Gewalt an Mädchen: Realitätsverweigerung in heimischen Medien
Bei bestimmten Gewalttaten ist das Geschlecht der Täter eine relevante Information. Die Herkunft auch.
Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen“, lese ich in einer österreichischen Zeitung in einem Infokästchen unter dem Bericht über monatelangen sexuellen Missbrauch an einer Zwölfjährigen durch 17 Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren in Wien. Dass es sich dabei um Jugendliche mit unterschiedlichem Migrationshintergrund, zum Teil um Asylwerber, handelt, steht nicht im Artikel.
Um der Logik der Realitätsverweigerung von Teilen der österreichischen Medienberichterstattung, bis in den ORF hinein, noch konsequenter zu folgen, schlage ich zwecks besseren Schutzes vor Stigmatisierung folgende Umformulierung vor: „Gewalt an Menschen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen, Berufsgruppen und Geschlechtern.“Auf diese Weise können Männer durch die Berichterstattung nicht stigmatisiert werden. „Menschen“, das geht gerade noch: So kann höchstens eine Spezies sich selbst stigmatisieren.
Das zwölfjährige Mädchen wurde heuer monatelang von 17 Jugendlichen immer wieder zum Sex erpresst, es hat es überlebt. Anders als die 13jährige Leonie, die 2021 in einer Wohnung von drei afghanischen jungen Männern mit Drogen gefüttert, missbraucht und nach dem Drogentod auf der Straße abgelegt wurde.
Ab wann sind Ereignisse, die auch in den Nachbarländern immer häufiger passieren, keine „Einzelfälle“mehr?
Dass Gewalt von Männern an Frauen besonders häufig ist und spezifische Charakteristika hat, macht die Geschlechtsnennung „Mann“in der Berichterstattung zur relevanten öffentlichen Information. Bei Gruppenmissbrauch und Gruppenvergewaltigung an Mädchen und jungen Frauen führen Burschen und junge Männer aus arabischen und islamisch geprägten Ländern die Statistiken an. Das macht die Herkunftsnennung zur relevanten öffentlichen Information. Es ist unmöglich, ein schwieriges Problem anzugehen, wenn es nicht einmal benannt werden darf.