen Affinitäten zusammenbringen.
Fiedler: Gleichzeitig haben wir eine sehr hohe preisliche Bandbreite, die für potenzielle Käufer*innen höchst interessant ist: Bei der Spark sind Werke zum Preis von einigen hundert bis über eine Million Euro erhältlich. Es ist für jede und jeden etwas dabei.
Über das digitale Spark Studio und den virtuellen Rundgang kann man bei der Spark Art Fair Vienna dabei sein, auch wenn man nicht anreisen kann. Was wird es online alles zu erleben geben?
Seidl: Alle Galerien können ihre Künstlerinnen und Künstler online promoten. Am Tag vor dem Messebeginn werden wir die gesamte Messe als 3-D-Modell Interessierten aus aller Welt zugänglich machen.
Dadurch ist ein virtueller Rundgang für alle möglich. Man kann frei durch die Spark navigieren, wie man möchte.
Fiedler: Außerdem werden während der Messetage Interviews mit anwesenden Künstlerinnen und Künstlern geführt, die auch im Nachhinein einsehbar bleiben werden. Jene Leute, die noch nie hier waren, können sich umso besser vorstellen, was wir auf der Spark Art Fair alles bieten.
Man kann sagen: Wir möchten die Internationalisierung vorantreiben, ohne den Fokus auf Österreich zu verlieren. Jan Gustav Fiedler