Videolegitimation für Konto fällt
Bankgeschäfte vom Wohnzimmer aus: Mit der ID Austria können über das Smartphone Amtswege online erledigt werden. Künftig gilt das auch für das Bankkonto.
Der Gang in eine Bankfiliale wird in Zukunft wohl noch seltener stattfinden und von wenigen Klicks auf dem Handy abgelöst. Dafür wird es für die Kundinnen und Kunden bequemer – zumindest wenn es nach dem Staatssekretär für Digitalisierung, Florian Tursky (ÖVP), geht. Gemeinsam mit Robert Zadrazil, Vize-Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer und Vorstandsvorsitzender der Bank Austria, präsentierte er am Donnerstag die Neuerungen bei der ID Austria. Mit ihr können Bankkonten zukünftig einfach legitimiert werden.
Ein Bankkonto vom Wohnzimmer aus online zu eröffnen ist – zumindest bei den meisten Banken – bereits jetzt möglich. Nun wird aber auch das Video zur Legitimation obsolet: Bei dieser muss man sich derzeit noch per Video zeigen und den Personalausweis in die Kamera halten. Dabei ist es egal, ob es sich um Konten, Kredite oder nur die Bestätigung der Daten handelt. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sollen laufend dazukommen. Rund zwei Jahre haben das Finanzministerium, die Bankenbranche, die Wirtschaftskammer sowie die Finanzmarktaufsicht (FMA) an Einsatzmöglichkeiten des digitalen Ausweises für den Bankensektor gearbeitet.
Im vergangenen Dezember wurde auch schon die Handysignatur von der ID Austria abgelöst. Seither hat sie Nutzerinnen und Nutzer verloren. Waren es im Dezember noch 2,8 Millionen Menschen, die davon Gebrauch machten, haben derzeit nur 1,8 Millionen Österreicher vollständigen Zugriff auf die ID-Austria-App. Auch bei den Unternehmen sind die Nutzerzahlen noch gering: Derzeit verwenden rund 80 private Unternehmen und etwa 440 öffentliche Servicebetreiber die ID Austria.
Zahl der Bankfilialen sinkt
Der häufigste Anwendungsfall für einen digitalen Amtsweg ist die Plattform FinanzOnline, über die etwa die Arbeitnehmerveranlagung durchgeführt werden kann. Das könnte aber in Zukunft schon von Bankgeschäften abgelöst werden. „Der Trend geht klar zu Online-Abschlüssen, auch im Bankengeschäft“, sagt Zadrazil. Rund zwei Drittel der Konten werden online eröffnet.
Sich online um die Bankgeschäfte zu kümmern wird hierzulande grundsätzlich beliebter: 2023 nutzten rund 77 Prozent der Menschen in Österreich Online-Banking. Während der Coronapandemie stiegen die Nutzerzahlen noch einmal kräftig. Für die
Kreditinstitute geht es mit der Reform um die Chance auf schnelle Kontoeröffnungen. Die Erhaltung von Filialen ist teuer. Wenn diese weniger genutzt werden, führt das zu Nachteilen im Wettbewerb mit Direktbanken und Online-Geldhäusern. Gleichzeitig wird mit dem digitalen Ausweis die personalintensive Videolegitimation entlastet. Banken stehen auch unter internationalem Wettbewerbsdruck, weil US-Tech-Giganten wie Apple an weiteren Systemen zur digitalen Identität arbeiten. Ob und wie die Banken die Legitimation via ID umsetzen, obliegt den Instituten. Laut Zadrazil werde das in den nächsten zwölf bis 18 Monaten der Fall sein.
An dem heimischen Filialnetzwerk werde die Neuerung aber nur wenig verändern, sagte Zadrazil. Noch immer suchen Kundinnen und Kunden ihre Berater persönlich für Auskünfte auf, vor allem wenn es sich um Kreditfinanzierungen handelt, so der Branchenvertreter. Gleichzeitig wird auch die gern gepflegte Zettelwirtschaft bei einer
Kontoeröffnung deutlich weniger. An Rückgänge der Anzahl von Bankfilialen glaubt er nicht. Dabei sinkt die Anzahl der Außenstellen schon seit Jahren. Waren es im Jahr 2013 österreichweit noch 790 Haupt- und 4359 Zweigstellen, lag die Zahl im vergangenen Jahr 2023 bei 472 Haupt- und 3195 Zweigstellen.
Online-Ausweis für die ganze EU
Europaweit wird an digitalen Ausweisen gearbeitet, und die ID Austria zeigt sich als Vorreiter. In der vergangenen Woche wurde im Europäischen Parlament die Reform zu den Electronic Identification, Authentication and Trust Services (Eidas) verabschiedet: quasi ein Recht auf eine digitale Brieftasche. Das bedeutet, dass alle EU-Mitgliedstaaten ihren Bürgerinnen und Bürgern eine solche elektronische Geldbörse bis Herbst 2026 zur Verfügung stellen müssen. „Der digitale Führerschein wird der erste europaweit anerkannte Ausweis sein“, sagte Tursky dazu.