Stillstand an diplomatischer Nahost-Front
Hamas verließ Verhandlungen in Kairo. Netanjahu zu Krieg entschlossen.
John Kirby müht sich bei seinen Pressekonferenzen im Weißen Haus um Zweckoptimismus. Der Sprecher der Biden-Regierung und zugleich des nationalen Sicherheitsrats, ein Admiral, gestand zwar seine Enttäuschung über das Hin und Her bei den Verhandlungen in Kairo über einen Geiseldeal und eine Feuerpause im Gazastreifen ein, die de facto zum Stillstand gekommen sind. Doch Kirby wollte die Hoffnung nicht aufgeben, bis zu Beginn des Ramadan am Sonntag eine Übergangslösung zu erreichen.
Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Die Hamas verließ am Donnerstag die ägyptische Hauptstadt, angeblich zu Konsultationen über die weitere Vorgangsweise. Israel hat gar nicht erst eine Delegation hingeschickt, weil Benjamin Netanjahu der Terrororganisaton „wahnhafte“Forderungen vorwirft. So strebt die Hamas einen permanenten Waffenstillstand an, was Israel kategorisch ablehnt.
Revolte in Jerusalem?
Der israelische Premier richtet sich derweil auf eine intensive Kriegsphase ein. Die Zeichen stehen auf Offensive. Israel hat der Hamas ein Ultimatum gestellt: entweder ein Abkommen bis zum Ramadan-Beginn oder eine Großoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens. Er gab die Devise aus: „Wenn der internationale Druck zunimmt, müssen wir die Reihen schließen. Wir müssen gegen die Versuche zusammenstehen, den Krieg zu beenden. Wer uns vorschreibt, nicht in Rafah zu handeln, sagt uns, den Krieg zu verlieren – und das wird nicht passieren.“US-Präsident Joe Biden und zahlreiche westliche Staats- und Regierungschefs sowie Diplomaten haben zuletzt den Druck auf die Regierung in Jerusalem erhöht.
Ismael Hanijeh, Exilführer der Hamas und Verhandlungsführer, droht indessen mit einer Revolte im Ramadan rund um die al-Aksa-Moschee in Jerusalem, einem Heiligtum der Muslime. Israel hat die Sicherheitsmaßnahmen verschärft und den Zugang für die Gebete geregelt. (vier)