„Ich danke der Academy und der Frau Professor …“
Los Angeles für Filmfans: Von der „Oscar Experience“im Academy Museum über einen Besuch beim DeLorean bis zum Walk of Fame.
Ich danke der Academy, meinen Eltern und der Resi-Tant, die mich immer darin bestärkt hat, meinem Traum zu folgen. Der Frau Professor Jurlicek, die in mir die Liebe zum Film geweckt hat. Und vor allem Dir, Tobias, weil Du immer an mich geglaubt und mich zu jedem Vorsprechen begleitet hast, ganz egal wie klein die Rolle war. Außerdem unseren Produzenten, ohne die das alles nie möglich gewesen wäre, meiner wunderbaren Maskenbildnerin und dem ganzen Team …“An dieser Stelle ertönt aus dem Hintergrund leise anschwellend die Melodie „Too long“von Bill Ross, die auch diesen Sonntagabend dann zu hören sein wird, wenn ein Oscar-Gewinner seine Redezeit überschreitet. Eine Peinlichkeit, die wohl den meisten Menschen ihr Leben lang verwehrt bleiben wird. Denn die große Pose mit der kleinen Statue war bisher einem sehr, sehr überschaubaren Kreis von nicht viel mehr als 3100 Menschen vorbehalten.
Seit knapp drei Jahren haben jetzt aber auch einfache Filmenthusiasten die Möglichkeit, gegen ein nicht einmal allzu großes
Salär die berühmten Worte „I wanna thank my …“von der großen Bühne mit dem Oscar im Hintergrund in die Kamera zu hauchen, nachdem die magische Phrase „And the Oscar goes to“gefolgt vom eigenen Namen ertönt ist. Und dann wahlweise auf der berühmten roten Treppe einen klassischen Jennifer-Lawrence hinzulegen, hinaufzuhüpfen wie Roberto Benigni oder elegant-ergriffen zu schreiten.
„The Oscar Experience“nennt sich das Angebot, das das 2021 eröffnete Academy Museum of Motion Pictures auf dem Wilshire Boulevard in Los Angeles anbietet. Um zusätzliche 15 US-Dollar können die Museumsbesucher mittels Simulation ihre ganz persönlichen Fifteen Minutes of Fame erleben. Um das inkludierte Video umgehend zu posten.
Von Schattenspielen zum Film
Auch ohne eigenes Oscar-Video ist ein Besuch für Fans des US-Kinos und der Academy Awards interessant. Das größte Museum der USA, das sich den Künsten, Wissenschaften und Künstlern des Filmschaffens widmet, beschäftigt sich auf drei Stockwerken des vom Architekten Renzo Piano Anfang der 2020er adaptierten einstigen MayGebäudes mit der Geschichte und den Geschichten des Films. Wofür sich die Akademie an mehr als 13 Millionen Artefakten in ihrer Sammlung bedient – und oft Leihgaben von Größen der Filmindustrie bekommt. So finden sich hier Kostüme, Manuskripte, Fotos, Requisiten und Storyboards, schwebt der „Weiße Hai“über dem Stiegenaufgang und gehört der „echte“E.T. genauso zum Programm wie Dorothys rote Schuhe aus dem „Wizzard of Oz“. Auch weniger spektakuläre Zeitzeugen wie etwa jene mechanische Schreibmaschine, auf der einst „Psycho“getippt wurde, sind hier zu sehen.
Außerdem lässt sich hier der technische Weg zur Cinematografie beschreiten: von Schattenspielen über Peepshows, Laternenzauber, Zoetrope und Praxinoskope bis zum Kinematografen Lumières, dem weltweit ersten erfolgreichen Filmprojektor, sieht man hier, wie die Bilder laufen lernten. Neben diesen beiden Dauerausstellungen gibt es regelmäßige Sonderschauen.
Ehe man den Tempel der Filmgeschichte verlässt, lohnt sich noch ein Abstecher in den Museumsshop, denn ein Kochbuch der Familie Corleone aus dem „Paten“oder ein „Trying to Phone Home“-Shirt können doch mehr als
der herkömmliche Kühlschrankmagnet aus vergleichbaren Shops.
