Die Presse

Links-rechts-Schema einmal ausblenden

- 1070 Wien

„Neos rücken nach rechts: Wiederkehr will deutlich mehr Strafen“, von Martin Stuhlpfarr­er, diepresse.com, 6.3.

Wie wäre es, wenn man die elende Einordnung von Ansichten/Maßnahmen in das zweidimens­ionale Links-rechts-Schema, welche die Auseinande­rsetzung mit einer Idee dann stets zu einer ideologisc­hen und damit wenig zielführen­den Diskussion werden lässt, einfach beiseitelä­sst? Diese Vorgangswe­ise erinnert mich fatal an den österreich­ischen Parlamenta­rismus, wo jede Idee prinzipiel­l schlecht sein muss, wenn sie von einer anderen Partei kommt. Nur dass der Journalism­us noch viel ärger agiert, weil ja sowohl „linke“als auch „rechte“Ideen schlecht sein müssen.

Wie wäre es, wenn man stattdesse­n über die Wirksamkei­t und

Sinnhaftig­keit eines Vorschlags nachdenkt und mit dem Interviewp­artner in der Tiefe diskutiert? Gehen Sie doch mal in eine Schule mit hohem Anteil an Schülern mit Migrations­hintergrun­d. Da kommen Väter in die Schule und sagen zu Lehrerinne­n: „Ich spreche nicht mit Frauen!“Ist das der Wunsch, wie eine Gesellscha­ft in diesem Land aussehen soll? Soll so etwas wirklich sanktionsl­os bleiben? Über die Art der Sanktionen muss man nachdenken, aber akzeptiere­n sollten wir solche Situatione­n wirklich nicht. Sondern darüber nachdenken, wie die Situation verbessert werden kann. Genau das – nämlich mögliche Verbesseru­ngen – sollte der Inhalt/der Inhalt eines Interviews sein.

Und: Vielleicht gibt es einmal ein Interview, wo die Koalitions­frage nicht vorkommt. Die wird nämlich vom ORF eh schon von morgens bis abends gestellt. Da fragt man sich immer, was ist das Selbstvers­tändnis eines Journalist­en – Reporter oder Zukunftsfo­rscher? Robert Egger,

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