Bobby Kennedy Junior sitzt Biden im Nacken
Der Spross der berühmten Familie kämpft gegen Impfungen – und darum, bei der Präsidentenwahl antreten zu dürfen.
New York/Atlanta. Bobby Kennedy Junior lässt sich mittlerweile als „RFK Jr.“bewerben. Die Initialen seines Vaters, Robert Francis Kennedy, standen einst – in den späten 1960er-Jahren – für Aufbruch und Courage. Dann für Trauer und Fassungslosigkeit, als er 1968 ermordet wurde. Wie knapp fünf Jahre zuvor sein Bruder, der damalige Präsident, Jack Kennedy.
Nun also eine Neuauflage des Kennedy-Traums – zumindest, wenn es nach Bobby Junior geht. Er will, wie schon sein Onkel und sein Vater vor ihm, ins Weiße Haus. Im Gegensatz zu ihnen hat er aber weder den Rückhalt der Demokratischen Partei – noch seiner eigenen einflussreichen Familie.
Kennedy fiel in den vergangenen Jahren mit alternativmedizinischem Interesse und Covid-Verschwörungstheorien auf. Das alles ist nun Teil seiner unabhängigen Präsidentschaftskandidatur. Die, auf den ersten Blick, vor allem Impfskeptiker aus dem linken wie rechten politischen Spektrum anziehen sollte. Doch eine neue Umfrage von Fox News zeigt: Kennedy käme im Moment auf 13 Prozent der Stimmen, sollte er bei der Präsidentschaftswahl im November antreten. Ex-Präsident Donald Trump würde 41 Prozent schaffen, Amtsinhaber Joe Biden 38 Prozent.
Republikanische Financiers
Lang hatten die Demokraten geglaubt, Kennedys Kandidatur würde eine nur kleine Gruppe von Wählern ansprechen. Doch mit Bidens schlechten Zustimmungswerten und Trumps stetem Stimmenzuwachs zählt plötzlich jeder Pro
zentpunkt, und zwar für beide Kandidaten – das Rennen zwischen den beiden dürfte wieder unheimlich knapp ausgehen.
Ob Kennedy im November überhaupt auf dem Stimmzettel stehen kann, ist offen. Er muss sich als parteiunabhängiger Kandidat mühsam von Bundesstaat zu Bundesstaat hangeln. In Utah, Hawaii und New Hampshire hat er bereits ausreichend Unterstützer, um bei
der Wahl antreten zu können, berichtete die „Washington Post“.
Bleiben nur noch 47 andere Staaten. Und die verlangen von ihm unter anderem, bereits jetzt, recht früh im Wahlkampf, seinen Vizepräsidentschaftskandidaten zu nennen. Am Dienstag wurde bekannt, dass Kennedy zwei Männer in Betracht zieht : den FootballQuarterback Aaron Rodgers, der bei den New York Jets spielt, und
Jesse Ventura, den früheren Gouverneur Minnesotas. Rodgers verbrachte die vergangene NFL-Saison hauptsächlich verletzt auf der Bank und fiel als Impfskeptiker auf – quasi als Gegenstück zum Super-Bowl-Gewinner und TaylorSwift-Partner Travis Kelce, der für Pfizer Werbung macht. Ventura versuchte sich indes als Moderator beim vom russischen Staat finanzierten TV-Kanal „RT America“.
Kennedys Vize-Favoriten zeigen, wie gut er auch in Trumps Wählerpool fischen könnte. Tatsächlich finanzieren republikanische Großspender seinen Wahlkampf, etwa Timothy Mellon, der in der Vergangenheit auch an Trump gespendet hat. Was deren Kalkül ist? Die Demokraten befürchten: Biden zu untergraben. Sie haben Kennedy bei der Wahlkommission angezeigt, wegen mutmaßlich illegaler Kampagnenfinanzierung.
Zwischen Kennedy und Trump gibt es dagegen wenig böses Blut. Als US-Medien etwa im Jänner spekulierten, er könnte Trumps Vizepräsidentschaftskandidat werden, meinte Kennedy, er fühle sich geschmeichelt.
Richter streicht Anklagepunkte
Trump kann sich neben der nun fixen Kandidatur – er erreichte am Dienstag mit Siegen bei weiteren Vorwahlen ausreichend Delegierte für die Nominierung beim Parteitag – auch über einen kleinen juristischen Erfolg freuen. Richter Scott McAfee, zuständig für den Strafprozess gegen Trump in Georgia wegen mutmaßlicher Wahlbeeinflussung, strich sechs der 41 Punkte aus der Anklageschrift. Die Anklagepunkte würden zwar „alle wesentlichen Elemente“der vorgeworfenen Straftaten beinhalten, seien aber zu unkonkret formuliert.
McAfees Entscheid kommt überraschend. Der Richter, Mitte 30, beeindruckte Beobachter zuletzt mit seiner souveränen Handhabe des ausufernden Prozesses. Er gibt der Staatsanwaltschaft nun weitere sechs Monate, um die sechs gestrichenen Anklagepunkte erneut einzubringen. Der Prozess, betonte McAfee, sei dadurch nicht gefährdet.