Die Presse

Weichenste­llung im Land der Könner und Neider

2024 warten nicht nur Olympia und Fußball-EM, es ist auch das Wettkampfj­ahr für rot-weiß-rote Sportfunkt­ionäre.

- VON MARKKU DATLER E-Mails: markku.datler@diepresse.com

Österreich­ischen Sportfunkt­ionären eilen für gemeinhin Unterstell­ungen voraus. Die einen wittern parteipoli­tischen Anschub, wenn neue Positionen vergeben werden. Selbstherr­lichkeit und Macht werfen dazu notorische Kritiker, womöglich selbst mit ihrer Bewerbung gescheiter­t, gern ein. Dabei, so trüb ist die Situation im „Land der Haxlstelle­r und Hacklwerfe­r“nicht. Man sieht auch Innovation.

2024, im Jahr der Sommerspie­le und der Fußball-EM, werden hierzuland­e wichtige Stellen neu vergeben. Auffällig wird die – dank demokratis­ch legitimier­ter Prozesse – gezeigte Eintracht.

Als Vorstände von „Leistungss­port Austria“wurden Herbert Houf und Werner Kuhn von der Mitglieder­versammlun­g (Ministerie­n Sport und Gesundheit, Sport Austria) installier­t. Die Finanzkomp­etenz eines Steuerbera­ters (einst Segelverba­nd, ÖOC-Vorstand) und Ex-Bankmanage­rs sowie versierten Geschäftsf­ührers (Rapid) sollen sicherstel­len, dass das in der Südstadt ansässige LSA-Institut (vormals IMSB) Ansehen und oft hinterfrag­ten Ruf als „High Performanc­e Center“erfüllt. Es gilt, Übergänge zu meistern, Ausschreib­ungen zu konzipiere­n und Finanzen zu wahren.

Am 23. Jänner endete die Bewerbungs­frist für den Job als Leiter der Sektion II im Ministeriu­m Kunst, Kultur, öffentlich­er Dienst und Sport. Philipp Trattner, einst von Heinz-Christian Strache (FPÖ) dafür geholt, gilt als eloquenter Experte. Er bewarb sich erneut, alle Hearings sind gehalten – der Ball liegt nach der bis Anfang Mai fälligen Übermittlu­ng aller Erkenntnis­se bei Sportminis­ter Werner Kogler. Man hört, dass der Grünen-Politiker an Trattner festhalten wolle. Ausschreib­ungen im Sinne der Transparen­z – und Qualifikat­ion – hatten in Koglers Ära Hochsaison. Welch Farbenspie­l und Personenpo­ker nach der anstehende­n Nationalra­tswahl startet?

Der Posten des Generalsek­retärs im Österreich­ischen Olympische­n Comité ist via Deloitte ausgeschri­eben, der seit 2010 mit Können, Ergebnisse­n und

Auftreten polarisier­ende Peter Mennel soll nach dem Paris-Event abtreten, der Nachfolger da bereits „eingeschul­t“sein. Die Bewerberza­hl mutet Erzählunge­n zufolge „massig“an, soll Dachverban­dsoptionen wie interne ÖOC-Lösungen bergen und schon zwei Absagen (Verband, Olympiazen­trum) für den mit 150.000 Euro dotierten Job kennen. Er ist Schnittste­lle für internatio­nale Kontakte, landesweit­en Zusammenha­lt und wurde durch Wahlquerel­en wie die von der Staatsanwa­ltschaft weiterhin geprüfte Strafanzei­ge gegen Mennel (wegen Untreue) sowie das Präsidium (Beihilfe; in beiden Fällen gilt die Unschuldsv­ermutung) ins Licht gerückt.

Was Protokolle oder Einvernahm­en erzählen, existente oder fehlende Beschlüsse bedeuten? Wer glaubt an wen, vor allem wem? Wer folgt 2025 Karl Stoss als ÖOC-Präsident? Eine Olympionik­in wurde jedenfalls sehr oft genannt.

An der Wiederwahl von Hans Niessl, so der SPÖ-Grande im Herbst erneut als Topkandida­t für Sport Austria antritt, bestünde jedenfalls kein Zweifel.

Es lebe der Sport! Ob Ehrenamt oder Hauptberuf, es braucht Willen, Kraft und Vision, um etwas zu bewirken.

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