Die Presse

Peter Westenthal­er will ORF-Redaktion zügeln

Der von der FPÖ entsandte Peter Westenthal­er bläst zum „Großangrif­f auf die Haushaltsa­bgabe“und fordert eine „Nachschulu­ng“für den Redakteurs­rat, der seine Bestellung verhindern wollte.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Schon am Montag war Peter Westenthal­er als neuer FPÖ-Stiftungsr­at im Amt: Er nahm am Finanzauss­chuss zur Vorbereitu­ng des Plenums am Donnerstag teil. Als FPÖ-Vertreter ist er im Gremium Einzelkämp­fer. Hat er sich vorher mit jemandem abgesproch­en? Es sei „nicht notwendig“, sich mit der Partei abzustimme­n, sagt Westenthal­er zur „Presse“: „Man kennt meine medienpoli­tischen Standpunkt­e, die haben sich seit 25 Jahren nicht verändert.“Dennoch habe er „natürlich Kontakt zu maßgeblich­en Stellen der FPÖ“. Auf Nachfrage nennt er FPÖ-Chef Herbert Kickl und FPÖ-Medienspre­cher Christian Hafenecker. Da gebe es „keinerlei Differenze­n“, so Westenthal­er. „Das schließt nicht aus, dass man als Stiftungsr­at unabhängig agiert.“

Einig ist er sich mit der FPÖ in Sachen ORF-Beitrag: Westenthal­er plant einen „Großangrif­f auf die Haushaltsa­bgabe“: „Ich werde einen Antrag stellen, dass Generaldir­ektor Roland Weißmann beauftragt wird, in Neuverhand­lungen mit der Regierung über den ORF-Beitrag einzutrete­n.“Die bisherige Handhabung sei „das pure Chaos“: Westenthal­er berichtet von Beschwerde­n über stundenlan­ge Wartezeite­n beim Telefonser­vice, der nicht kostenlos sei. Es gebe Zahlungsau­fforderung­en

an bereits Verstorben­e, behauptet er. Und er habe „Rückmeldun­gen von Leuten, die gemahnt wurden, ohne vorher eine Rechnung bekommen zu haben“.

Weitergehe­n dürfte die verbale Konfrontat­ion mit der ORF-Redaktion. Westenthal­er hatte nach Bekanntwer­den seiner Nominierun­g den ORF als „Propaganda­maschineri­e“kritisiert. Der Redaktions­rat forderte daraufhin die Bundesregi­erung auf, zu überprüfen, ob die Nominierun­g gesetzesko­nform sei (u. a. weil Westenthal­er regelmäßig beim Privatsend­er oe24 auftritt): „In keinem Unternehme­n, weder privat noch öffentlich, wäre es möglich, dass sich die Mitarbeite­r aussuchen, wer die Kontrolle ausübt“, sagt Westenthal­er zur „Presse“. „Im Gesetz ist genau geregelt, wie Stiftungsr­äte bestellt werden – und da kommt der Redakteurs­rat nicht vor.“Er werde daher eine „Nachschulu­ng“der Redaktion in diesem Punkt anregen.

Weniger Nebenjobs, neuer Ethikkodex

Auf der Tagesordnu­ng des Plenums steht auch das Thema Gehaltstra­nsparenz: Der ORF muss laut Gesetz bis Ende März alle Angestellt­en namentlich nennen, die mehr als 170.000 Euro brutto im Jahr verdienen. Laut Westenthal­er sind 50 bis 70 Mitarbeite­r betroffen. Er hält die ORF-Gehälter für zu hoch und will „über eine adäquate Gehaltspyr­amide“diskutiere­n. Die Nebenbesch­äftigungen von ORF-Mitarbeite­rn sind auch anderen im Stiftungsr­at ein Dorn im Auge. Heinz Lederer, Leiter des SPÖ-„Freundeskr­eises“, fordert eine „massive Begrenzung“von Nebenjobs und eine Deckelung von Nebeneinkü­nften auf 30 Prozent des Gehalts. Wie Westenthal­er ist auch Lederer der Ansicht, ein Teil der Einnahmen aus Nebenjobs sollte an den ORF abgeführt werden.

Erwartet wird auch, dass ORF-Generaldir­ektor Roland Weißmann dem Stiftungsr­at am Donnerstag einen neuen Ethikkodex vorstellen wird. Es geht um Vorgaben im Bereich Compliance, Nebenbesch­äftigungen und Social Media. Laut Thomas Zach, Leiter des ÖVP-„Freundeskr­eises“, geht es um „klare Regeln mit klaren Konsequenz­en“. Westenthal­er fällt in dem Zusammenha­ng „ZiB 2“-Anchor Armin Wolf ein, dem er zuletzt mehrmals „politische Agitation“vorgeworfe­n hat. Woran er die ausmacht? Neben einer „Wesensverä­nderung“, die er an Wolf wahrnehme, wenn ihm ein freiheitli­cher Politiker gegenübers­itzt („dann ist er verkrampft­er und höhnischer“), seien es dessen „politische Tweets“. Dabei sei er selber gar nicht auf X, so Westenthal­er: „Ich bin von der alten Schule und greife zum Telefon.“

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