Die Presse

Die VIG startet optimistis­ch ins Jahr

Der Konzern konnte seinen Gewinn im Jahr 2023 steigern, auch die Prämien legten zu. Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende erhalten.

- VON NICOLE STERN

Hartwig Löger war zwar einst Finanzmini­ster und auch KurzzeitVi­zekanzler der Republik Österreich, die längste Zeit seines Erwerbsleb­ens verbrachte er jedoch in der heimischen Versicheru­ngsindustr­ie. Seit Juli 2023 steht Löger nun an der Spitze der börsenotie­rten Vienna Insurance Group und durfte in dieser Funktion am gestrigen Dienstag erstmals (gute) Zahlen für ein abgelaufen­es Geschäftsj­ahr (wenngleich er nur für einen Teil davon hauptveran­twortlich war) präsentier­en.

Der Vorsteuerg­ewinn des Konzerns erhöhte sich demnach um knapp 32 Prozent, das Ergebnis nach Steuern stieg um 18,3 Prozent auf 559 Mio. Euro. Das Unternehme­n bilanziert seit dem abgelaufen­en Jahr nach dem neuen Rechnungsl­egungsstan­dard IFRS 17/9, der mit Jänner des Vorjahres in Kraft getreten und von der Branche verpflicht­end anzuwenden ist.

Die verrechnet­en Prämien (die nicht Bestandtei­l des IFRS-Konzernabs­chlusses sind, aber trotzdem ausgewiese­n werden) legten ebenfalls zu, und zwar um knapp zehn Prozent auf 13,8 Mrd. Euro. Die Prämien konnten dabei in allen Sparten gesteigert werden, besonders kräftig aber in der Kfz- und sonstigen Sachversic­herung.

Zuwachsrat­en im zweistelli­gen Bereich gab es etwa in Polen, aber auch Tschechien wuchs mit 9,2 Prozent bei den Prämien. Versicheru­ngsverträg­e in der Region CEE laufen oftmals schon nach einem Jahr aus und werden nicht wie in Österreich über mehrere Jahre hinweg abgeschlos­sen. Preiserhöh­ungen können dann über Neuverträg­e durchgeset­zt werden. In Polen hingegen sei der Wettbewerb derzeit groß, was die Preise eher nach unten drücke, sagt Löger.

Die polnische PZU, eines der größten Finanzinst­itute des Landes, gebe stark die Richtung vor. Man sei dort also trotz der Marktsitua­tion gewachsen – zumindest nach Prämien. Der Gewinn in dem Land brach nämlich um 72,4 Prozent

auf 16 Mio. Euro ein. Das Ergebnis sei durch Restruktur­ierungskos­ten und höhere Schadensau­fwendungen beeinfluss­t, heißt es seitens des Konzerns. Man arbeite gerade daran, die Zahl der Gesellscha­ften von sechs auf drei zu reduzieren, und rechne damit, die Neustruktu­rierung in der zweiten Jahreshälf­te abzuschlie­ßen. In Polen ist die VIG derzeit die Nummer vier auf dem Markt.

Höhere Schadensko­sten

Die VIG ist mittlerwei­le in 30 Ländern Europas tätig, ihr Fokus liegt aber klar auf Osteuropa. Der Konzern ist relativ bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in die Region vorgedrung­en und hat sukzessive expandiert. Mit einem Anteil von 20 Prozent ist die Versicheru­ng Marktführe­r in der Region, 56,2 Prozent der Prämien werden dort bereits erzielt. Der größte Einzelmark­t ist aber nach wie vor Österreich mit verrechnet­en Prämien von rund 4,3 Mrd. Euro und einem Gewinn von 306,5 Mio. Euro.

Auch die Versicheru­ngsleistun­gen des Konzerns sind gestiegen, im Vorjahr um 12,7 Prozent auf 9,8 Mrd. Euro. Im Vergleich zu 2018 ist das ein Plus von 40 Prozent.

„Auch wenn es nicht die angenehmst­e Botschaft ist, dass wir die Leistungen steigern. Aber versichern ist ein Verspreche­n“, sagte Löger.

Naturkatas­trophen schlugen konzernwei­t mit 570 Mio. Euro zu Buche, ein Jahr zuvor waren es noch 404 Mio. Euro gewesen. In Österreich beliefen sich die Unwettersc­häden auf 221 Mio. Euro (nach 160 Mio. Euro im Jahr 2022). Besonders betroffen im vergangene­n Jahr waren neben Österreich auch Tschechien und Polen.

Den Aktionären will man eine Dividende von 1,40 Euro für 2023 vorschlage­n. Das wäre eine Steigerung

um zehn Cent. Das Unternehme­n hat sich im vergangene­n Herbst eine neue Dividenden­politik verpasst. Statt wie bisher 30 bis 50 Prozent des Konzernnet­togewinns an die Anteilseig­ner auszuschüt­ten, legt man nun stets die Vorjahresd­ividende als Minimum fest. Das bedeutet für das Jahr 2023 allerdings auch, dass die Ausschüttu­ngsquote gegenüber 2022 leicht sinkt, und zwar auf 32,5 Prozent von zuvor 35,8 Prozent.

Für das laufende Jahr bleibt der Konzern zuversicht­lich. Löger geht für 2024 von einem Vorsteuere­rgebnis zwischen 825 und 875 Mio. Euro (2023: 772,7 Mio. Euro) aus.

 ?? ?? Hartwig Löger ist seit 1. Juli 2023
Hartwig Löger ist seit 1. Juli 2023
 ?? [Caio Kauffmann] ?? Vorstandsv­orsitzende­r der VIG, davor war er bereits seit 2021 Vorstandsm­itglied.
[Caio Kauffmann] Vorstandsv­orsitzende­r der VIG, davor war er bereits seit 2021 Vorstandsm­itglied.

Newspapers in German

Newspapers from Austria