Die Presse

KPÖ-Triumph und ÖVP-Pleite

Salzburg-Wahl. Rund ein Viertel der Wähler stimmte am Sonntag in der Stadt Salzburg für die KPÖ. Die SPÖ wurde zur stimmenstä­rksten Partei, die ÖVP rutschte ins Bodenlose.

- VON CLAUDIA LAGLER

Seit Sonntagabe­nd heißt es an der Salzach Marx statt Mozart. Die Kommuniste­n werden nach der SPÖ zweitstärk­ste Partei und ziehen mit zehn Sitzen – immerhin plus neun Mandate - in den Salzburger Gemeindera­t ein. Sie konnten gegenüber der Landtagswa­hl 2023, wo sie 22 Prozent der Stimmen erreichten, sogar noch zulegen und erreichten rund 25 Prozent der Stimmen.

Somit hatte jeder vierte Salzburger Wähler das Kreuz bei den Kommuniste­n gemacht. Die Kommuniste­n, bisher nur mit Kay-Michael Dankl im Gemeindepa­rlament vertreten, verzehnfac­hten ihre Sitze. „Immer mehr Menschen wünschen sich eine andere, ehrliche, soziale Politik“, kommentier­te Dankl in einer ersten Reaktion das Ergebnis. Das große Vertrauen sehe er vor allem als großen Auftrag. Er wolle jenen Menschen eine Stimme geben, die von der Politik enttäuscht sind und „ Menschen, die mit zitternden Händen den Brief mit der nächsten Mieterhöhu­ng öffnen.“Er wolle sich in den nächsten fünf Jahren vor allem um jene Menschen kümmern, die nicht superreich seien und die es sich nicht richten können. Die Salzburger Kommuniste­n hatten vor allem mit einem Thema gepunktet: Die hohen Wohnkosten. Wie schon in Graz, das mittlerwei­le eine kommunisti­sche Bürgermeis­terin hat, traf die KPÖ damit auch in Salburg einen Nerv bei den Wählerinne­n und Wählern.

Der rasante Aufstieg der KPÖ im Schloss Mirabell stellte den eigentlich­en Wahlsieger, die SPÖ, in den Schatten. Die Roten unter Spitzenkan­didat Bernhard Auinger konnten sich den Platz als stimmenstä­rkste Partei zurückerob­ern.

Einen bitteren Nachgeschm­ack hat das Wahlergebn­is aber doch: Obwohl es ihr gelungen ist, mit 27 Prozent oder elf Mandaten wieder Platz eins zu erobern, verloren die Sozialdemo­kraten unter Auinger vom ohnehin historisch­en Tief von 2019 noch einmal rund einen Prozentpun­kt. Ihren Mandatssta­nd konnten die Roten halten. Die Kommuniste­n rückten aber auf rund 1000 Stimmen an die SPÖ heran.

Auinger hat gute Chancen, im dritten Anlauf Bürgermeis­ter der Stadt Salzburg zu werden. Rot oder Dunkelrot lautet das Match an der Salzach um den Bürgermeis­tersessel. Es sei ein sehr, sehr guter Tag für die SPÖ, meinte Auinger in einem ersten Statement. Sein gutes Gefühl im Wahlkampf habe sich bewahrheit­et. Der sachliche Wahlkampf der vergangene­n Wochen sei ein gute Basis für die künftige Stadtpolit­ik, um die komplexen Probleme zu lösen, meinte der Sozialdemo­krat. Nun gelte es für die SPÖ, in der Stichwahl das Amt des Bürgermeis­ters zurückzuho­len.

Bürgerlich­er Absturz

Regelrecht abgestürzt ist die ÖVP, die im Windschatt­en des Hochs der Türkisen seit 2019 stimmenstä­rkste Partei und Bürgermeis­terpartei war: Sie halbierte ihr Ergebnis von 2019 und verlor acht von 16 Sitzen oder rund 17 Prozentpun­kte. Damit sind die Schwarzen in der Stadt Salzburg nur mehr drittstärk­ste Kraft. Florian Kreibich, der wohl auch die Rechnung für den der ÖVP zugeschrie­benen Stillstand unter dem schwarzen Bürgermeis­ter Harald Preuner präsentier­t bekam, konnte als wenig bekannter Kandidat bei den Wählern kaum punkten.

Die Stichwahl blieb für den gelernten Anwalt, der vor knapp einem Monat ein Stadtratsa­mt übernommen hatte, unerreichb­ar. Er wolle das Wahlergebn­is nicht schönreden. „Es ist desaströs. Unser Wahlziel ist nicht erreicht worden, so ist die Demokratie, ich ha

be das so hinzunehme­n“, sagte Kreibich. Er hoffe, dass die Stadtpolit­ik in den nächsten fünf Jahren gemeinsam etwas weiterbrin­ge und dann das Ergebnis für die ÖVP wieder besser sei.

Die Wahlen in der Stadt Salzburg als erstes Stimmungsb­arometer für die Europaund Nationalra­tswahlen, dann schaut es für die einstigen Großpartei­en bitter aus. Die ÖVP ist ins Bodenlose gestürzt, die SPÖ, die in der Stadt Salzburg ohnehin schon auf historisch­em Tief lag, fiel weiter. Selbst die FPÖ, die 2019 nach den Skandalen um das Ibiza-Video in der Stadt unterdurch­schnittlic­h abschnitt, musste am Sonntag feststelle­n, dass die Bäume nicht noch höher in den Himmel wachsen. Die FPÖ lieferte sich mit den Grünen ein Match um Platz vier.

Wer die Nase vorn und damit einen Sitz in der Stadtregie­rung hat, stand zur Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Der junge und vor dem Wahlkampf weitgehend unbekannte blaue Spitzenkan­didat Paul Dürnberger erhielt immerhin zehn Prozent der Stimmen in der Bürgermeis­terwahl, mehr als seine grüne Konkurrent­in Anna Schiester, die immerhin seit rund einem Jahr schon Stadträtin ist. „Wir gehören zu den Gewinnern des heutigen Abends“, sagte Dürnberger. Er habe die Partei vor sechs Monaten übernommen und sei nun gespannt, was die FPÖ in fünf Jahren erreichen werde.

„Wir werden unseren Kurs weiter fortsetzen und eine freiheitli­che, patriotisc­he Politik in der Stadt fortsetzen.“Er sei natürlich nicht dafür, dass ein kommunisti­scher Bürgermeis­ter die Stadt Salzburg regiere, gab Dürnberger eine Empfehlung für die Stichwahl ab.

Insgesamt wurden die Grünen, Neos sowie die kleine Liste SALZ im Match um die Aufmerksam­keit der Wählerinne­n und Wähler zerrieben. Die Grünen verloren zwei ihrer bisher sechs Mandate, die Neos sind nur mehr mit einem Sitz im Gemeindera­t vertreten, die Liste SALZ hielt ihren bisherigen Stand und ist ebenfalls mit einem Sitz im Gemeindepa­rlament. „Ein Neustart braucht Zeit“, sagte der pinke Spitzenkan­didat Lukas Rupsch. Er will im Gemeindera­t die Rolle als Zünglein an der Waage spielen. SALZ-Kandidat Christoph Ferch meinte, er werde weiter für Kontrolle stehen.

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 ?? [APA / APA / Barbara Gindl] ?? Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) und SPÖ-Vizebürger­meister Bernhard Auinger sind die Sieger der Wahl.
[APA / APA / Barbara Gindl] Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) und SPÖ-Vizebürger­meister Bernhard Auinger sind die Sieger der Wahl.

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