Fundament aus Vertrauen aufbauen
Ulrike Baumgartner-Foisner startete ihre Karriere bei Fujitsu. Mit 28 Jahren leitete sie die HR in Österreich und Südosteuropa. Darauf aufbauend ging sie zum Ziegelbauer Wienerberger.
Traditionsunternehmen sind längst nicht mehr verstaubt und rückschrittlich. Gar fortschrittlich wirkt die hochentwickelte Technologie und nachhaltige Wandgestaltung, die beim Eintritt ins Wiener Hauptquartier der Wienerberger auffällt. Das Unternehmen, spezialisiert auf die Produktion von Ziegeln, Rohrsystemen und Energiemanagement, wurde 1819 gegründet. Eine Traditionsfirma also, die augenscheinlich auch als hochmoderner Technologiekonzern durchgeht. Ein Terrain, dass Ulrike Baumgartner-Foisner nur allzu gut kennt. Die HR-Chefin war zehn Jahre als Finanz- und HR-Spezialistin beim japanischen Technologieriesen Fujitsu tätig, bevor sie in die produzierende Industrie gewechselt ist. Und davon, Firmen, die ATX-gelistet ihren Hauptsitz in Österreich haben, gebe es gar nicht so viele. Auch deshalb war während ihres Wirtschaftsstudiums oft von Wienerberger die Rede. Nach ihrem Abschluss standen ihr viele Türen offen, als „Erstgenerationsakademikerin“in der Familie galt die Devise, ein „Vernunftstudium zu wählen“. Auch, um sich neue Chancen aufzeigen zu lassen.
Probieren und besser werden
„Wichtig war mir, Angebote anzunehmen und mich nicht vor Unbekanntem zu fürchten“, sagt die Niederösterreicherin. Sie habe sich dementsprechend nie „gegen Themen gewehrt“. So wuchs ihr Verantwortungsbereich, damals bei Fujitsu,
stetig und schnell. „Plötzlich war ich auf dem Finanzkarrierepfad, hab Prognosen und Budgetplanung übernommen. Auch darauf habe ich mich eingelassen. So einen Umweg würde ich jedem empfehlen“, rät die 41-Jährige. Aufgaben, die mit viel Druck einhergehen. „Standhalten, ausprobieren, besser werden“stehe dabei im Fokus. Dafür habe sie sich viel Wissen auch „on the job“angeeignet und die eine oder andere Überstunde geleistet. Mit Erfolg. Sie würde es heute genau so wieder machen. „Gerade beim Berufseinstieg zählt es, Einsatz zu zeigen. Sich zu entfalten, aber auch: zu leisten.“
Das tut sie seit 2019 für Wienerberger. Hier legt sie als Personalchefin für die gesamte Gruppe hohen Wert auf den Cultural-Fit und die Motivation der Mitarbeitenden. „Soziale Fähigkeiten sind oft wichtiger als die fachlichen.“Diese könne man, das weiß sie aus eigener Erfahrung, im Arbeitsalltag lernen. Auch Karriereverläufe zwischen den Abteilungen sind „klar gewünscht“. So kommt es vor, dass intern gewechselt wird – zuletzt habe sie einen IT-Angestellten in ihr Team abgeworben. „Nur wenn wir erkennen, welches Potenzial und Talent in den Beschäftigten steckt, können wir dies auch gemeinsam entfalten.“
Einen höheren Nutzen finden diese indes in den Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen und Benefits. „Wir wollen einen zusätzlichen Anreiz schaffen und die Mitarbeitenden am langfristigen Wachstumskurs und Erfolg des Unternehmens beteiligen.“Wienerberger, seit 1869 an der Börse, sei mittlerweile als Publikumsgesellschaft zur Gänze im Streubesitz. Das erste Programm wurde 2019 in Österreich gestartet und sei – aufgrund der guten Resonanz – laufend ausgebaut sowie auf weitere Länder ausgeweitet. „Ziel ist es, die Programme in all unseren 28 Ländern zugänglich zu machen.“Beim Kauf von zwei Aktien bekommen sie jeweils eine Bonusaktie geschenkt.
Nicht geschenkt, aber kostenlos sind auch die Initiativen: „Ready2Grow“für Junge und „Ready4Expertise 2.0“, geeignet für Aufstrebende. „Auf ein gutes, aber auch anspruchsvolles Bewerbungsverfahren legen wir großen Wert. Dabei zeigt sich oft schon, ob jemand Führungsqualitäten mitbringt. Und diese wollen wir fördern.“In ihrer Führungsrolle achte sie darauf, selbst bei rund 1250 heimischen Beschäftigten niemanden zu übersehen und auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.