„Klugheit und Sexyness, das darf kein Widerspruch sein“
Dancefloor-Königin Zara Larsson debütierte just am Weltfrauentag in Österreich. Es war ein rundum sinnliches Vergnügen.
Für uns Südliche bleibt es rätselhaft, warum schwedische Popmusik so beschwingt und fröhlich tönt, während Norweger und Finnen musikalisch konsequent im Meer der Melancholie segeln. Zara Larsson, die 26-jährige Popüberfliegerin aus Stockholm, amüsierte sich im Interview mit der „Presse“über diesen Befund. „Schwedische Popmusik mag happy klingen, aber wenn man genau auf die Texte hört, dann relativiert sich das. Aber wir haben wohl doch unsere ganz eigene Art, durch die dunklen Wintermonate zu kommen. Wir durchtanzen sie.“
Und so ist es keine Überraschung, dass Larsson insbesondere auf dem Dancefloor eine Größe ist. Weltweit. Ihre aktuelle Single „On My Love“hat sie mit David Guetta, dem Gottseibeiuns des Autodrom-Böller-Disco aufgenommen. Noch nie klang ihre
Stimme so intensiv. Auch live im Wiener Gasometer, wo dieser Song mit schrillem Jubel begrüßt wurden. Zwei Drittel der Fans waren junge Frauen. Auf der Bühne war die Frauenquote sogar noch höher, nämlich sagenhafte 100 Prozent. Umgeben von ihren Tänzerinnen und Musikerinnen agierte Larsson mit der Souveränität einer Bienenkönigin. Mit der Dynamik ihres Hüftschwungs konnte es keine Kollegin aufnehmen. Als weitere Waffe schwang sie das Mikrofon.
Die Qualitäten ihrer Stimme demonstrierte sie schon in der Eröffnungsnummer „Venus“. Zunächst intonierte sie sehr nuanciert, dann, mit dem Einsetzen der Beats, erhöhte sie die Drehzahl zu kreissägenartiger Intensität. Kein Wunder, es ging um die Liebe. „Oh Venus, like a supernova, I can’t stop this overwhelming feeling.“Das Publikum war gleich auf Betriebstemperatur und Larsson spielte mit ihm wie mit einem Musikinstrument.
Sie mag zwar erst 26 sein, aber sie hat schon zwölf Jahre Praxis auf internationalen Bühnen. Die Sexyness, die sie da versprüht, wurde ihr nie aufgezwungen. „Natürlich könnte man denken, dass es deshalb so ist, weil ich in einer Gesellschaft aufgewachsen bin, die erwartet, dass sich Frauen sexy inszenieren. Aber ich kann für mich persönlich sagen, dass ich mich gerne sexy zeige. Klugheit und Sexyness, das darf kein Widerspruch sein.“
Tanzbare Melancholie
Was Gefühle anlangt, so beherrscht Larsson die hohe Kunst, Widersprüchliches zu verbinden. Sie ist eine Meisterin der sogenannten „sad bangers“, Liedern, die grundsätzlich melancholisch sind, aber gleichzeitig sehr rhythmisch und damit tanzbar. Das Glück und die Traurigkeit sind in Larssons Kunst oft ganz nah beieinander. Dasselbe Lied kann, je nach Stimmung, mal als fröhlich, dann wieder als niederschmetternd erlebt werden. Damit ist eine Wirkungselastizität gegeben, die dem raschen Auf und Ab des Teenagerlebens entgegenkommt.
Jubiliert wurde an diesem Abend viel. Bei „Symphony“etwa, jenem bockig groovenden Hit, den Larsson mit dem britischen Elektropopduo Clean Bandit aufgenommen hat. Und natürlich gegen Ende bei „Lush Life“ihrem bislang größten Seller. Ihr ist bewusst, dass sie selbst dieses luxuriöse Leben lebt. „Meine Karriere verläuft super, aber wenn ich einmal auf dem Totenbett liege, dann zählen nur die Beziehungen, die ich mit den Menschen in meinem Leben hatte.“