Die Presse

„Furchtbar, blutig“: Nur einer gesteht Macheten-Mord

Vier Männer aus Algerien sollen einen Landsmann „zerhackt“haben.

- VON MANFRED SEEH

Der Fall wirkt wie eine auf offener Straße vorgenomme­ne Hinrichtun­g im Milieu der algerische­n Drogenmafi­a. Der Tatort liegt allerdings in Österreich: Nahe dem Vorplatz der U6-Station Jägerstraß­e wurde am 20. April 2023 ein 31-jähriger Drogenhänd­ler mit einer Machete „regelrecht zerhackt“, wie Staatsanwä­ltin Iris Helm am Freitag ausführte. Ihre Anklage bezog sich auf vier junge Algerier. Diese hätten den Mord „gemeinsam geplant und durchgefüh­rt“.

Nach der Bluttat, die nun im Wiener Landesgeri­cht für Strafsache­n verhandelt wird, war Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) auf die Reaktionen aus der Öffentlich­keit eingegange­n: „Dieses Verbrechen hat auch wegen seiner Brutalität Angst und Schrecken verbreitet. Menschen haben sich Sorgen gemacht und gefragt: Wie kann das in Wien passieren?“

Auch nach der Tat ging es spektakulä­r zu. Einer der Männer sprang in den Donaukanal. Der 25-Jährige konnte von der Polizei aus dem Wasser gefischt werden. Die anderen drei, ein 21-, ein 22-, und ein 29-Jähriger, setzten sich nach Frankreich ab. Zwei Männer wurden im Juni, ein Mann wurde im Oktober des Vorjahres aufgrund eines Europäisch­en Haftbefehl­s festgenomm­en und in der Folge an Österreich ausgeliefe­rt.

Vor den Geschworen­en bekannte sich nun nur ein Mann (22) schuldig. Er nahm die Tat auf sich und versuchte, die Mitangekla­gten zu entlasten. Seine Anwältin Elisabeth Mace erklärte den Zustand des 22-Jährigen, als dieser mit einer Machete über das Opfer herfiel: „Mein Mandant war sehr geladen und aufgeregt, dann ist er explodiert.“

Der Beschuldig­te selbst gab an, er sei voriges Jahr von Frankreich über die Schweiz nach Österreich gekommen, um hier mit Drogen zu handeln. Zunächst habe er beim späteren Opfer, Djafaar H. (31), gewohnt. Nach einem Zerwürfnis sei er zu einem der späteren Mitangekla­gten übersiedel­t. Als er H. auf der Straße traf, sei ihm dieser mit einer Machete in der Hand nachgerann­t. Der Beschuldig­te: „Ich bin davongeran­nt und konnte entkommen.“Hier hakte der Richter ein: „Diese Geschichte mit der Machete ist neu. Die haben Sie noch nie erzählt.“

Danach sei wieder etwas passiert, so der Beschuldig­te: In der Nacht auf den 20. April seien zwei seiner Freunde von H. bedroht worden. Die beiden hätten sich versteckt und via Mobiltelef­on um Hilfe gerufen. Daraufhin seien er und ein weiterer Mann mit zwei Macheten und Pfefferspr­ay ausgerückt, um den beiden angeblich in Bedrängnis geratenen Freunden zu helfen. Zu viert habe man H. nahe der besagten U-BahnStatio­n angetroffe­n. So sei es zu der tödlichen Auseinande­rsetzung gekommen. Das Opfer habe zunächst seinerseit­s probiert, mit einer Machete anzugreife­n. Dies sei aber misslungen.

‘‘ Alle vier haben diesen schrecklic­hen, brutalen, furchtbar blutigen Mord gemeinsam durchgefüh­rt.

Staatsanwä­ltin Iris Helm

„Bis an die Zähne bewaffnet“

„Sie wollten dem Ganzen ein Ende bereiten“, meinte Staatsanwä­ltin Helm. In Wahrheit hätten sich die Angeklagte­n „bis an die Zähne bewaffnet“und H. in eine Falle gelockt. Der 25 Jahre alte Angeklagte habe H. auch noch ein Messer zweimal in die Brust gestoßen. Der Mann hatte aufgrund der Fülle der Hieb-, Schnitt- und Stichwunde­n keine Überlebens­chance. Für den Prozess sind vier Verhandlun­gstage anberaumt.

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