Onlinehändler sorgen für ein Plus bei der Post
Das Paketgeschäft machte 2023 zum ersten Mal mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Das Bankfilialgeschäft verläuft noch holprig, die Bank99 soll aber in den nächsten paar Jahren positiv bilanzieren.
Wien. Die rasante Eroberung des österreichischen Marktes durch chinesische BilligOnlineshops wie Temu und Shein zieht weite Kreise. Auch die Logistikbranche profitiert davon, vor allem die heimische Post. Zum ersten Mal in der Geschichte der Post waren die Umsatzerlöse durch Pakete höher als die Erlöse durch Briefe. Ein wichtiger Umsatztreiber war dabei die Paketflut aus China, sagte Generaldirektor Georg Pölzl bei der Präsentation der Jahresbilanz. Gleichzeitig wurde die Schwelle von 200 Millionen Paketen erstmals überschritten.
Der Umsatz des teilstaatlichen Betriebs lag im vergangenen Jahr bei 2,74 Milliarden Euro, 51 Prozent entfallen auf das Paketgeschäft. Die Bündelung auf so wenige und große Kunden birgt ein Risiko für die Post. Deshalb müsse man die Kunden gut im Auge behalten, sagte Pölzl. Die Größenordnung der beiden Billiganbieter beläuft sich im Moment auf eine niedrige zweistellige Prozentzahl, wächst aber rasant. Mittlerweile setzen Temu und Shein nämlich nicht mehr nur auf Mode. Es werden sämtliche Elektronik-, Haushaltsoder Dekoartikel angeboten. Dabei setzt vor allem Temu auf die Hilfe von künstlicher Intelligenz: Produkttrends werden – hauptsächlich auf Social Media – aufgespürt und dann direkt bei den Herstellern in China bestellt. Das führt dazu, dass innert weniger Wochen Massen an neuen Waren angeboten werden.
Wahljahr hilft der Post
Gleichzeitig sind die Lieferzeiten kurz, das Unternehmen setzt auf Partnerschaften mit Post- und Logistikdiensten. Für die österreichische Post sind die Unternehmen wichtige Kunden: „Um diese großen Kunden zu behalten, müssen wir unsere Preise kompetitiv anbieten“, sagt Pölzl. Weder die Paketmenge noch die genauen Preise einzelner Kunden werden veröffentlicht.
Einer Handelsverband-Studie zufolge, die den jüngsten Siegeszug der asiatischen Webshops analysiert, nimmt die Bekanntheit von Temu und Shein rapide zu, vor allem bei Jüngeren. Fast jeder Zweite der unter 27-Jährigen hat schon einmal bei einem der beiden chinesischen Onlinediskonter bestellt. Rückläufig ist hingegen das Briefgeschäft. Der Umsatzanteil fiel um mehr als zwei Prozent auf 1,19 Milliarden Euro. Aufwind wird aber das Superwahljahr verschaffen: sowohl die Wahlen für Europa als auch die Nationalratsund Landtagswahlen. Die regionalen Wahlen sorgen für einen einstelligen Millionenbetrag im Umsatz. Für die bundesweiten Wahlen wird ein Umsatz im unteren zweistelligen Millionenbereich erwartet.
Dividende wird leicht angehoben
Das Betriebsergebnis des teilstaatlichen Betriebs lag für das vergangene Jahr bei 190,2 Millionen Euro und das Eigenkapital bei 716,7 Millionen Euro. Die Dividende soll leicht steigen: Der Vorstand wird eine Dividende in Höhe von 1,78 Euro je Aktie bei der Hauptversammlung Mitte April vorschlagen. Im Vorjahr lag sie bei 1,75 Euro. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren von den positiven Geschäftszahlen: Für sie gibt es für das Geschäftsjahr einen Bonus von 813 Euro.
Etwas holprig verlief das Bankfilialgeschäft, 2023 erzielte die Bank99 ein Plus beim Betriebsergebnis (Ebit) von 49 Prozent. Bilanziert wurde aber mit einem Ebit-Minus von 13,7 Millionen Euro. Schwarze Zahlen für das Bankgeschäft werden eher kurzfristig erwartet : bis in fünf Jahren maximal. Konkreter wollte Pölzl aber nicht werden.
Inzwischen ist auch die Türkei ein wichtiger Umsatzbringer für die Post. Die Kursschwankungen und die sehr hohe Inflation seien aber nicht einfach zu handhaben, bilanziert werde nach einem „HyperinflationStandard“, erklärte der Postchef.
Die Jahresinflation lag für 2023 in der Türkei bei 53 Prozent. Nicht einfach war auch der Einstieg in die Türkei beim Paketdienstleister Aras Kargo, wo es anfangs Streitigkeiten mit der weiterhin beteiligten türkischen Eigentümerfamilie gab. Im Zuge dessen musste auch ein Schiedsgericht in der Schweiz tätig werden. Nun wurden über das türkische Tochterunternehmen 75 Prozent an der Logistikfirma Star Express aus Aserbaidschan übernommen.
Es war die letzte Jahresbilanz, die von Pölzl präsentiert wurde, mit 1. Oktober übernimmt der bisherige Finanzvorstand Walter Oblin als Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender. Für Pölzl ist dies ein „nahtloser Übergang“, schließlich habe er vor 15 Jahren gleichzeitig mit Oblin bei der Post begonnen. Georg Pölzl hat die Position des Vorstandsvorsitzenden seit 2009 inne und tritt mit Oktober seinen Ruhestand an.