Die Presse

Bidens „rote Linie“kümmert Netanjahu nicht

US-Präsident wirft Israels Premier vor, Israel mehr zu schaden als zu helfen.

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Die Beziehunge­n zwischen den beiden Politikern standen nie zum Besten. Doch nach dem brutalen Terrorüber­fall der Hamas auf Israel am 7. Oktober sicherte USPräsiden­t Joe Biden dem israelisch­en Premier Benjamin Netanjahu volle Unterstütz­ung zu. Auch nach fünf Monaten Krieg stehen die USA nach wie vor an der Seite Israels. Doch zugleich wächst durch die verheerend­en Folgen der israelisch­en Offensive im Gazastreif­en der internatio­nale Druck auf Netanjahu – auch aus Washington.

US-Präsident Biden hat einen Vormarsch Israels auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreif­en in einem Interview mit dem US-Fernsehsen­der MSNBC nun als „rote Linie“bezeichnet. Kurz darauf merkte er jedoch sofort an, dass es keine rote Linie gebe; er werde „Israel niemals verlassen“.

Gegen „weitere 30.000“Tote

Zugleich kritisiert­e Biden, dass Netanjahu mit seinem Vorgehen Israel „mehr schadet als hilft“. Der israelisch­e Premier habe „ein Recht, Israel zu verteidige­n“. Darunter dürften aber nicht unschuldig­e Menschen leiden. „Es kann nicht sein, dass 30.000 weitere Palästinen­ser sterben, weil sie dieses Ziel verfolgen“, sagte der US-Präsident.

Netanjahus Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Ich habe eine rote Linie und wissen Sie, was diese rote Linie ist? Dass so etwas wie am 7. Oktober nie wieder passiert“, sagte er in einem Interview mit der deutschen „Bild“und dem Magazin „Politico“. Er gedenke auch weiterhin, das Militär nach Rafah zu schicken. Israel vermutet dort die letzten Verstecke der Hamas-Führung.

Zum Vorwurf, er schade Israel mehr als er ihm helfe, sagt der Premier: Er wisse nicht genau, was der US-Präsident damit gemeint habe. Netanjahu nahm für sich in Anspruch, eine Politik zu machen, die die Mehrheit der israelisch­en Bevölkerun­g unterstütz­e. „Sie unterstütz­en auch meine Position, dass wir absolut jeden Versuch ablehnen, dass man uns einen Palästinen­serstaat die Kehle runterstop­ft.“(APA/Reuters/red.)

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