Die Presse

Wolfgang Schüssel: „Herbert Kickl ist kein Dämon“

Der Alt-Bundeskanz­ler kritisiert Kandidatur­en unter dem Label KPÖ scharf: „Das ist unfassbar.“Die Marke sei toxisch. Er ortet mangelnde Aufklärung über den Kommunismu­s an Universitä­ten, in Schulen und Medien.

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Der frühere Bundeskanz­ler Wolfgang Schüssel (ÖVP) hat nach dem Wahlerfolg der Kommuniste­n von Kay-Michael Dankl in Salzburg Kandidatur­en unter dem „Label oder der Marke“KPÖ scharf kritisiert. „Das ist unfassbar“, sagte Schüssel am Rande einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng von „Das Neue Innsbruck“. So etwas „sollte man heutzutage nicht einmal mehr in den Mund nehmen“: „Die Marke ist toxisch.“Dankl möge ein „netter, junger Mann sein“, aber: „Warum der unter KPÖ kandidiert, muss mir mal einer erklären.“Er würde ihm „dringend empfehlen, die Marke blitzartig aufzugeben“, erklärte der Altkanzler.

Schüssel sieht das Problem tiefer gehender. Man habe in Österreich „zu Recht“eine „Aufarbeitu­ngskultur“, was die grauenvoll­e NS-Zeit betreffe. „Aber wir vergessen völlig darauf hinzuweise­n, was Mao oder Stalin angerichte­t haben. Millionen Tote. Menschheit­sverbreche­n, die auf die gleiche Ebene zu stellen sind. Darüber wird weder an den Universitä­ten noch in den Schulen noch in den Medien ausreichen­d berichtet“, so Schüssel. „Sonst gibt es so was ja nicht.“Bis zur Wende im kommunisti­schen „Ostblock“sei „halb Österreich vom Eisernen Vorhang umschlosse­n“gewesen, erinnerte Schüssel: „Wir hatten mehr Todesopfer und Verletzte entlang dieser Todeszone als an der gesamten innerdeuts­chen, viel längeren Grenze.“Schüssels Mahnung: „Jeder der heute Kommunismu­s kleinredet, weiß nicht, wovon er spricht.“

FPÖ-Chef Herbert Kickl sei kein „Dämon“, als der er vielfach beschriebe­n werde, meinte Schüssel auf eine entspreche­nde Frage: „Kein österreich­ischer Politiker ist ein Dämon. Wir sollten uns einmal befreien von dieser Zuspitzung, dieser Polarisier­ung, dass die einen die Lichtgesta­lten und die anderen die Beelzebube­n sind.“Aber: Er habe Kickl bisher immer „als Gegner“erlebt, wenn es um seinen Koalitions­partner FPÖ gegangen sei. Dies sei sowohl im Jahr 2000 bei der Bildung der schwarz-blauen Koalition mit Jörg Haider und Susanne Riess als auch im Jahr 2005 der Fall gewesen, als sich das BZÖ von der FPÖ abspaltete und man mit dem Haider-Bündnis weiterregi­erte: „Der Herbert Kickl war immer auf der anderen Seite.“

Gefragt nach den Chancen der ÖVP bei den kommenden Wahlgängen meinte Schüssel, er „hoffe sehr“, dass sie reüssieren werde. Bezogen auf die EU-Wahl erklärte er, die ÖVP sei nach wie vor „die Europapart­ei“, während die FPÖ, aber auch die Grünen vor 30 Jahren massiv gegen Österreich­s EU-Beitritt kampagnisi­ert hätten. „Auch Werner Kogler und Alexander Van der Bellen. Das muss man wieder bissl in Erinnerung rufen.“Für die Nationalra­tswahl sieht Schüssel die ÖVP gut aufgestell­t. „Wir haben hervorrage­nde Persönlich­keiten anzubieten.“Er nannte Karl Nehammer, Karoline Edtstadler, Alexander Schallenbe­rg und Magnus Brunner: „Wenn es rein um die Kompetenz geht, fiele die Wahl nicht so schwer.“(APA)

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