Eine Sonderform auf Wachstumskurs
Flexible Nutzung, schlanke Kostenstruktur: Die Bedeutung von Serviced Apartments nimmt weiter zu. Dennoch üben sich Investoren in diesem Segment in Zurückhaltung.
Höhere Flächeneffizienz und Profitabilität, geringere Personal- und Fixkosten und der Verzicht auf Gastronomie, Meetingräume sowie Spa-Bereiche verschafften Serviced Apartments in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum. Vor allem Konversionsprojekte dürften künftig eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Serviced-Apartment- und Hotelimmobilien spielen. Bei Neubauten hingegen ist zu vermuten, dass diese wegen risikoaverser Banken und hoher Zinsen zunehmend schwieriger zu realisieren sein werden.
„Die meisten Konzepte korrespondieren mit den Bedürfnissen einer mobilen Welt und einhergehenden Trends wie unabhängigem Wohnen und Arbeiten auf Zeit“, sagt Theresa Hirche, Investmentberaterin bei Christie & Co. Darüber hinaus stellten Serviced Apartments mit ihrer autarken und flexiblen Versorgung gerade während der Pandemie eine attraktive Alternative zu Hotels dar: „Während Hotels geschlossen waren oder mit geringen Auslastungen zu kämpfen hatten, boten Apartments für Betreiber und Eigentümer eine stabile Einkommensquelle“, erinnert Hirche. Aufgrund der steigenden Nachfrage und des Erfolgs neuer Konzepte sei das Interesse bei einigen Investoren sowie Private Equity-Fonds stark angestiegen. Da diese Anlageklasse sowohl alleinstehend als auch in Form von sogenannten Dual-Brand-Entwicklungen und in Mischnutzungen funktionieren, lassen sich oftmals Synergien zwischen Serviced Apartments und weiteren Nutzungen wie Hotel, Büro und Gastronomie umsetzen.
Robuster Markt
Auch in Österreich hat sich der Serviced-Apartment-Markt in den vergangenen Jahren als krisenfester erwiesen als die klassische Hotellerie. Das Angebot ist hierzulande vielfältig, und vor allem der Wintertourismus standesgemäß die treibende Kraft hinter den Apartmentbuchungen. Da viele Privatreisende die Landschaft in den Bergen Österreichs für Ski- und Wanderurlaube besuchen, wächst in den Feriendestinationen auch der Markt für servicierte Luxusunterkünfte auf Zeit. Dennoch ist etwa beim Portal Apartmentservice.de die
Stadt Wien mit über 20 gelisteten Serviced-Apartment-Objekten Spitzenreiter im Vergleich zu den anderen Landeshauptstädten. Durch die internationale Strahlkraft der Metropole, die vielfältigen Möglichkeiten für Business, Veranstaltungen und Events hätten in den letzten Jahren insbesondere internationale Kettenanbieter Serviced Apartmenthäuser und Apartment-Hotels in Wien eröffnet, wie zum Beispiel Adina Apartment Hotels, Rioca, Smartments, Visionapartments oder Zoku.
Neue Einheiten für Wien
Bis zum Jahr 2025 sollen laut Berechnungen des Immobilienunternehmens CBRE in Wien rund 1300 Serviced Apartments finalisiert werden, die das Wohnen auf Kurzoder Langzeit ermöglichen. Zudem will in den Folgejahren etwa der Betreiber C&P Immobilien mit seinem Projekt The Port in der ersten Phase etwa 1000 Einheiten auf den Markt bringen. „Aktuell sind bereits 300 Zimmer in guter Wohnlage außerhalb des Gürtels in Arbeit, die 2026 an den Start gehen werden“, kündigt Geschäftsführer Cyrus Asreahan an. Weitere sollen folgen. Das Serviced-Living-Konzept setzt sich dabei zusammen aus Serviced Apartments, Co-Living und öffentlichen
Zonen. Laut dem Architekten Peter Schwaiger geht es dabei nicht nur um Quadratmeter, sondern vor allem um Ereignisse und Emotionen, welche die Sonderwohnform auslösen soll.
Der Markt für Serviced Apartments wächst auch im Nachbarland Deutschland stark an. Dort gibt es laut Christie & Co. mehr als 40.000 Einheiten in über 750 Häusern, Anzahl stark steigend. Zu den etablierten Anbietern Deutschlands zählen unter anderem Adina Hotels, Smartments oder etwa Adagio Aparthotels, in den vergangenen Jahren haben neue Player wie Numa und Limehome kräftig Marktanteile gewonnen. Doch auch weitere „New Kids on the Block“wie Stayery, Charly Group und Poha House bauten die Portfolios aus und eröffnen erfolgreich neue Projekte.
Gründe zur Vorsicht
Daneben sind laut Christie & Co. auch zunehmend größere Hotelgruppen zu beobachten, die an dem Wachstum in diesem Segment profitieren wollen. Dazu zählt Marriott, die ihre international bereits erfolgreiche Langzeitaufenthaltmarke Residence Inn auch im deutschsprachigen Raum etablieren will.
Trotz des anhaltenden Booms in diesem Segment übten sich institutionelle Investoren aber immer noch in Zurückhaltung, war kürzlich auf der Diskussionsveranstaltung „Chancen & Perspektiven für Serviced Apartments“zu hören. Die Gründe dafür orteten die Diskutanten unter anderem in nicht passenden Fondsstatuten, einem Betreibermangel für große Objekte und einem noch zu geringen Referenzzeitraum der Unternehmen in dem Segment. Da dieses aber stabilen Geldfluss biete, sei es durch seine Flexibilität anpassungsfähig und dank moderner Konzepte sowie Technologien zukunftssicher, meint etwa Martin Schaffer, Managing Partner bei MRP Hotels.