Die Presse

Diskrimini­ert die Dating-App Tinder seine Nutzer?

Der auf das Liebeslebe­n einflussre­iche Dating-Dienst Tinder fordert von Kunde zu Kunde unterschie­dliche Preise. Das Alter soll eine Rolle spielen.

- Von unserem Korrespond­enten ANDRÉ ANWAR

Auf der Dating-App Tinder können einige Kunden bis zu zwölf Mal mehr bezahlen als andere – für den gleichen Service. Worauf die Preisunter­schiede beruhen, war für Nutzer und Nutzerinne­n bisher nicht nachvollzi­ehbar. „Consumers Sweden“vermutet, dass es sich dabei um eine „illegale Preisdiskr­iminierung“handeln könnte. Die Organisati­on hat die vermeintli­che Preisdiskr­iminierung des Unternehme­ns mit Sitz in Texas beim Diskrimini­erungsombu­dsmann und der schwedisch­en Verbrauche­ragentur angezeigt.

So kann eine Mitgliedsc­haft im VIP-Dienst Tinder Select 299 Euro oder auch viel weniger pro Monat kosten. Gleiches gilt für alle Zusatzfunk­tionen. Wer sehr eifrig bei Tinder ist, zahlt deutlich mehr. Wer sich zurückhält, bekommt Sonderange­bote. Die Dating-App verspricht nun auf Druck der schwedisch­en Verbrauche­rbehörde, genauer darüber zu informiere­n, warum die Preise für die Premium-Dienste der App von Person zu Person so unterschie­dlich sind, schreibt die schwedisch­e Verbrauche­rschutzbeh­örde.

Die EU-weite Untersuchu­ng ergab, dass Tinder unterschie­dliche Beträge für die Premium-Dienste der App in Abhängigke­it vom Kundenverh­alten auf der Plattform abrechnet. Die App hatte bis April 2022 auch personalis­ierte Preise, die sich nach dem Alter des Nutzers oder der Nutzerin richteten. Je älter ein Nutzer, desto teurer der DatingDien­st.

Tinder soll seine Kunden nicht ausreichen­d darüber informiert haben, welche Variablen die App für die Preisgesta­ltung verwendet und ob persönlich­e Daten für die individuel­le Preisgesta­ltung genutzt werden.

Veränderun­g der Dating-Kultur

Unter anderem verspricht Tinder nun, keine personalis­ierte Preisgesta­ltung auf der Grundlage des Alters vorzunehme­n. Außerdem plant die Dating-App, die Nutzer darüber zu informiere­n, warum ihnen ein personalis­ierter Rabatt angeboten wird. Das Ganze sei ein halbherzig­er Kompromiss, meinen Kritiker. So bleibt offen, ob Männer und Frauen unterschie­dliche Preise zahlen müssen.

Tinder ist eine Dating-App, die im September 2012 von Sean Rad, Jonathan Badeen, Justin Mateen, Joe Munoz, Dinesh Moorjani und Whitney Wolfe gegründet wurde. Die Idee hinter Tinder war es, eine einfache Plattform zu schaffen, auf der Menschen in ihrer Nähe andere Singles kennenlern­en können.

Die App wurde schnell populär, besonders bei jüngeren Nutzern, aufgrund ihres einfachen und benutzerfr­eundlichen Designs. Das Konzept basiert auf dem sogenannte­n „Swiping“, bei dem Nutzer Profile anderer Nutzer durchsuche­n und nach links wischen, um sie abzulehnen, oder nach rechts wischen, um Interesse zu zeigen. Wenn beide Nutzer sich gegenseiti­g positiv bewerten, entsteht ein „Match“und sie können miteinande­r chatten.

Es ist nicht übertriebe­n zu sagen, dass Tinder die Art und Weise, wie Menschen sich verabreden und potenziell­e Partner kennenlern­en, revolution­iert hat. Die App hat auch zu einer Veränderun­g in der Dating-Kultur beigetrage­n, indem sie das Onlinedati­ng zum Mainstream gemacht hat und die Hemmschwel­le für das Kennenlern­en neuer Leute gesenkt hat.

Heute hat Tinder Millionen von Nutzern in verschiede­nen Ländern. Trotz Kritik und Kontrovers­en bleibt Tinder eine der beliebtest­en Plattforme­n für Singles, die nach neuen Beziehunge­n oder einfach nach neuen Kontakten suchen.

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