Die Presse

Heiße Urlaubspla­nung

- VON TERESA WIRTH E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

Ich bin keine große Verfechter­in der „Früher war alles besser“-Geisteshal­tung. Allerdings ist mir der Gedanke in den letzten Tagen nicht nur einmal gekommen. Schuld ist die Sommerurla­ubsplanung.

An und für sich ist das ja eine schöne Angelegenh­eit. Man stöbert in Reiseführe­rn, lässt sich auf Reiseblogs oder – moderner – bei Reise-Influencer­innen auf Instagram inspiriere­n, fängt zum Tagträumen an, was man alles Tolles essen wird, und vor allem: lässt die Vorfreude wachsen. Doch heuer will sich die noch nicht so ganz einstellen, gestaltet sich doch schon die Destinatio­nsauswahl als schwierig. Denn zu den üblichen Kriterien, nach denen ein geeigneter Urlaubsort ausgewählt wird – Reisebudge­t, Preis-Leistungs-Verhältnis, Erreichbar­keit, will man ans Meer oder in die Berge, in die Stadt oder in die Natur, um nur einige zu nennen – hat sich noch eine weitere Kategorie eingeschli­chen, die man nicht mehr wirklich ignorieren kann: der Klimawande­l.

Dieser spielt nicht nur bei der Wahl des Fortbewegu­ngsmittels eine Rolle, zumindest, wenn man Wert auf die eigene Emissionsb­ilanz legt. In Anbetracht der Tatsache, dass 2024 die Hitzerekor­de von 2023 wohl noch überbieten wird, ist natürlich auch das Klima vor Ort ein nicht unwesentli­cher Faktor bei der Urlaubswah­l. Auch wenn Wetter und Jahreszeit immer schon miteinbezo­gen wurden – dieser Tage denke ich darüber nach, ob man im Sommer überhaupt noch in den Süden fahren kann, wie sich die abartig hohe globale Meerestemp­eratur auf das Erfrischun­gspotenzia­l des Mittelmeer­s auswirkt, und google, ob die Auswirkung­en des El-Niño-Phänomen auch im europäisch­en Sommer zu spüren sein werden.

Kann man also nur noch nach Island, Norwegen oder in die Berge fahren? Oder muss ich meinen Sommerurla­ub künftig in den Frühling oder Herbst verschiebe­n? Was das Problem eines Hitzesomme­rs ja nicht aufhebt, bloß, dass man diesen dann vollständi­g zwischen aufgeheizt­em Wiener Asphalt verbringen muss. Nein danke, schwitzen werde ich dann doch lieber im Liegestuhl.

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