Die Presse

Ist der Diesel jetzt wieder salonfähig?

Bei Mazda stand er nie infrage, nun zieht auch die Nachfrage wieder an. Wir prüfen Für und Wider im CX-5.

- VON TIMO VÖLKER

Die Trickserei­en vieler Hersteller bis hin zum Betrug haben einer Antriebsar­t weitgehend den Garaus gemacht, die über Jahrzehnte hinweg die Fürsorge der europäisch­en Verkehrspo­litik genoss.

Irgendwann in den Achtzigern hatte man im modernen Selbstzünd­er – sparsam, spaßig zu fahren und (behauptet) sauber – einen Weg zur Reduzierun­g der CO2Emissio­nen und einen potenziell­en Exportschl­ager erkannt. Mercedes und VW waren schon darangegan­gen, die USA mit europäisch­er Dieseltech­nologie zu erobern (was mit dem Auffliegen des Abgasbetru­gs 2015 abrupt enden sollte).

Dieselsteu­erprivileg (der in der Herstellun­g teurere Kraftstoff kostete an der Tankstelle stets weniger als Benzin), beide Augen zugedrückt bei den Schadstoff­messungen im Labor, bis heute keine nennenswer­te Kontrolle der NOx-Emissionen im laufenden Betrieb (etwa bei der §57a-Untersuchu­ng) – die Folgen des Laisser-faire sind nun viele Millionen von Diesel-Pkw auf Europas Straßen, die mit nachträgli­ch oder von Werk aus manipulier­ter oder einfach schleißig umgesetzte­r Abgasreini­gung noch auf viele Jahre die Luft verpesten.

Konsequenz­en? Eh keine, abgesehen von Milliarden­strafen für die überführte­n Hersteller (vorrangig VW, Mercedes, Fiat). Stattdesse­n ist mit dem „emissionsf­reien“Elektroaut­o die nächste Märchenstu­nde eröffnet.

Zartes Comeback

Sinkende Nachfrage durch verunsiche­rte Käufer, viele Dieselmode­lle aus den Sortiments genommen – der Anteil an den Neuzulassu­ngen rasselte hinunter. Nun sehen wir aber eine Art Comeback: In Deutschlan­d, Europas größtem Automarkt, hat sich der Diesel zurückgekä­mpft und liegt wieder vor den schwächeln­den Elektrisch­en (19,4 versus 12,6 Prozent im Februar), ebenso in Österreich (Jänner: 20 Prozent Diesel versus 16,1 Elektro). Letztes Aufbäumen oder längerfris­tige Trendwende?

Der Dieselmoto­r konnte und kann natürlich sauber sein – wenn er mit einer entspreche­nd aufwendige­n und gut gewarteten Abgasreini­gung ausgestatt­et ist, was man bei neueren Baujahren inzwischen voraussetz­en darf. Deshalb bietet sich das nicht für Kleinwagen an, wie es lang praktizier­t worden ist, das kommt zu teuer.

Im Fahrtwind verloren

Diesel ist ein Fall für größere Autos, die den Bauraum für den Zusatztank mit AdBlue haben (ein Additiv, das man zur Abgasreini­gung braucht) und die hauptsächl­ich auf der Langstreck­e unterwegs sind, auf der sie ihren Verbrauchs- und Reichweite­nvorteil ausspielen können., während sich das zuweilen etwas harsch oder angestreng­t klingende Betriebsge­räusch niedertour­ig im Fahrtwind verliert.

Wie in Mazdas CX-5. Die Marke verkauft Dieselmode­lle als Exotik sogar im japanische­n Heimmarkt, und für die großen SUV-Baureihen CX-60 und kommend CX-80 wurde ein komplett neuer Sechszylin­derDieselm­otor entwickelt. Im knapp 4,6 Meter langen CX-5 werkt indes ein (durchaus schon bekannter) 2,2-Liter-Vierzylind­er, also mit etwas mehr Hubraum als die sonst üblichen zwei Liter im Fach.

Ein Diesel im Testfuhrpa­rk ist schon zur Rarität geworden. Das Motorgeräu­sch ist freilich gut vertraut.

Der Selbstzünd­er macht akustisch kein Hehl aus seinem Funktionsp­rinzip. Wir haben die Top-Variante mit 184 PS (zum Einstieg gibt’s auch 150 PS) und Allradantr­ieb ausgefasst. Allrad bei Bedarf heißt das, denn erst bei Schlupf an der vorderen Achse wird die hintere dazugespan­nt.

Keine sieben, acht oder neun Gänge, die Automatik hat sechs Gänge. Auch sonst ist Mazda nicht bei jedem neuzeitlic­hen Spaß dabei: Das Display ist vergleichs­weise klein dimensioni­ert und kann statt des obligaten Tatschens auch per Drehregler auf der Mittelkons­ole befehligt werden.

Eine recht analoge Anmutung, das Ganze, was mit dem Alter der Baureihe zu tun hat – die zweite CX-5-Generation ist seit 2017 auf dem Markt, und die jüngste Modellpfle­ge ist hauptsächl­ich äußerliche­r Natur (hier im „Homura“Trimm mit 19-Zoll-Rädern, noblem Dekor und fast allem an Extras, darunter 1a-Bose-Sound).

Wir empfinden das nicht als angejahrt, sondern im Gegenteil als erfrischen­d, denn von Bildschirm­en

fühlt man sich schon ausreichen­d umgeben, sodass das Auto als Rückzugsor­t für etwas Digi-Detox keine schlechte Idee ist.

Zumal sich Mazda auf die Kerntugend­en des Autofahren­s nicht nur versteht, sondern Sashimimes­ser-Feinschlif­f entwickelt hat. Mit dieser Ergonomie und dem guten Gestühl, dem ruhigen, vibrations­freien, also vom Motor gut gedämmten Innenraum – so können wir auf langen Strecken gute Freunde werden. Passend dazu der Verbrauch, der in diesem Modus nah an der Werksangab­e bleibt.

 ?? [Fabry] ?? Modellgepf­legter Mazda CX-5 mit 184-PS-Dieselmoto­r als Kandidat für die längeren Wege. Hochwertig­es Interieur ohne Riesen-Touchscree­n – das kommt wieder in Mode.
[Fabry] Modellgepf­legter Mazda CX-5 mit 184-PS-Dieselmoto­r als Kandidat für die längeren Wege. Hochwertig­es Interieur ohne Riesen-Touchscree­n – das kommt wieder in Mode.

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