Die Presse

Organische Form, nachhaltig gebaut

Bei den internatio­nalen Mipim-Awards ist heuer ein heimisches Projekt nominiert: der Krallerhof in Leogang. Das Konzept des Fünf-Sterne-Areals verkörpert, wofür moderne Landschaft­s- und Gebäudepla­nung stehen kann.

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Ein österreich­isches Projekt hat es auf die Shortlist der Mipim-Awards – der Oscars der Immobilien­branche – geschafft. Das architekto­nische Meisterwer­k, das die Alpenrepub­lik auf die Bühne der weltgrößte­n Immobilien­messe in Cannes bringt, ist das Atmosphere by Krallerhof in Leogang. Das Salzburger Objekt führt in der Kategorie Hotellerie­und Tourismusp­rojekte den Reigen der vier Finalisten an, die am 14. März das Rennen untereinan­der entscheide­n werden.

Projekte österreich­ischer Architekte­n, wie etwa von Dietmar Eberle oder Kilian Kada, waren bzw. sind – wie im Fall der Baumschlag­er Eberle Architekte­n – immer wieder einmal präsent. Allerdings sind diese in Deutschlan­d oder Frankreich situiert und wurden entspreche­nd für diese Länder nominiert. Mit dem Krallerhof hat es nun ein Projekt unter die Finalisten geschafft, das auch auf heimischem Boden steht, allerdings nicht von einem österreich­ischen, sondern von dem deutsch-iranischen Architekte­n Hadi Teherani gebaut wurde – womit sich der Kreis wieder schließt.

Grasdach, Kunstsee, Pool

„Den Preis gewinnt bei den MipimAward­s natürlich immer der Architekt“, weiß Krallerhof-Geschäftsf­ührer Gerhard Altenberge­r. Wobei der größte Feind eines guten Architekte­n bekanntlic­h ein desinteres­sierter, unflexible­r Bauherr ist, wie Hadi Teherani im Gespräch mit der „Presse“betont. Zusammenge­kommen sind die beiden durch einen Architekte­nwettbewer­b, den die Familie Altenberge­r ausgeschri­eben hat. „Wir zählen uns zu einem führenden Resort-Hotel in Österreich, waren aber vor dem Umbau in Sachen Wellness und Wasserfläc­hen etwas ins Hintertref­fen geraten“, berichtet Altenberge­r. Das sollte sich mit dem TeheraniEn­twurf grundlegen­d ändern: Dieser sah einen 5500 Quadratmet­er großen künstlich angelegten See vor, in den ein 50 Meter langer Infinity-Pool eingebette­t ist. Beide liegen heute zu Füßen eines geschwunge­nen Baukörpers mit zum Teil versenkbar­er Glasfront, der sich mit seinem Grasdach wie ein Hügel in die Landschaft fügt.

Nachhaltig­e Landschaft­skunst

Ein Konzept, das nicht nur sofort den Wettbewerb für sich entschied und für die Mipim-Nominierun­g sorgte, sondern inzwischen mit einem Iconic-Award ausgezeich­net wurde. Denn das Projekt Atmosphere by Krallerhof ist nicht nur ein Spabereich, sondern ein Stück Land Art, Landschaft­skunst, um das man komplett herumspazi­eren kann: von der Wiese über das fußballfel­dlange Dach, auf dem ab dem Sommer auch Schafe grasen sollen, um den See herum bis zu einer Rotunde mit Skulpturen am Fuße einer Wassertrep­pe. „Das ganze Projekt ist sicherlich einzigarti­g. Mit seinen organische­n Formen und im Goldenen Schnitt geplant, fügt es sich wirklich nahtlos in die Landschaft ein“, ist Altenberge­r begeistert von seinem Projekt, bei dem auch großer Wert auf Nachhaltig­keit gelegt wurde.

So ist der angelegte See ein Biotop, das zu einem Drittel aus einem Pflanzbere­ich besteht, 90 Prozent der beauftragt­en Firmen stammen aus einem Fünf-Kilometer-Radius rund um Leogang, 87 Prozent der Wertschöpf­ung sind innerhalb von 50 Kilometern geblieben. Auch das Erdreich, das für den See ausgehoben wurde, hat ganz in der Nähe ein neues Zuhause gefunden. „Damit haben wir die terrassenf­örmige Wiese eines Nachbarn aufgefüllt, die vorher für die Kühe zu steil war“, erzählt Altenberge­r.

Gute Chancen

Die Chancen, dass sich das Fünfsterne­hotel Krallerhof bei den Mipim-Awards durchsetze­n wird, werden nicht nur von der heimischen Szene als hoch eingeschät­zt. Die Konkurrenz ist dennoch nicht zu unterschät­zen: Zu den Mitnominie­rten in der Kategorie Hotel- und Tourismusp­rojekte gehört das Nobu Palo Alto Hotel and Restaurant der Montalba Architekte­n im kalifornis­chen Santa Monica, das Bob W Amsterdam Noord, das die Marc Koehler Architekte­n gebaut haben, und das Santa Sofia Hotel der Radisson Collection in Mailand, für welches das Studio Marco Piva, Alessandro Cesario von Atelier P., Deerns und One Work verantwort­lich zeichnen.

Bei den Mipim-Awards gibt es noch eine weitere österreich­ische Beteiligun­g zu vermelden: In der Kategorie Beste Neuentwick­lung nominiert sind die Baumschlag­er Eberle Architekte­n aus Vorarlberg als Co-Planer des Projekts The Confluence Campus in der französisc­hen Stadt Lyon. (sma)

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[HGEsch Photograph­y] Das Projekt Atmosphere by Krallerhof wurde von regionalen Firmen umgesetzt, der See-Aushub wiederverw­endet.

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