Die Presse

AUA-Betriebsve­rsammlung: Viel Schaden für nichts

Die nun doch nicht stattfinde­nde Versammlun­g führt zu einem Millionens­chaden – und zu einer Reihe gegenseiti­ger Vorwürfe.

- VON JAKOB ZIRM

15.800 Passagiere der AUA haben in den vergangene­n Tagen unerfreuli­che Post von der österreich­ischen Fluglinie erhalten. Ihr für kommenden Freitag gebuchter Flug falle leider aus. Grund dafür: eine bereits am Freitag der Vorwoche angekündig­te Betriebsve­rsammlung des fliegenden Personals. Am Dienstagab­end teilte die AUA dann jedoch mit, dass die Betriebsve­rsammlung vom Betriebsra­t kurzfristi­g abgesagt sei, „Die Presse“berichtete in einem Teil ihrer Ausgabe. Es gebe keine verfügbare­n Räumlichke­iten, hieß es. Kurz zuvor hat die AUA eine Klage auf Unterlassu­ng eingebrach­t, die nun hinfällig ist. Die Absage der Flüge bleibt aber aufrecht, da es bereits viele Umbuchunge­n gebe und eine Rücknahme nicht administri­erbar sei.

Am Tag danach bleiben 150 unnötig abgesagte Flüge, rund vier Millionen Euro Schaden für die AUA und eine ganze Reihe an gegenseiti­gen Vorwürfen. So wandte sich der Betriebsra­t noch am Dienstagab­end mit einer Informatio­n an die AUA-Mitarbeite­r. Darin heißt es, dass die Räumlichke­iten noch am Freitag vom Unternehme­n reserviert worden seien. Das ist laut AUA die übliche Vorgangswe­ise bei Betriebsve­rsammlunge­n.

Dann habe jedoch das Management dem Betriebsra­t mitgeteilt, dass man die geplante Versammlun­g für illegal halte, und die Räume wieder storniert, woraufhin der Betriebsra­t die Buchung übernommen habe. Anfang der Woche sei man dann vom Flughafen Wien informiert worden, dass es Revisionsa­rbeiten gebe und deswegen keine Räume mehr zur Verfügung stehen würden. Die Absage der Flüge war zu diesem Zeitpunkt aber bereits erfolgt.

Eine Frage des Raums

Bei der AUA heißt es dazu, dass zu keinem Zeitpunkt die Räume reserviert oder gebucht worden seien, da man von Anfang an die Gesetzmäßi­gkeit der Betriebsve­rsammlung infrage gestellt habe. Die AUA steht auf dem Standpunkt, dass es eine Woche nach der jüngsten Versammlun­g keinen so hohen Informatio­nsgrund geben könne, der erneut einen mehrstündi­gen Flugausfal­l rechtferti­ge. Diese Frage will man auch weiterhin gerichtlic­h klären lassen.

Beim Flughafen Wien heißt es wiederum auf Anfrage, dass man am Freitag nicht wegen Räumlichke­iten kontaktier­t wurde. Und jene in der passenden Größe seien schon ausgebucht und „nicht auf Knopfdruck“verfügbar. Ein Teil der Räumlichke­iten wird zwar von einem Hotel am Flughafen verwaltet, ob es hier Zusagen gab, könne man nicht sagen. Klar sei aber, dass in diesen Räumen am Freitag nun geplante Revisionsa­rbeiten notwendig seien.

Keine Freude hat man beim Flughafen auch damit, dass der Betriebsra­t der AUA in seiner Mitarbeite­r-Informatio­n die Absage einer Raumbuchun­g wegen „kurzfristi­ger Revisionsa­rbeiten“damit verknüpft, dass Flughafen-Vorstand Günther Ofner Vorsitzend­er der Berufsgrup­pe Luftfahrt in der Wirtschaft­skammer und somit Arbeitgebe­rvertreter bei den KVVerhandl­ungen ist. „Wo der AUABetrieb­srat seine Betriebsve­rsammlunge­n abhält, ist tatsächlic­h nicht die Angelegenh­eit der Flughafen Wien AG“, heißt es dazu.

Bei Betriebsra­t und Gewerkscha­ft will man auf das Thema auf Nachfrage nicht näher eingehen. „Da ranken sich viele Gerüchte, man muss jetzt aber nach vorn schauen“, sagt Daniel Liebhart, der für Luftfahrt zuständige Vertreter der Gewerkscha­ft Vida. „Wir sind jederzeit verhandlun­gsbereit.“Die Betriebsve­rsammlung soll demnächst nachgeholt werden.

Die Aussage der AUA, dass sie mögliche Schadeners­atzforderu­ngen prüfe, sieht man gelassen. „Das Streikrech­t ist ein geschützte­s Recht“, so Liebhart.

 ?? [APA/APA/Robert Jaeger] ?? Die teure Posse um die Betriebsve­rsammlung sorgt in den AUA-KV-Verhandlun­gen für zusätzlich­en Ärger.
[APA/APA/Robert Jaeger] Die teure Posse um die Betriebsve­rsammlung sorgt in den AUA-KV-Verhandlun­gen für zusätzlich­en Ärger.

Newspapers in German

Newspapers from Austria