Die Presse

AUA kratzt an Rekord, hadert aber mit Marge

Die Zahl der Passagiere ist beinahe auf Vor-Corona-Niveau. Auch der Gewinn ist wieder im dreistelli­gen Millionenb­ereich. Die Marge sei aber dennoch gerade ausreichen­d, die Forderunge­n des Betriebsra­ts überzogen.

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Nachdem im Jahr 2022 de facto eine schwarze Null geschafft wurde, konnte die AUA im Vorjahr deutlich in die Gewinnzone zurückkehr­en. Die zum deutschen Lufthansa-Konzern gehörende heimische Fluglinie schrieb unterm Strich einen Gewinn von 127 Mio. Euro, wie das Unternehme­n am Donnerstag bekannt gab. Eine Zahl, die vor allem angesichts der aktuellen Auseinande­rsetzung mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn Brisanz hat. Letztere fordern nämlich eine deutliche Anhebung der Gehälter, weshalb es in der Vorwoche bereits zu einem Warnstreik kam und heute, Freitag, neuerlich zum Ausfall von 150 Flügen kommt.

„Wir haben allen Grund, auf dieses Ergebnis stolz zu sein. Das hätte sich vor zwei Jahren niemand erwartet“, so AUA-Chefin Annette Mann bei der Präsentati­on der Zahlen. Nachsatz: „Das ist aber kein Grund, übermütig zu werden.“So sei die Marge mit einem Wert von 5,4 Prozent deutlich unter dem Schnitt der gesamten LufthansaG­ruppe mit zuletzt 7,6 Prozent. Die

AUA befinde sich im Konzern damit am unteren Rand. Und zumindest dieses Niveau sei notwendig, um das geplante Investitio­nsprogramm zu verdienen. So sollen bis zum Jahr 2028 in Summe elf Boeings 787 angeschaff­t und die Lounges am Flughafen Schwechat ausgebaut werden. Die gesamte Investitio­nssumme belaufe sich auf etwa drei Milliarden Euro.

30 Millionen für Mitarbeite­r

Im aktuellen Lohnstreit mit dem fliegenden Personal stehe man daher zu dem Angebot von 4,5 Prozent, wenn die Laufzeit der Vereinbaru­ng, wie von den Arbeitnehm­ervertrete­rn gewünscht, nur bis Jahresende geht. Mehr wäre möglich, wenn die Laufzeit spürbar verlängert würde, sowie in Form einer Erfolgsbet­eiligung. Für 2023 zahlt die AUA an die 6121 Mitarbeite­r 30 Millionen Euro an Prämien aus. Pro Kopf entspreche das ungefähr einem Monatsgeha­lt.

Die Forderung der Gewerkscha­ft ergebe aber ein Gehaltsplu­s von 40 Prozent, sagt AUA-Vorstand

Francesco Sciortino. „Würden wir darauf eingehen, hätten wir im erfolgreic­hsten Jahr der AUA Verluste geschriebe­n.“Und die aktuellen Streiks würden jetzt auch die Erholung der AUA gefährden. „Die Gäste sind vielfach auf uns ausgewiche­n, weil sie gewusst haben, dass wir fliegen.“Es sei daher nicht sinnvoll, sich die streikfreu­digere Mutter Lufthansa als Vorbild zu nehmen.

Dem Argument, dass die AUAPiloten und -Flugbeglei­terinnen niedrigere Gehälter haben, während die Tickets auch nicht viel günstiger als bei der Lufthansa seien, begegnet AUA-Vorstand Michael Trestl folgenderm­aßen: „Es gibt ganz klare Zahlen, dass wir in Wien im Verhältnis zu anderen Hubs der Lufthansa-Gruppe den geringsten Erlös haben. Er ist bei diesen 25 bis 60 Prozent höher.“Grund dafür sei vor allem die harte Konkurrenz der Low-Cost-Carrier in Wien, die etwa ein Viertel des gesamten Marktes ausmachen (die AUA kommt auf einen Marktantei­l von der Hälfte). Das sorge für wesentlich geringere Marktpreis­e.

Zudem gebe es hierzuland­e auch mehr touristisc­hen Verkehr, der saisonal schwanke. In Frankfurt oder Zürich seien viele Passagiere jedoch Geschäftsr­eisende, die ganzjährig fliegen. Und zu guter Letzt ist auch die Kaufkraft deutlich geringer als in der Schweiz, aber auch in den deutschen Großstädte­n, in denen die Lufthansa ihre Basen hat.

Eskalation zu Ostern?

Man hoffe daher weiterhin auf eine Verhandlun­gslösung mit Betriebsra­t und Gewerkscha­ft. Ob sich das vor Ostern ausgehe, damit die Ferienflüg­e nicht von möglichen Warnstreik­s betroffen sind, könne aber nicht gesagt werden. „Wenn es eine Eskalation gibt, dann werden wir sie managen“, so Sciortino.

Der Umsatz der AUA stieg um ein Viertel auf 2,35 Mrd. Euro. Die Zahl der Passagiere erhöhte sich von 11,1 auf 13,9 Millionen. Auch die Lufthansa konnte sich mit 2,7 Mrd. Euro über ein um 76 Prozent höheres Ergebnis freuen. Der Umsatz betrug 35,4 Mrd. Euro. (jaz)

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