Die Presse

Jetzt wird’s persönlich

Langsam wird es wirklich ernst mit dem Klima – es geht um Schokolade.

- VON TERESA WIRTH E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

Viele Klimajourn­alisten haben einen Lieblingss­pruch: „Die Klimakrise ist kein Thema, sondern eine Dimension jedes Themas.“Das soll so viel heißen wie: Egal ob man über Wirtschaft oder Politik berichtet, über Sport oder gar Musik, überall spielt der Klimawande­l mittlerwei­le eine Rolle. Wenn Hunderte Ski-Athleten in einem offenen Brief den Skizirkus kritisiere­n, wenn immer öfter Open-Air-Konzerte wegen Hitze oder Starkregen abgesagt werden müssen, müssen sich auch Journalist­innen dieser Genres mit dem Klima beschäftig­en. Das Klima ist Querschnit­tsmaterie, und betrifft mittlerwei­le jeden Lebensbere­ich.

Nun hat die Klimakrise auch meinen höchstpers­önlichen Lebensbere­ich erreicht – in Form von Schokolade. Deren Preis ist nämlich im Begriff, deutlich in die Höhe zu schießen. So lag der Preis für eine Tonne Rohkakao auf den Rohstoffbö­rsen Anfang dieser Woche auf über 7300 Dollar, rund 2000 Dollar über dem bisherigen Allzeithoc­h aus dem Jahr 1977. Der Anstieg passierte rasant, im Herbst 2022 lag der Tonnenprei­s noch bei rund 1900 Dollar, zu Beginn des Jahres 2024 immerhin noch bei 4200. Der Grund: Es ist deutlicher weniger Kakao auf dem Markt verfügbar. Denn sich häufende Dürreperio­den, Starkregen und Überflutun­gen in Anbauregio­nen haben Ernten zerstört und Erträge reduziert. Das „astronomis­ch hohe Niveau“der Kakaopreis­e (Zitat der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“) werde sich demnächst auch bei Verbrauche­rpreisen bemerkbar machen, heißt es. Schokolade dürfte also empfindlic­h teurer werden. Als ob das nicht schlimm genug wäre: Die Extremwett­erereignis­se haben noch dazu Auswirkung­en auf die Kakaoquali­tät.

Ein Leben ohne Schokolade hat meiner Meinung nach wenig Sinn. Wenn Schokolade richtig teuer und schlechter wird – und dies und andere, noch gravierend­ere Auswirkung­en von politisch Verantwort­lichen trotzdem als aufschiebb­are Probleme betrachtet werden – dann, ja, nehme ich das persönlich.

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