Georg-Coch-Platz: Wie man einen Pokerchip besichtigt
Otto Wagners Postsparkasse: vom Bluffen, Hasardieren und von den Freuden der Baukunst.
Otto Wagners Postsparkassen-Gebäude hat schon entspanntere Zeiten gesehen. Einstmals ehrfurchtgebietendes Aushängeschild eines Instituts, das es, als Heimstatt des kleinen Sparers gegründet, bis zum staatstragenden Mitgestalter in Sachen Währungsund Kreditpolitik brachte, sieht es sich gegenwärtig zu einem von vielen Chips in einem Milliardenpoker erniedrigt, in dem rund um die Insolvenzmasse eines Immobilienimperiums a. D. auf Profit komm raus geblufft und hasardiert wird.
Immerhin, im Unterschied zu anderen Architekturtrouvaillen, denen derzeit Ähnliches widerfährt, sieht das Haus am Georg-Coch-Platz einer vergleichsweise gesicherten Zukunft entgegen. Egal wie ein neuer Eigner heißen mag: Ein Vertrag bindet ihn für mehr als neun Jahrzehnte an einen Mieter namens Bundesimmobiliengesellschaft, der ganz nebenbei im Fall des Verkaufsfalls noch das eine oder andere Wort – vertraglich abgesichert – mitzureden hat.
Unter der Ägide der Bundesimmobilisten hat mittlerweile eine ganze Reihe von Forschungseinrichtungen in Wagners Postsparkasse Platz gefunden; Kaffeehausbetrieb in der ehemaligen Kassenhalle füllt, was vor gar nicht so langer Zeit bedrückender Leerstand war, mit studentischer Lebendigkeit. Und auch sonst zeigt man sich bemüht, der Allgemeinheit näherzubringen, was Wien an diesem Jahrhundertbauwerk hat.
Jüngster Beitrag dazu: Ab 15. März werden jeden ersten und dritten Freitag im Monat unter fachkundiger Führung historische Räume zugänglich gemacht, die sonst der Öffentlichkeit verschlossen bleiben, nicht zuletzt die Direktionsetage mit ihrem originalen Mobiliar. Voraussetzung für die Teilnahme: eine Anmeldung unter www.big.at/postsparkasse. Und das so früh wie möglich: Die Zahl der Teilnehmer ist aufgrund der räumlichen Gegebenheiten eng begrenzt.
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