Palfinger wächst in den USA und Indien
Der Kranhersteller präsentiert gute Bilanzzahlen. Doch das Wachstum findet nicht mehr in Mitteleuropa statt.
Palfinger produziert „in der Region für die Region“, sagt CEO Andreas Klauser. Diese Strategie bescherte dem Kranhersteller aus Salzburg im Geschäftsjahr 2023 Rekordzahlen. Der Umsatz kletterte um 9,9 Prozent auf 2,45 Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund hoher Inflation und steigender Zinsen gelang es dem Weltmarktführer also, höhere Preise auf dem Markt durchzusetzen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) war mit 210,2 Mio. Euro um 39,8 Prozent höher als 2022, das Konzernergebnis lag bei 107,7 Mio. Euro, ein Plus von 50 Prozent. Für die Aktionäre bedeutet das eine Rekorddividende von 1,05 Euro. So weit die gute Nachricht.
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich nämlich, dass die großen Sprünge überall, nur nicht in Österreich und Mitteleuropa gemacht werden. Noch erzielt Palfinger in Europa etwa die Hälfte seines Umsatzes, aber der Standort Europa sieht heute anders aus als noch vor wenigen Jahren. Werke in den Niederlanden und Deutschland wurden geschlossen, hingegen wurde im serbischen Niš im September der Grundstein für ein neues Werk gelegt. Klauser spricht nicht von einer Deindustrialisierung Europas, sondern von einer Verlagerung. Die Industrie wandert in die europäische Peripherie ab. Serbien biete nicht nur niedrigere Lohnkosten, sondern auch gut ausgebildete Arbeitskräfte. Dennoch gibt das Unternehmen ein klares Bekenntnis zu seinen Wurzeln ab. „Wir glauben fest an unsere österreichischen Standorte“, sagt COO Alexander Susanek und verweist auch auf den Bau des Palfinger-Campus in Lengau.
Aber die Musik spielt andernorts. In den USA verzeichnete Palfinger ein Umsatzwachstum von 17 Prozent, dementsprechend wird in ein Werk in Mexiko investiert. Mittlerweile wird in Nordamerika ein Viertel des Umsatzes erzielt. Ein großer Zukunftsmarkt sei Indien, betont CFO Felix Strohbichler. Hingegen sei das Geschäft in China „weiterhin schwierig“. Wachstum wie vor der Covid-Krise sei nicht in Sicht.
Trübe Aussichten herrschen auch in der Baubranche. Das spürt Palfinger. Mehr als 40 Prozent ihrer Produkte sind auf dem Bau im Einsatz. Wird weniger gebaut, schwächelt die Forstwirtschaft, aus der Palfinger zehn Prozent des Umsatzes erzielt. Für das Unternehmen bedeutet das, auf die Kosten zu schauen, Effizienz zu steigern, die Investitionen zu drosseln.
Ein Investitionsvolumen von 173 Mio. Euro wie im Vorjahr werde es deshalb bis auf Weiteres nicht mehr geben. Denn auch die Nettoverschuldung stieg innerhalb von zwei Jahren von 537 auf 756 Mio. Euro. 2021 musste Palfinger im Schnitt 1,13 Prozent Zinsen zahlen, im Vorjahr waren es 3,85 Prozent.
„Kuchen wird kleiner“
Dementsprechend vorsichtig fällt Andreas Klausers Ausblick aus. „Der Kuchen wird kleiner“, sagt er. Während die üblicherweise stabilen Märkte Deutschland, Frankreich und Skandinavien schwächeln, gebe es in Spanien und Italien eine „positive Entwicklung“. Der nordamerikanische Markt bleibt stark. Die Auftragsbücher seien bis Mitte des Jahres noch gut gefüllt, darüber hinaus gebe es eine „eingeschränkte Visibilität“, wie es Klauser vorsichtig formuliert. Am Ziel, bis 2027 den Umsatz auf drei Mrd. Euro zu steigern, hält der CEO weiterhin fest.
Die Aktienkurs zeigte sich von den guten Zahlen ziemlich unbeeindruckt und lag am Donnerstagnachmittag leicht im Plus bei knapp über 24 Euro.