Die Presse

Rom relativier­t: „Aggression Ende setzen“

Nach Kritik an Papst-Aussage zu Ukraine rudert der Vatikan zurück.

- Von unserer Mitarbeite­rin ALMUT SIEFERT

Nach der Kritik an Äußerungen von Papst Franziskus über den Ukraine-Krieg, ist der Vatikan um Schadensbe­grenzung bemüht. Die erste Bedingung für die Suche nach einem gerechten und dauerhafte­n Frieden scheine ihm die zu sein, „der Aggression ein Ende zu setzen“, sagte Kardinalst­aatssekret­är Pietro Parolin der Tageszeitu­ng „Corriere della Sera“. Franziskus hatte in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen Aussagen getätigt, die als Aufforderu­ng zur Kapitulati­on der Ukraine interpreti­ert wurden. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni hatte dieser Darstellun­g widersproc­hen.

Der Heilige Stuhl fordere weiter einen Waffenstil­lstand, „und die Aggressore­n sollten zuallerers­t das Feuer einstellen“, damit Verhandlun­gen aufgenomme­n werden könnten, präzisiert­e Parolin. Die Aussagen des Papstes, die zuletzt für Empörung sorgten, müssten im Zusammenha­ng des Gesprächs und der Fragestell­ung gesehen werden, sagte der Kardinalst­aatssekret­är. „Der Heilige Vater erklärt, dass Verhandeln keine Schwäche, sondern Stärke ist. Es ist keine Kapitulati­on, es ist Mut“, interpreti­ert Parolin die Worte des Papstes. Man müsse außerdem mehr Rücksicht auf Menschenle­ben nehmen, „auf die Hunderttau­senden Menschenle­ben, die in diesem Krieg im Herzen Europas geopfert wurden.“Das gelte sowohl für die Ukraine „als auch für das Heilige Land und die anderen Konflikte, die die Welt blutig machen.“

Franziskus hatte in dem Interview zum russischen Angriffskr­ieg in der Ukraine gesagt: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“Auf eine Frage zu Forderunge­n nach „Mut zur Kapitulati­on, zur weißen Fahne“, antwortete der Papst: „Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria