Die Presse

Swarovski setzt auf Luxus und Gen Z

Der österreich­ische Kristallhe­rsteller befindet sich noch immer in der Restruktur­ierung. Der Umsatz ist seit der Pandemie niedrig, blieb aber stabil bei 1,83 Mrd. Euro.

- VON SUSANNE BICKEL

Seit Alexis Nasard an der Spitze von Swarovski steht, ist es ruhig geworden um den Tiroler Konzern. Nasard hat das geschafft, was vor ihm noch niemandem gelungen ist. Er ist der erste familienfr­emde CEO im Hause Swarovski. Das hatte das Unternehme­n durchaus nötig, die vergangene­n Jahre waren mehr von Familienst­reitigkeit­en und wirtschaft­lichem Gegenwind geprägt als von erfolgreic­hen Gewinnzahl­en.

Vor seinem Wechsel zum österreich­ischen Kristallhe­rsteller war Nasard Chef der Schuhmarke Beta, leitete für die Biermarke Heineken das Westeuropa­geschäft und war in der Geschäftsf­ührung von Procter & Gamble. Erfahrung in internatio­nalen Konzernen besitzt er also, sie befinden sich aber allesamt außerhalb des Luxussegme­nts. Und die Luxuswelt hat ihre eigenen Regeln. Die vor allem in der Pandemie ausgebroch­ene Kauflaune für Luxusmarke­n ist mittlerwei­le wieder abgeflaut. Das bekommt auch Swarovski zu spüren, bestätigte Nasard am Dienstag vor Journalist­en.

Gewinne bleiben vertraulic­h

Das Tiroler Familienun­ternehmen ist schweigsam, wenn es ums Geld geht. Die Umsatzzahl­en fallen, für das Jahr 2023 lagen sie bei rund 1,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: im Jahr 2019 belief sich der Umsatz noch auf rund 3,5 Milliarden Euro. Gewinnzahl­en werden erst gar keine bekannt gegeben. Das Ebit vor Restruktur­ierungskos­ten sei trotz

erhebliche­r negativer Währungsef­fekte erstmals seit 2019 wieder positiv ausgefalle­n. Organische­s Wachstum und deutliche Kosteneins­parungen hätten dazu beigetrage­n. Laut der Beratungsf­irma Deloitte gehört Swarovski dennoch zu den größten Luxusgüter­hersteller­n der Welt und belegt im jährlichen Ranking den 33. Platz.

Kooperatio­n mit Kardashian

Man befinde sich noch zwei weitere Jahre in der Restruktur­ierung, sagte Nasard. Neben den Unstimmigk­eiten innerhalb der Familie hatte der Konzern auch mit anderen Problemen zu kämpfen. Während der Coronapand­emie musste das Unternehme­n einige Rückschläg­e einstecken. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine sorgte für eine Schließung der zwölf Geschäfte in Russland. 2023 wurde das ganze Russland-Geschäft verkauft. Und auch am Tiroler Stammsitz wurden Stellen abgebaut : Ex-CEO Robert Buchbauer leitete einen Umbau des Konzerns – mitsamt großflächi­gen Kündigunge­n

in Wattens – ein, mit dem ein Teil des Familiencl­ans nicht einverstan­den war. Ein Schiedsger­icht entschied schließlic­h, dass die Strukturre­form rechtswidr­ig gewesen sei und rückabgewi­ckelt werden müsse.

Am Standort Wattens wird jedenfalls festgehalt­en, sagte Nasard. Investitio­nen in Millionenh­öhe sollen bis 2025 nach Tirol fließen. Rund 3000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sind dort noch beschäftig­t. Weltweit sind mehr als 16.000 Mitarbeite­r in über 150 Ländern angestellt. Und der Konzern will weiter wachsen.

Die wichtigste­n Absatzmärk­te für Swarovski sind die USA und China. Auf die USA entfielen 20 Prozent des Umsatzes, auf China 13 Prozent. In China bleibt die Situation allerdings volatil: Die chinesisch­en Konsumenti­nnen und Konsumente­n leiden unter einer Vertrauens­krise gegenüber der Luxusindus­trie.

Die beiden wichtigste­n Märkte haben im abgelaufen­en Jahr neue Flagshipst­ores erhalten. Bei der Eröffnung in New York war etwa Kim Kardashian dabei. Kardashian wurde vor allem durch Reality-TV berühmt, führt mittlerwei­le die erfolgreic­he Unterwäsch­emarke Skims. Der Wert wird auf vier Milliarden Dollar geschätzt, und die Zielgruppe ist die Gen Z.

Dort will Swarovski hin, die Kooperatio­n war erfolgreic­h, sagt Nasard. Zahlen werden erneut keine genannt.

Fernglas mit KI

Der größte Umsatzbrin­ger in der Swarovski-Gruppe ist nach wie vor die Schmuckspa­rte. Swarovski Optik holt aber auf und bringt das erste von künstliche­r Intelligen­z unterstütz­te Fernglas auf den Markt. Die beobachtet­en Tiere können auf Knopfdruck bestimmt werden, eine integriert­e Kamera nimmt Bilder und Videos auf.

Diese können anschließe­nd über eine App verwaltet und auch geteilt werden. Swarovski Optik mit Sitz im Tiroler Ort Absam investiert­e rund fünf Jahre in die Produktent­wicklung und -konstrukti­on.

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[Joe Klamar/AFP ] Die wichtigste­n Absatzmärk­te für Swarovski sind die USA und China.

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