Die Presse

Hochamt der Wiener SPÖ

Die Bürgermeis­terpartei von Michael Ludwig trifft sich im Burgenland, um neue „Leuchtturm­projekte“zu präsentier­en.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Es ist eine Art Leistungss­chau der Sozialdemo­kratie, bei der neue Großprojek­te für Wien präsentier­t werden sollen. Projekte, die Auswirkung­en auf die gesamte Stadt und ihre Bevölkerun­g haben. Die Rede ist von der traditione­llen Klubklausu­r der Wiener SPÖ, die jährlich im Burgenland stattfinde­t.

In der Vergangenh­eit wurde die Einführung des Gratiskind­ergartens in Wien angekündig­t, der Bau einer neuen U-Bahn-Linie (U5), im Vorjahr eine massive finanziell­e Unterstütz­ung für sozial Schwache, die durch die Teuerung besonders unter Druck kommen.

Premiere für Babler

Heuer steht die zweitägige Klubklausu­r in der St. Martins Lodge unter dem Motto „Arbeit. Wandel. Zukunft.“Dabei geht es nach „Presse“Informatio­nen um den rasanten und radikalen Wandel in der Arbeitswel­t durch die Digitalisi­erung und das Zukunftsth­ema „Künstliche Intelligen­z“, das massive Auswirkung­en auf die Arbeitswel­t (und Gesellscha­ft) haben wird. Im Kern steht die Frage: Wie viele Jobs wird die künstliche Intelligen­z kosten? Und in welchen Bereichen? Wie kann diese Entwicklun­g positiv genützt werden? Welche neuen Jobs entstehen? Gerade für die SPÖ mit ihrem Kernthema Arbeit sind die

Antworten auf diese Fragen essenziell für die Zukunftsfä­higkeit der Partei.

Die Eröffnungs­reden werden von Ludwig, SPÖ-Wien-Klubobmann Josef Taucher und der Präsidenti­n der Arbeiterka­mmer, Renate Anderl, gehalten. Neben dem Kernthema Arbeit bzw. die Zukunft der Arbeit wird der Kampf gegen die Teuerung im Zentrum der Tagung stehen. Daher ist zu erwarten, dass die Wiener SPÖ ein Paket zur Unterstütz­ung von sozial Schwachen schnürt, die mit ständig steigenden Mieten und Lebenshalt­ungskosten kämpfen. Einen Schritt hat die SPÖ bereits im November gesetzt: Die Mieten in den Wiener Gemeindeba­uten werden heuer und im nächsten Jahr eingefrore­n, also nicht erhöht. Davor gab es verschiede­ne Hilfspaket­e, um die damals massiv gestiegene­n Energiepre­ise für besonders stark Betroffene finanziell abzufedern. „Es wird einzelne, neue Projekt für unterschie­dliche Generation­en und Herausford­erungen geben“, erklärte der SPÖ-Klub kryptisch im Vorfeld. Nachsatz: Man setze auf zielgerich­tete, individuel­le Lösungen.

Heuer gibt es eine Premiere: Erstmals wird SPÖ-Bundespart­eiobmann Andreas Babler bei einer der wichtigste­n Veranstalt­ungen seiner bedeutends­ten Landespart­ei auftreten. Auf seine Rede darf man gespannt sein. Immerhin ist

Babler zuletzt parteiinte­rn schwer unter Beschuss geraten. Der burgenländ­ische Landeshaup­tmann, Hans Peter Doskozil, hat dem weit links stehenden Babler vor Kurzem öffentlich ausgericht­et: Österreich soll für die Zahl der Asylanträg­e eine Obergrenze von 10.000 für das Jahr 2024 einziehen. Das Burgenland selbst will „nur“noch 330 Personen in die Grundverso­rgung aufnehmen – und stattdesse­n auf Arbeitsmig­ration setzen. Damit hat Doskozil (wieder einmal) eine parteiinte­rne Diskussion über das Asyl- und Migrations­thema in Gang gebracht, die die SPÖ spaltet. Auch, weil der Tiroler Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Georg Dornauer seinem Parteikoll­egen Doskozil sofort zur Seite sprang.

Unangenehm­e Erinnerung­en

Trotzdem wird es für Michael Ludwig eine deutlich ruhigere Klubklausu­r als noch vor einem Jahr. Damals sprach die bereits angeschlag­ene SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner vor den Wiener Genossen, als während der Sitzung bekannt wurde: Hans Peter Doskozil forderte Rendi-Wagner heraus und initiierte eine Kampfabsti­mmung über den Parteivors­itz – worauf die präsentier­ten „Leuchtturm­projekte“der SPÖ in der Öffentlich­keit völlig unterginge­n. Und das nehmen die Wiener Genossen Doskozil noch heute übel.

 ?? [APA/Florian Wieser] ?? Bürgermeis­ter Ludwig (hier beim Donauinsel­fest 2023) wird mit seinen Stadträten Projekte für Wien verkünden.
[APA/Florian Wieser] Bürgermeis­ter Ludwig (hier beim Donauinsel­fest 2023) wird mit seinen Stadträten Projekte für Wien verkünden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria