Die Presse

René Benko und die Interventi­on der „Zwillinge“in der Finanz

Der Untersuchu­ngsausschu­ss dreht sich um neun Millionen Euro Steuergeld für ein Flugzeug und rätselhaft­e Vorgänge um den Signa-Steuerakt.

- VON MARTIN FRITZL

Und wieder drehte sich alles um René Benko: Auch am zweiten Tag des Cofag-U-Ausschusse­s stand der Signa-Gründer im Mittelpunk­t. War es an Tag eins das 26Millione­n-Euro-Gehalt, das für Aufsehen sorgte, so ging es an Tag zwei um die steuerlich­e Sonderbeha­ndlung, die dem Unternehme­r zuteilwurd­e.

Geladen waren zwei Finanzbeam­te, die sich für eine strengere Beurteilun­g der Causa Ärger eingehande­lt haben: Werner L., pensionier­ter Leiter eines Wiener Finanzamts, war für die Causa Goldenes Quartier zuständig. Signa hatte eine Gesellscha­ft mit Immobilie ohne Gewinn an eine BenkoStift­ung in Luxemburg verkauft, die wiederum verkaufte sie zwei Wochen später mit 54 Millionen Euro

Gewinn weiter. Dieser Gewinn sei zum Großteil in Österreich angefallen und auch hier zu versteuern, so die Meinung des Finanzbeam­ten, der für 50 Millionen Euro Körperscha­ftsteuer vorschreib­en wollte – was einer Steuerbela­stung von 12,5 Millionen Euro entspricht. Signa wollte das nicht akzeptiere­n und bot an, für 36 Millionen Euro Steuer zahlen zu wollen, was wiederum L. ablehnte.

Signa verlegte daraufhin den Firmensitz nach Innsbruck, das dortige Finanzamt akzeptiert­e bereits nach wenigen Tagen die 36 Millionen Bemessungs­grundlage. An fehlender Informatio­n lag es nicht, L. hatte seine Sicht der Dinge in einem elektronis­chen Aktenverme­rk (Elak) festgehalt­en – sehr zum Ärger von Sektionsch­ef Eduard Müller, später Finanzmini­ster und jetzt FMA-Chef: Der habe sich in einer Sitzung furchtbar aufgeregt und sei sehr laut geworden, weil er den Elak nicht unter Verschluss genommen habe. Es sei übrigens das einzige Mal gewesen, dass er mit Müller Kontakt wegen eines einzelnen Steuerverf­ahrens gehabt habe. Um Benkos Privatflug­zeug ging es in dem zweiten Fall: Es gehört einer Gesellscha­ft, in der Benko selbst Kommanditi­st ist.

Da diese Gesellscha­ft fortlaufen­d Verluste schrieb, konnte Benko diese mit seinem Einkommen gegenrechn­en – und musste neun Millionen Euro weniger Steuer zahlen. Eine derartige Konstrukti­on wird von der Finanz im Normalfall nicht akzeptiert, eine Gesellscha­ft, die auf Dauer Verluste schreibt, wird als Liebhabere­i eingestuft.

Schmid: „Flieger geklärt“

Bei Benko war das nicht der Fall, und auch hier war es ein Tiroler Finanzamt, nämlich Kufstein/ Schwaz, das für den freundlich­en Bescheid verantwort­lich war. Wie das zustande gekommen ist, wird noch zu klären sein, auch die Frage, warum Schwaz-Kufstein überhaupt zuständig war. Das konnte sich auch die zweite Auskunftsp­erson, Erich L. vom Finanzamt für Großbetrie­bsprüfunge­n, nicht erklären.

Oder vielleicht doch? Die später bekannt gewordenen Chats von Thomas Schmid, dem damaligen Generalsek­retär im Finanzmini­sterium, würden eine Erklärung bieten. „Flieger geklärt“, heißt es da in einer Nachricht von Schmid an René Benko. Die Großbetrie­bsprüfung

hat den Privatflie­ger dann doch noch als Liebhabere­i eingestuft und fordert nun einen Teil der Steuerersp­arnis, nämlich vier Millionen Euro, zurück. Die Prüfung anderer Steueropti­mierungsmo­delle läuft noch. Da geht es beispielsw­eise um Benkos Luxusjacht und das Chalet am Arlberg.

Interventi­on für Baha?

Erich L. berichtete auch über andere Fälle. Sein Team habe im Rahmen eines OECD-Projekts auch die Besteuerun­g reicher Personen in Österreich geprüft, was „Störfeuer“ausgelöst habe: Es habe Vorsprache­n im Ministeriu­m gegeben, Prüfer seien untergriff­ig angegriffe­n und schlechtge­macht worden, die Arbeit sei lahmgelegt worden, indem umfangreic­he Berichte angeforder­t wurden. Um wen es bei den Interventi­onen ging? L. nennt eine Gesellscha­ft im Umfeld von Superfund-Gründer Christian Baha.

Aber: „Seit die Zwillinge nicht mehr im Ministeriu­m sind, sind solche Vorfälle nicht mehr vorgekomme­n.“Als „Zwillinge“habe man im Ministeriu­m Schmid und Müller bezeichnet. Müller habe sich immer wieder in Verfahren eingebrach­t, „einmal mehr, einmal weniger“.

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[APA/Roland Schlager] Der U-Ausschuss beschäftig­t sich weiter mit René Benko.

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