Russland-Problem: RBI-Aktie stürzt ab
Der Markt hat Angst vor Folgeproblemen aus dem RBI-Russlandgeschäft. Die USA drohten der Bank angeblich nicht.
Wien. Die Raiffeisen Bank International (RBI) kämpft – ein weiteres Mal – mit Befürchtungen im Markt, dass ihr Russlandgeschäft zu Folgeproblemen führen könnte. Nachdem Berichte über einen Wienbesuch einer hochrangigen Beamtin des US-Finanzministeriums Tage später auch in englischsprachigen Medien – konkret am Samstag bei der in Brüssel beheimateten Onlinezeitung „EUobserver“– aufgekommen waren, stürzte die Aktie der Bank am Montag in Wien um bis zu zwölf Prozent ab.
Vergangene Woche hatte Anna Morris, Assistant Secretary im US Treasury Department, in Wien mehrere österreichische Firmen getroffen, und auch ein Einzelgespräch mit Raiffeisen geführt, worüber die „Presse“schon vorab am 5. März als erstes Medium berichtet hatte. Wie die US-amerikanische Botschaft in Wien dann am 6. März Nachmittag mitteilte, ging es bei dem Treffen mit Raiffeisen um ihre Tochterbank in Russland.
Keine Drohungen
Raiffeisen, die in Russland einen bedeutenden Teil ihrer Gewinne macht, hat wiederholt erklärt, dass es die Sanktionen gegen Russland einhält, auch in der russischen Sparte, die inzwischen die größte ausländische Bank in Russland ist. Berichte wie die des „EUobservers“, die die Gespräche mit Morris fälschlicherweise mit einer „spezifischen Sanktionsdrohung” in Verbindung gebracht haben, seien falsch.
„Ebenso falsch sind Medienberichte, die implizieren, dass das US Treasury Vorwürfe der Sanktionsverletzung oder –umgehung gegen die RBI erhoben hat”, heißt es in der Mitteilung weiter. Das Ministerium habe vielmehr ganz allgemein darauf hingewiesen, „dass Finanzinstitute, die die Russland-Sanktionen verletzen oder umgehen, vom US-Finanzsystem ausgeschlossen werden können“.
Morris habe Vorstandsmitglieder von Raiffeisen zu Gesprächen getroffen, wie sie „seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs regelmäßig stattfinden”. Darüber hinaus habe es Gespräche zwischen der Bank und dem Treasury auf Expertenebene in Washington gegeben. Berichte, wonach der Vorstand nach Washington „einbestellt” worden sei, seien ebenfalls falsch.
Die Raiffeisen-Aktien grenzten die Verluste im Laufe des Montagvormittags ein, handelten zuletzt aber immer noch um rund sechs Prozent tiefer.
Mahnung zur Gelassenheit
Analyst Thomas Unger von der Erste Group mahnte am Montag in der Früh inzwischen zur Gelassenheit, zumal keine anderen Medien den Bericht des „EUobsverers“bestätigt hätten. „Wir empfehlen, auf die Bestätigung von anderen Stellen abzuwarten, bevor man irgendwelche Schlüsse zieht“, so Unger.
Raiffeisen versucht derzeit, über eine komplexe Transaktion einen Teil seines Kapitals aus Moskau abzuziehen. Konkret plant sie, die Anteile des russischen Tycoon Oleg Deripaska am heimischen Baukonzern Strabag inklusive Dividenden – die Deripaska aufgrund der Sanktionen eigentlich nicht erhalten darf – mittels der Raiffeisen-Tochter in Moskau zu kaufen. Allerdings nicht direkt, sondern von einer russischen Firma, die zuerst Deripaska die Anteile abkauft. Danach soll alles per Sachausschüttung nach Wien weitergereicht werden. „Wir haben alle erforderlichen Unterlagen bei den zuständigen Behörden eingereicht“, erklärte RBI-Chef Johann Strobl kürzlich, „wir erwarten das Closing für das erste Quartal 2024.“(Bloomberg/est)