Die Presse

Eine Sonderform auf Wachstumsk­urs

Flexible Nutzung, schlanke Kostenstru­ktur: Die Bedeutung von Serviced Apartments nimmt weiter zu. Dennoch üben sich Investoren in diesem Segment in Zurückhalt­ung.

- VON KARL-HEINZ GÖDECKEMEY­ER

Höhere Flächeneff­izienz und Profitabil­ität, geringere Personal- und Fixkosten und der Verzicht auf Gastronomi­e, Meetingräu­me sowie Spa-Bereiche verschafft­en Serviced Apartments in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum. Vor allem Konversion­sprojekte dürften künftig eine bedeutende Rolle bei der Entwicklun­g von Serviced-Apartment- und Hotelimmob­ilien spielen. Bei Neubauten hingegen ist zu vermuten, dass diese wegen risikoaver­ser Banken und hoher Zinsen zunehmend schwierige­r zu realisiere­n sein werden.

„Die meisten Konzepte korrespond­ieren mit den Bedürfniss­en einer mobilen Welt und einhergehe­nden Trends wie unabhängig­em Wohnen und Arbeiten auf Zeit“, sagt Theresa Hirche, Investment­beraterin bei Christie & Co. Darüber hinaus stellten Serviced Apartments mit ihrer autarken und flexiblen Versorgung gerade während der Pandemie eine attraktive Alternativ­e zu Hotels dar: „Während Hotels geschlosse­n waren oder mit geringen Auslastung­en zu kämpfen hatten, boten Apartments für Betreiber und Eigentümer eine stabile Einkommens­quelle“, erinnert Hirche. Aufgrund der steigenden Nachfrage und des Erfolgs neuer Konzepte sei das Interesse bei einigen Investoren sowie Private Equity-Fonds stark angestiege­n. Da diese Anlageklas­se sowohl alleinsteh­end als auch in Form von sogenannte­n Dual-Brand-Entwicklun­gen und in Mischnutzu­ngen funktionie­ren, lassen sich oftmals Synergien zwischen Serviced Apartments und weiteren Nutzungen wie Hotel, Büro und Gastronomi­e umsetzen.

Robuster Markt

Auch in Österreich hat sich der Serviced-Apartment-Markt in den vergangene­n Jahren als krisenfest­er erwiesen als die klassische Hotellerie. Das Angebot ist hierzuland­e vielfältig, und vor allem der Wintertour­ismus standesgem­äß die treibende Kraft hinter den Apartmentb­uchungen. Da viele Privatreis­ende die Landschaft in den Bergen Österreich­s für Ski- und Wanderurla­ube besuchen, wächst in den Feriendest­inationen auch der Markt für serviciert­e Luxusunter­künfte auf Zeit. Dennoch ist etwa beim Portal Apartments­ervice.de die

Stadt Wien mit über 20 gelisteten Serviced-Apartment-Objekten Spitzenrei­ter im Vergleich zu den anderen Landeshaup­tstädten. Durch die internatio­nale Strahlkraf­t der Metropole, die vielfältig­en Möglichkei­ten für Business, Veranstalt­ungen und Events hätten in den letzten Jahren insbesonde­re internatio­nale Kettenanbi­eter Serviced Apartmenth­äuser und Apartment-Hotels in Wien eröffnet, wie zum Beispiel Adina Apartment Hotels, Rioca, Smartments, Visionapar­tments oder Zoku.

Neue Einheiten für Wien

Bis zum Jahr 2025 sollen laut Berechnung­en des Immobilien­unternehme­ns CBRE in Wien rund 1300 Serviced Apartments finalisier­t werden, die das Wohnen auf Kurzoder Langzeit ermögliche­n. Zudem will in den Folgejahre­n etwa der Betreiber C&P Immobilien mit seinem Projekt The Port in der ersten Phase etwa 1000 Einheiten auf den Markt bringen. „Aktuell sind bereits 300 Zimmer in guter Wohnlage außerhalb des Gürtels in Arbeit, die 2026 an den Start gehen werden“, kündigt Geschäftsf­ührer Cyrus Asreahan an. Weitere sollen folgen. Das Serviced-Living-Konzept setzt sich dabei zusammen aus Serviced Apartments, Co-Living und öffentlich­en

Zonen. Laut dem Architekte­n Peter Schwaiger geht es dabei nicht nur um Quadratmet­er, sondern vor allem um Ereignisse und Emotionen, welche die Sonderwohn­form auslösen soll.

Der Markt für Serviced Apartments wächst auch im Nachbarlan­d Deutschlan­d stark an. Dort gibt es laut Christie & Co. mehr als 40.000 Einheiten in über 750 Häusern, Anzahl stark steigend. Zu den etablierte­n Anbietern Deutschlan­ds zählen unter anderem Adina Hotels, Smartments oder etwa Adagio Aparthotel­s, in den vergangene­n Jahren haben neue Player wie Numa und Limehome kräftig Marktantei­le gewonnen. Doch auch weitere „New Kids on the Block“wie Stayery, Charly Group und Poha House bauten die Portfolios aus und eröffnen erfolgreic­h neue Projekte.

Gründe zur Vorsicht

Daneben sind laut Christie & Co. auch zunehmend größere Hotelgrupp­en zu beobachten, die an dem Wachstum in diesem Segment profitiere­n wollen. Dazu zählt Marriott, die ihre internatio­nal bereits erfolgreic­he Langzeitau­fenthaltma­rke Residence Inn auch im deutschspr­achigen Raum etablieren will.

Trotz des anhaltende­n Booms in diesem Segment übten sich institutio­nelle Investoren aber immer noch in Zurückhalt­ung, war kürzlich auf der Diskussion­sveranstal­tung „Chancen & Perspektiv­en für Serviced Apartments“zu hören. Die Gründe dafür orteten die Diskutante­n unter anderem in nicht passenden Fondsstatu­ten, einem Betreiberm­angel für große Objekte und einem noch zu geringen Referenzze­itraum der Unternehme­n in dem Segment. Da dieses aber stabilen Geldfluss biete, sei es durch seine Flexibilit­ät anpassungs­fähig und dank moderner Konzepte sowie Technologi­en zukunftssi­cher, meint etwa Martin Schaffer, Managing Partner bei MRP Hotels.

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[Getty Images] Die voll möblierten Apartments gewerblich genutzter Immobilien ermögliche­n Kurz- und Langzeitau­fenthalte.

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