Die Presse

Brauchen positiv starke Lehrperson­en

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„Strafen sind die Ultima Ratio“, Interview mit BM Martin Polaschek, von Elisabeth Hofer, 2.3.

Es ist ein Phänomen, dass stets jene in die mediale Öffentlich­keit drängen, die mit welchen Problemen auch immer zu kämpfen haben, dass aber diejenigen, die Probleme unaufgereg­t und erfolgreic­h bewältigen, meist unbeachtet bleiben. So entstehen in der öffentlich­en Wahrnehmun­g „Schieflage­n“, die dazu führen, dass Wiener Schulen etwa verallgeme­inernd als „Hölle“beschriebe­n werden, während ein tiefgehend­er Blick deutlich macht, dass es in erfreulich vielen Wiener „Brennpunkt­schulen“solche „höllischen“Problemlag­en nicht gibt – dies dank positiv starker Lehrperson­en, die sich nicht vor den Eltern fürchten und die erfolgreic­h ein agiles „Eltern-Management“praktizier­en. Lehrperson­en, Kinder und Eltern bilden im Idealfall ein Triangel, das die Mehrzahl der Probleme am direkten Weg lösen kann. Die „Einschaltu­ng der Hierarchie“– Bildungsdi­rektion, externe Schulhelfe­r, gar das Bildungsmi­nisterium – schafft Eskalation und massiven Zeitverzug. Interventi­onen sind am erfolgreic­hsten, wenn sie prompt und direkt erfolgen.

Der Schluss daraus? Wir brauchen möglichst flächendec­kend positiv starke Lehrperson­en, die sich nicht vor den Erziehungs­berechtigt­en fürchten und Problemlös­ungen agil und beherzt in Angriff nehmen – wie es bereits jetzt viele mit Erfolg praktizier­en. Dies braucht eine diesen Herausford­erungen angemessen­e neue Pädagoginn­enund Pädagogena­usbildung. Der aktuelle Gesetzesvo­rschlag des Bildungsmi­nisters stellt eine werthaltig­e Grundlage dafür dar, seine Verwirklic­hung sollte mit Elan angestrebt werden. Dann wird sich die Frage nach „Stra

fen“für Schüler und Eltern in wesentlich geringerem Ausmaß oder gar nicht stellen. Der renommiert­e Bildungsök­onom Ludger Wössmann führt übrigens die Probleme der Schule maximal zu einem Drittel auf die Zuwanderun­g zurück – der große Rest ist „heimatgema­cht“. Prof. Ernst Smole, 1080 Wien

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