Lassen wir die Xmas-Lichter weg!
Warum weder „Happy Ramadan“Schriftzüge noch „Happy Xmas“-Lichter etwas mit unserer Leitkultur zu tun haben.
Es ist kein abwegiger Gedanke, die gesellschaftlichen Bande durch kleinere oder größere Zeichen der Akzeptanz und des Verständnisses füreinander und die jeweiligen Traditionen zu stärken; jeder Teil der Gesellschaft – und wir leben, ob wir es wollen oder nicht, in einer multikulturellen Gesellschaft – wünscht sich wahrgenommen und als unverzichtbar wertgeschätzt zu werden, mit seinen teils vertrauten, teils befremdlichen Gepflogenheiten. Das mag auf Zustimmung, Ablehnung oder Ignoranz stoßen; Faktum ist: Als Gesellschaft müssen wir uns immer wieder die Frage stellen bzw. gefallen lassen: Was gehört zu uns; soll zugehörig werden?
Persönlich halte ich es mit dem schottischen Sprichwort: „Wer alle Tage feiert, fragt nicht nach dem Sonntag!“Aber ich verstehe, dass wahrscheinlich ein Großteil der Menschen das heute anders sieht und es daher auch immer wieder zu Forderungen kommt, diese oder jede Feiertage diverser Gruppen, Religionsgemeinschaften usw. in die Alltagskultur zu integrieren und sichtbar zu machen.
Dieser Überzeugung dürfte 2023 auch London gewesen sein, als die Hauptstadt Englands erstmals eine Ramadan-Beleuchtung am Piccadilly Circus anbrachte: „Happy Ramadan“stand dort in blinkender Schrift zu lesen, begleitet von funkelnden Halbmonden und sonstigem Lichterkitsch, der die Straßen schmückte.
Kaum ein Jahr später entschieden sich auch die deutschen Städte Frankfurt am Main und Köln für eine Festtagsbeleuchtung zum muslimischen Fastenmonat, der 2024 vom 10. März bis zum 9. April dauert; im Sinne einer niederschwelligen Willkommenskultur und zum Zeichen der unbedingten Akzeptanz vom Fremden im eigenen Land.
In dasselbe Horn stieß nun auch die Kleinpartei SÖZ im zehnten Wiener Gemeindebezirk, als sie eine Ramadan-Beleuchtung für Favoriten ins Gespräch brachte, woraufhin allerdings eine hitzige (vielleicht so nicht erwartete) Diskussion über Leitkultur, Parallelgesellschaften und Integration losbrach.
Vergessen wir für den Augenblick, dass Favoriten allgemeinhin als Brennpunktbezirk gilt, und schieben wir einstweilen beiseite, dass die hiesige Bevölkerung wohl andere Probleme hat, als sich mit Fragen nach dem Lichterschmuck auf ihren Straßen zu befassen, und wenden wir uns stattdessen den Reaktionen auf diesen Vorschlag zu: Einerseits wurde er selbstverständlich begrüßt, wie von der Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs, Valerie Mussa, die darin ein „Zeichen für ein friedliches Miteinander“sieht.
Andererseits wurde das Begehren nach Sichtbarmachung des muslimischen Fastenmonats im Wiener Straßenbild sofort von ÖVP-Integrationsministerin Susanne Raab und Wiens ÖVP-Chef, Karl Mahrer, abgelehnt; beide meinten: „Es braucht ein klares Leitbild für konsequente Integration mit der Pflicht zur Anpassung.“
Ruhe und Fasten im Advent
Meinerseits kann ich beiden Argumenten etwas abgewinnen, möchte an dieser Stelle jedoch einen dritten Lösungsweg vorschlagen: Anstatt eine „Happy Ramadan“-Beleuchtung zusätzlich anzubringen, lasst uns (zum Ausgleich) auf die alljährliche „Happy Xmas“-Beleuchtung verzichten. Denn weder das eine noch das andere hat mit unserer Leitkultur zu tun: Die muslimische Tradition hat zwar Platz in unserer Gesellschaft, ist aber deshalb kein Teil unserer Kultur. Gleiches gilt für den konsumorientierten Xmas-Wahnsinn in der Adventzeit, die in ihrem christlichen Ursprung – und hierin wurzelt unsere Leitkultur tatsächlich – auf Ruhe und Fasten (!) setzt. Kurz: Weniger ist mehr; und wir fasten schließlich auch mit den Augen.