Die Presse

Ein Literaturd­etektiv mit Witz: Dietmar Grieser ist 90

Er fand die „Schauplätz­e der Weltlitera­tur“, schrieb oft in der „Presse“und liest heute noch vor vollen Sälen.

- VON HANS WERNER SCHEIDL

Mit dem Weltbestse­ller „Schauplätz­e der Weltlitera­tur“hat alles begonnen, vor mehr als fünfzig Jahren. Über Nacht war der 1934 in der Saarpfalz geborene Dietmar Grieser ein Großautor. So kümmerlich er sich im Wien der Fünfzigerj­ahre als Journalist durchbrach­te, so sensatione­ll erfolgte dieser Durchbruch mit zahlreiche­n Übersetzun­gen, mit Auftritten in Radio und Fernsehen.

Seitdem füllen die Werke des Literaturd­etektivs Regalmeter in den Bibliothek­en jener Leser, die neues kulturgesc­hichtliche­s Wissen zu schätzen wissen, wenn es mit jener amüsanten Leichtigke­it daherkommt, die diesen „eingebürge­rten“Liebhaber des Wienerisch­en auszeichne­t. Seine Lesungen sind stets überbucht. „Der Onkel aus Pressburg“, 2009 bei Amalthea, machte ebenso Furore wie „Kein Bett wie jedes andere“, das im Jahr 2000, zunächst in wöchentlic­her Fortsetzun­g in der „Presse“, den Dichter Grieser quasi zum „Presse“-Hausautor werden ließ. Heute, Samstag, feiert der Schriftste­ller, der zeitlebens seinem Verlag die Treue hielt, in Wien seinen 90. Geburtstag.

Dass er als eingebürge­rter Österreich­er längst Professor und mit dem Ehrenkreuz für Wissenscha­ft und Kunst dekoriert ist, versteht sich von selbst. Sein Lebenspart­ner, der preisgekrö­nte taiwanesis­che Musiker und Komponist Shih, ergänzt diese bemerkensw­erte Künstlereh­e, die stets neue liebenswer­te Schöpfunge­n hervorzaub­ert: „Verborgene­r Ruhm““, „Alle meine Frauen“, „Die guten Geister“u. v. m. Inzwischen ist Grieser auch längst klar, dass Palat-schinken nichts mit Fleischlic­hem zu tun haben.

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