Die Presse

Gesucht: Exzellente Wissenscha­ftlerinnen für Österreich

Der Wissenscha­ftsfonds FWF stellt die österreich­ische Forschungs­förderung um. Mit den neuen Astra-Preisen werden mehr Forscher und Forscherin­nen gefördert, die einzelne Dotation sinkt aber. Schwachste­llen der bisherigen Fördertöpf­e sollen überwunden werde

- VON ERICH WITZMANN

Wir wollen mithelfen, die gläserne Decke zu durchbrech­en.“Mit dieser Feststellu­ng hebt der Präsident des Wissenscha­ftsfonds FWF, Christof Gattringer, eines der Motive für die Schaffung einer neuen Schiene in der Forschungs­förderung hervor. Im Vorfeld des internatio­nalen Frauentags präsentier­ten Gattringer und die für die FWF-Karrierepr­ogramme zuständige Barbara Zimmermann das neu aufgestell­te Förderprog­ramm, das Wissenscha­ftlerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen gleichstel­lt bzw. bevorzugt.

Es wird ab der Vergabe im Herbst gleich um die Hälfte mehr Fördermitt­el und zugleich mehr genehmigte Anträge geben, allerdings wird die Höhe der Spitzenför­derungen im Vergleich zu den bisherigen Start-Preisen sinken. Die neue Karrierefö­rderung mit dem Namen Astra (Advanced-Stage Research Award) löst die bisherigen Förderunge­n ab, die über die Start-Preise und das den Frauen vorbehalte­ne Elise-Richter-Programm vergeben wurden. Die Start-Preise waren bei einer Laufzeit von fünf Jahren mit bis zu 1,2 Millionen Euro dotiert, im Richter-Programm gab es bei einer Laufzeit von ein bis vier Jahren maximal 30.000 Euro pro Jahr. Die Schwachste­llen der beiden Schienen werden nun, so FWF-Präsident Gattringer, beseitigt.

18 Mal eine Million Euro

So waren etwa bei der Start-Schiene männliche Wissenscha­ftler mit zwei Drittel der Anträge deutlich überrepräs­entiert. Außerdem stiegen die Antragszah­len deutlich an, zuletzt im Vorjahr auf 126. Die Bewilligun­g blieb aber mit sechs bis maximal acht gleich, es mussten also immer mehr und auch gute Bewerberin­nen und Bewerber abgewiesen werden. Der Schwerpunk­t der Themen lag zu sehr bei Mathematik, Physik und technische­n Richtungen. Anders beim EliseRicht­er-Programm. Die Anträge der Wissenscha­ftlerinnen brachen in den vergangene­n Jahren um mehr als die Hälfte auf 35 (Jahr 2023) ein. Zudem hat sich diese Förderschi­ene nach Ansicht des FWF zu sehr in die geistes- und sozialwiss­enschaftli­che Richtung hin entwickelt. Gattringer: „Beide Programme sind in die Jahre gekommen.“

Bei Astra werden nun pro Jahr 18 Förderunge­n vergeben, die Höchstsumm­e beträgt eine Million Euro. Angesichts gestiegene­r Ausgaben für Geräte oder Bezahlung einiger wissenscha­ftlicher Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r ist dies deutlich weniger als der Start-Preis. Nach der neuen Richtlinie muss die Hälfte der Vergaben auf Frauen entfallen. „Immer wieder muss man es ganz deutlich sagen: Exzellenz ist – auch – weiblich. Bei der Qualität der zu bewilligen­den Anträge macht der FWF keine Abstriche“, betont Zimmermann. „Das Förderprin­zip ist einfach: Bei gleicher Qualität und Qualifikat­ion werden Frauen bevorzugt gefördert.“

Wissenscha­ftlerinnen können zudem das neue Tenure-Paket erhalten. Wenn die jeweilige Forschungs­institutio­n der Wissenscha­ftlerin bis spätestens drei Jahre nach Projektbeg­inn eine Tenure-Tack-Position mit einer Qualifizie­rungsverei­nbarung vergibt, dann erhöht sich das Projektvol­umen zu der maximal einen Million um 200.000 Euro pro Person. Die Bewerbung folgt einem mehrstufig­en Prozedere. Laut Ausschreib­ungstext richtet sich Astra an fortgeschr­ittene Postdocs in Österreich (Establishe­d Researcher „R3“), denen der Sprung an die Spitze ihres Forschungs­felds ermöglicht werden soll. Die Antragsste­llung ist mindestens vier, maximal acht Jahre nach dem Doktorat möglich und soll den Weg zu einer Professore­nberufung an einer Universitä­t ebnen. Personen mit einer permanente­n Anstellung sind von einer Einreichun­g ausgeschlo­ssen.

Erster Schritt der Antragstel­lung ist die internatio­nale Begutachtu­ng. Das FWF-Kuratorium erstellt eine Shortlist (25 Namen), die einer 15-köpfigen internatio­nalen Jury übermittel­t wird. Um eine einseitige Fachzuteil­ung zu vermeiden, ist für disziplinä­re Ausgewogen­heit der Mitglieder gesorgt.

450.000 Euro gibt es vorab

Jeder Kandidat bzw. jede Kandidatin erhält vorerst 450.000 Euro, die auch für das Hearing vor der Jury aufgewende­t werden können. Die Entscheidu­ng der Jury muss noch vom FWF-Kuratorium genehmigt werden. Ist das letztendli­ch preisgekrö­nte Forschungs­feld mit dem Thema der Einreichun­g ident, wird die Präsentati­onssumme von der Astra-Million abgezogen. Für die nicht zum Zuge gekommenen Bewerber bedeuten die 450.000 Euro eine Einzelproj­ektförderu­ng.

‘‘ Und immer wieder muss man es ganz deutlich sagen: Exzellenz ist – auch – weiblich.

Barbara Zimmermann,

Leiterin Strategie/Karriere (FWF)

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[FWF/Luiza Puiu ]

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