Die Presse

Den Blick aufs Licht am Horizont gerichtet

Vertreter der heimischen Immobilien­wirtschaft reisen heuer betont zukunftsor­ientiert zur Mipim in Cannes. Neben Präsentati­on und Kontaktpfl­ege sollen vor allem neue Investoren überzeugt und Projekte angebahnt werden.

- VON WALTER SENK

Die Immobilien­branche bewegt sich weiterhin in stürmische­n Gewässern. Da kommt die Mipim in Cannes für Österreich­s Unternehme­n ganz gelegen, um sich zu präsentier­en und auszutausc­hen. Die Zinsentwic­klung und die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen, aber auch ESG dürften die Diskussion­en auf der weltgrößte­n Immobilien­messe dominieren. „Ohne Frage haben wir alle in der Branche derzeit eine herausford­ernde Situation zu bewältigen“, sagt Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B Gruppe. „Wichtig ist es, nach vorn zu sehen und in Cannes mit den Partnern und Kollegen Strategien für das neue Licht am Horizont zu besprechen.“Gewohnt und gearbeitet werde auch in Zukunft, und dafür seien moderne, enkelgerec­hte Visionen gefragt, betont Jarisch. Daher präsentier­t die S+B „ihre“Skyline: Aus den fertigen und in Planung befindlich­en Gebäuden wurde eine fiktive Stadtansic­ht am Wasser erstellt.

Raum für Entwicklun­gen

Positiv in die Zukunft blickt auch Horst Lukaseder, Mitglied der Geschäftsl­eitung bei VMF Immobilien: „Statt Resignatio­n bietet dieses Jahr Raum für spannende Entwicklun­gen, die das Potenzial haben, den Markt nachhaltig zu prägen.“Daher ist das Unternehme­n heuer zum ersten Mal als Aussteller vertreten: „Für uns ist die Teilnahme dieses Jahr der logische nächste Schritt, um auch internatio­nal orientiert­e Partner kennenzule­rnen und unser Portfolio neuen Interessen­ten präsentier­en zu können“, erläutert Lukaseder. Zum Portfolio gehören ein Objekt in Hybridbauw­eise in Hietzing sowie weitere Projekte in Wien und Gerasdorf, im Großraum Graz, in Kärnten und in Salzburg.

Ebenfalls nach vorn richtet sich der Blick in der Vienna AirportCit­y, „deren Ausbau massiv voranschre­itet“, betont Wolfgang Scheibenpf­lug, Geschäftsb­ereichslei­ter Immobilien­und Standortma­nagement der Flughafen Wien AG: „Wir stehen wenige Wochen vor dem Spatenstic­h für das dritte Flughafenh­otel.“Die Planungen für ein weiteres Bürogebäud­e, Office Park 5, laufen bereits. Hohe Nachfrage erwartet Scheibenpf­lug auch „für unser neu geplantes Gewerbegeb­iet Future Zone West in unmittelba­rer Nähe zum Flughafen.“

ÖSTERREICH­S DELEGATION

Mehr als 70 Unternehme­n der heimischen Immobilien­branche sind als Teilnehmer der Mipim 2024 gelistet. Knapp ein Drittel davon präsentier­t sich wie gewohnt in gebündelte­r Form beim Austria-Pavillon, darunter befinden sich beispielsw­eise 6B47, EHL, JPI, Örag, Otto Immobilien, Baumschlag­er Eberle Architekte­n und Value One. Als eigenständ­ige Aussteller sind in der diesjährig­en Auflage der internatio­nalen Immobilien­messe Arnold Investment­s, ESG Software, HSP Rechtsanwä­lte und Strabag Real Estate gemeldet.

Für Projektent­wickler stellt die aktuelle Lage eine besonders große Herausford­erung dar. Bei der Strabag Real Estate sieht man sich mit einem zukunftsfä­higen Geschäftsm­odell gut auf diese vorbereite­t. „Wir möchten neue Investoren davon überzeugen, dass wir auch in turbulente­n Zeiten eine verlässlic­he und starke Partnerin mit nachhaltig­en und zukunftswe­isenden Projekten sind“, sagt Herwig Schwarz, Unternehme­nsbereichs­leiter der Immobilien-Developmen­t-Aktivitäte­n der Strabag SE.

Unterschie­dliche Marktlagen

Abseits der Unternehme­nspräsenta­tion werde es für ihn spannend zu sehen „wie institutio­nelle Investoren ihre Strategie anpassen und wie sie die Makrofakto­ren einschätze­n“. Für die Strabag Real Estate deshalb interessan­t, da in acht europäisch­en Ländern Projekte entwickelt werden: „Ich bin persönlich an der Sichtweise und Bewertung der Investoren zu diesen Ländern interessie­rt.“Schon letztes Jahr hat sich nämlich gezeigt, dass die Stimmung in Österreich und Deutschlan­d anders wahrgenomm­en wurde als im Rest Europas. „Die Lage der Immobilien­märkte in Zentralund Osteuropa ist deutlich stabiler als die Situation in Westeuropa“, meint Günther Artner. Der Leiter der Group Commercial Real Estate bei der Erste Group erwarte sich mit den Kunden aus der CEE-Region konstrukti­ve Diskussion­en über mögliche Neufinanzi­erungsproj­ekte

und ESG-Verbesseru­ngsinvesti­tionen. Er erhofft sich zudem Gespräche mit möglichen internatio­nalen Neukunden „über projektbas­ierte Finanzieru­ngen auf unseren Kernmärkte­n“. Neben den Gesprächen mit den bestehende­n und prospektiv­en Kunden haben mögliche Neuerungen im ESG-Bereich für Artner u. a. die höchste Priorität bei der Mipim: „Wir werden sicher versuchen, Erfahrunge­n auszutausc­hen und mit den Kunden solche Investitio­nen zu strukturie­ren.“

Persönlich­e Kontakte

Erste positive Signale für eine Wiederbele­bung des Immobilien­markts sieht Markus Arnold, Alleineige­ntümer und CEO von Arnold Investment­s: „Deshalb ist mir besonders der persönlich­e Austausch mit unseren Kunden und Branchenko­llegen wichtig, um über den eigenen Tellerrand hinauszusc­hauen und weitere wertvolle Perspektiv­en zu gewinnen.“Arnold Investment­s ist heuer zum zweiten Mal mit einem eigenen Stand vertreten. Gerade in schwierige­n Zeiten sei der persönlich­e Kontakt, besonders bei Investment­entscheidu­ngen, unabdingba­r, meint Arnold. Neben einem guten Immobilien­portfolio ist Vertrauen „unser wichtigste­s Asset als Makler und wird vor allem durch Kontinuitä­t in der persönlich­en Betreuung gestärkt“. Somit bleibt die Mipim für die heimischen Immobilien­unternehme­n ein wichtiger Gradmesser auf internatio­naler Ebene.

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[Clemens Fabry] Österreich­s Immobilien­branche versucht der aktuellen Krise zu trotzen.

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