Filmautos ganz nah
Weit hat es der Film-Aficionado nach dem Verlassen des Museums nicht – zumindest nicht der autoaffine. Buchstäblich einmal über die Straße, und schon steht man vor dem Eingang zum Petersen-Automobil-Museum, das nicht nur Film-, sondern auch Architekturfans anlockt. Denn die spektakuläre Fassade des 2015 eröffneten Automuseums besteht aus 100 Tonnen glänzender, silberner und roter Wellen rostfreien Stahls, die vom US-Architekturbüro Kohn Pedersen Fox (dessen Präsident und Chefdesigner James von Klemperer übrigens einen österreichischen Pass hat) designt wurden. Dahinter befinden sich 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, auf der sich jeweils 150 Kraftfahrzeuge von den insgesamt 300 Exponaten der Sammlung befinden.
Ghostbusters bis Gatsby
Was das mit der Filmindustrie zu tun hat? Eine ganze Menge, wenn man etwa das Batmobil aus der Nähe sehen will. Das glänzende schwarze Schmuckstück hier ist eines von nur fünf Modellen, in dem Michael Keaton 1989 am Steuer saß. Um die sechs Meter lang und auf der Plattform eines Chevrolet Impala von 1967 gebaut, verdankt das Glanzstück der Dauerausstellung seine martialische Anmutung unter anderem Jet-Antrieben von Rolls-Royce und Elementen eines englischen Harrier-Kampfflugzeugs, dessen Turbine für die charakteristische Nase sorgt.
Ganz und gar nicht martialisch, sondern aus heutiger Sicht liebenswert altmodisch wirkt dagegen das zweite Top-Modell im Hause Petersen: der DeLorean. Also der DeLorean, der in der „Zurück in die Zukunft“-Serie in den 1980ern für den mehr oder weniger verlässlichen
Transport durch die Jahre sorgte und im echten Leben ein 1981er DeLorean DMC war. In der Ausstellung findet sich eine der drei „Time Machines“, die nach 25 Jahren in den Universal Studios aufwendig restauriert wurden und jetzt hier in passender Gesellschaft mit anderen Kraftfahrzeugen ihren Lebensabend verbringen, die ebenfalls Filmstars waren. Etwa der Cadillac Miller Meteor, der als Ecto-1 in den „Ghostbusters“-Filmen berühmt wurde; die 1933er-Auburn-Speedster-Replika, die in „The Great Gatsby“vorfuhr; der nachtblaue Lexus LC 500 aus „Black Panther“oder die Motorräder aus „Terminator Salvation“und „Men in Black 3“. Die Herzen von Serien- und Fernsehfans erwärmt dagegen vor allem der rotweiße 1976er Ford Gran Torino, mit dem einst Starsky und Hutch die fiktionale „Bay City“aka Los Angeles unsicher gemacht haben.
Klassiker mit neuem Programm
Für Filmfans, die das erste Mal in „Tinseltown“sind, wie die Stadt nach dem englischen Wort für Lametta auch genannt wird, gehören neben den beiden Museen drei Klassiker zum Pflichtprogramm: das Hollywood-Zeichen, der Walk of Fame und die Universal Studios. In Letzteren können Besucher bei der Studiotour unter anderem den Weißen Hai, der im Academy Museum im Stiegenhaus hängt, in seinem natürlichen (Studio-)Habitat bewundern und den DeLorean aus dem Petersen-Museum im Einsatz. Es gibt noch einen neuen Bereich, die Super Nintendo World, die sich mit Fahrgeschäften und interaktiven Bereichen weniger an Film- als an Spielefans richtet.
Und am Walk of Fame haben sich schon immer die Geister geschieden: Während sich die einen am Ziel fühlen, endlich zwischen all den Sternen der HollywoodGrößen herumzuflanieren, tun sich die anderen schwer damit festzustellen, dass auch Hollywood im richtigen Leben weit weniger glamourös ist als in den Filmen …