Oscar-Looks wie aus dem Himmel – und ein Mode-Malheur
Die Oscars waren dieses Jahr modetechnisch recht zweitönig. Die einen funkelnden in lichten Farben, die anderen kamen in klassischem Schwarz daher. Zwischendrin: Eine Schwangerschaftsverkündung, ein kaputter Zippverschluss und ein nackter Mann in Birkenst
Es glitzerte auf dem roten Teppich, der heuer tatsächlich wieder rot war. Fast hat man den Eindruck, die Garde hätte sich abgesprochen. Etwas, was langjährige Stilkritiker übrigens bemängeln – weil die Mode immer eintöniger werde (heuer zweitönig). Früher hätten sich Stars und Sternchen noch selbst verwirklicht. Heute fungieren sie als Kleiderstangen. Eva Longoria machte das recht deutlich, als sie nach der Marke ihres Colliers gefragt wurde: Selbst ausgesucht sei da nichts, sagte sie (es war von Boucheron).
In der Farbe war man diesmal himmlisch zurückhaltend. Neben Schwarz dominierten helle Töne die Nacht: Eisgrau, Mint, Babyblau, Silber, Weiß. Florence Pughs Glasperlen am Korsett mimten dicke Regentropfen, die Träger schwebten ein gutes Stück über den Schultern – eine Kreation von Del Core. Emily Blunts ebenfalls schwerelos erscheinende Robe stammt aus einer Schiaparelli-Kollektion,
die von All und Himmel inspiriert war. Ariana Grandes rosa Bausch von Giambattista Valli fiel zwar farblich aus der Reihe, ähnelte dafür aber in seiner Silhouette einer dichten Wolkendecke (im Morgengrauen?). Lily
Gladstones Schleppe des mitternachtsblauen Gucci-Kleides zierten Stickereien, die irgendwo zwischen Blumen und Sternen lagen. Recht ähnlich waren die Federspiele von Da’Vine Joy Randolph (Louis Vuitton) und Lupita Nyong’o (Armani): beide in glitzernden blaugrauen Roben, mit Gefieder an Ärmeln und Hüfte. Auch Laverne Cox inszenierte ihre Stola zum Mugler-Kleid wie Flügel.
Nicht ganz so himmlisch saß Emma Stones Kleid, sie hatte das Volumen aus ihren „Poor Things“-Ärmeln ins mintfarbene Louis-Vuitton-Schößchen umverteilt. Süß, nur war es zum ungünstigen Zeitpunkt der Dankesrede gerissen. Bitte nicht hinschauen, meinte Stone nur, zog dabei unfreiwillig Parallelen zu John Cenas Auftritt. Der gab den Präsentator der Kategorie Bestes Kostümdesign nackt in Birkenstock-Schlapfen und betonte so, wie wichtig doch Gewänder seien. Garderobenstunts lieferten die Männer sonst kaum, dafür ein neues Must-have: Broschen. „Barbie“-Darsteller Simu Liu trug eine zum
Fendi-Anzug in Wickeloptik, Colman Domingo hatte ein Exemplar auf seiner Fliege.
Die dunkle Seite
Der Hang zum kleinen und größeren Schwarzen hat sich schon auf dem Laufsteg abgezeichnet. Und wer nicht mit Farbe beeindruckt, tut sich üblicherweise mit raffinierten Linien hervor. So etwa die 92-jährige Rita Moreno mit einer Portion Volants um den Hals. Sandra Hüller (Schiaparelli) und Eva Longoria (Tamara Ralph) setzten auf exaltierte „Maleficent“-Ausschnittpartien, Greta Lee und Maitreyi Ramakrishnan auf weiße Akzente. Gar Margot Robbie hatte sich nach mehrmonatiger „Barbie“-Pressetour am Pink sattgesehen, sie beschloss das Kapitel in einer dunklen Versace-Robe. Vanessa Hudgens machte weniger mit engem schwarzen Kleid von Vera Wang auf sich aufmerksam, vielmehr mit der Wölbung darunter: Sie verkündete auf dem roten Teppich ihre Schwangerschaft, eine wiederum himmlische Botschaft.