Konzerne schütten so viel aus wie nie
Vor allem der Bankensektor trug im vergangenen Jahr zur Hälfte des globalen Dividendenwachstums bei. In 22 Ländern gab es neue Rekordauszahlungen.
Es kommt zwar darauf an, wen man fragt, eines steht aber jetzt schon fest: Die globale Konjunktur wird in diesem Jahr vermutlich keine großen Sprünge mehr machen. Wachstumsraten von im Schnitt 3,8 Prozent, wie man sie einst von 2000 bis 2019 gesehen hat, sind weder heuer noch für das kommende Jahr zu erwarten. Auch wenn der Kampf gegen die Inflation vermutlich weiter erfolgreich fortgesetzt werden kann, liegen doch geopolitische Spannungen wie ein Damoklesschwert über dem internationalen Handel.
Umso überraschender, dass die börsenotierten Konzerne weiterhin vor Kraft strotzen. Auch wenn ihre Erträge dieser Tage mitunter zum Teil heftig schwanken, ihren Anteilseignern sind sie nach wie vor verpflichtet. Das zeigt sich vor allem an den Dividenden, die sie an die Aktionäre ausschütten – und da gab es 2023 einen neuen Rekord.
Die globalen Dividendenauszahlungen sind im Vorjahr um 5,6 Prozent auf satte 1,66 Billionen Dollar gewachsen, wie aus dem Global Dividend Index der Investmentgesellschaft Janus Henderson hervorgeht. Das bereinigte Wachstum belief sich auf fünf Prozent und klammert unter anderem Sonderdividenden und Währungsschwankungen aus. Dem Bericht zufolge kam es in 22 Ländern zu so hohen Ausschüttungen wie noch nie. Darunter
befinden sich Staaten wie die USA, aber auch Frankreich, Deutschland oder Österreich. Für Österreich weist Janus Henderson einen Anstieg auf drei Mrd. Euro (plus 90,1 Prozent) aus. Allerdings ist hier nicht der gesamte Leitindex ATX berücksichtigt, Janus sieht sich lediglich die drei Konzerne OMV, Erste Group und Verbund an – doch ist ihre Entwicklung in Einklang mit dem, was sich auch auf globaler Ebene abspielt. Basis der Berechnungen für die gesamte Analyse von Janus Henderson bilden die global 1200 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung.
Ausschlaggebend für das starke weltweite Dividendenwachstum im Jahr 2023 war in erster Linie der Bankensektor. Das Zinsumfeld hat die Gewinne der Institute nach oben getrieben und ihnen die Möglichkeit gegeben, Margen deutlich auszuweiten. Der Sektor zeichnete für die Hälfte des globalen Dividendenanstiegs verantwortlich.
Während der Pandemie wurden die Kreditinstitute von den Aufsehern dazu angehalten, sich mit Ausschüttungen und Aktienrückkäufen zurückzuhalten, was nun nicht mehr notwendig ist. Besonders die Banken aus den Schwellenländern lieferten hier einen deutlichen Beitrag. Die China Construction Bank, JP Morgan Chase und HSBC waren 2023 für ein Sechstel der globalen Bankdividenden verantwortlich.
Gute Aussichten
Lediglich fünf Unternehmen sorgten im Vorjahr dafür, dass sich die Dividendenwachstumsrate um zwei Prozentpunkte verringerte. „Die positiven Auswirkungen der höheren Bankdividenden wurden fast vollständig durch Kürzungen im Bergbausektor zunichtegemacht“, heißt es in dem Bericht. Gekürzt wurde demnach bei BHP, Rio Tinto, Petrobras, Intel und AT&T.
Nach Regionen betrachtet schüttet Nordamerika und da die
USA mit rund 602 Mrd. Dollar deutlich mehr als andere Teile der Welt aus. In den Vereinigten Staaten sind die Dividenden seit dem Jahr 2011 jährlich gestiegen und waren 2023 bereits drei Mal so hoch wie im Jahr 2010. Zweistellige Zuwächse von Microsoft und von Broadcom waren für ein Zehntel des Dividendenwachstums in dem Land verantwortlich.
Microsoft ist laut Janus Henderson überhaupt der größte Dividendenzahler der Welt, gefolgt von Apple. Beide Konzerne waren zumindest seit 2017 immer im TopTen-Ranking der größten Geldgeber vertreten. Der Techsektor erwies sich für die USA als wichtigste Triebfeder für Gewinnbeteiligungen. 95 Prozent der US-Firmen haben übrigens mehr oder zumindest gleich viel ausbezahlt.
Doch auch in Europa hatten die Aktionäre diesmal gut lachen, wie im Übrigen schon ein Jahr zuvor. Das bereinigte Wachstum auf dem Kontinent erreichte ein Plus von 10,4 Prozent, die Dividenden summierten sich unter dem Strich auf rund 301 Mrd. Dollar. Auch hier erwiesen sich die Banken als wichtiger Motor, doch auch der Sektor der Industriegüter und die Autoindustrie zeigten sich spendabel.
Weltweit waren im Vorjahr 86 Prozent der Unternehmen in der Lage, ihre Dividenden zu erhöhen oder stabil zu halten. Für das heurige Jahr zeigt sich Janus Henderson ebenfalls optimistisch. Der Prognose zufolge sollten die Dividenden auf 1,72 Billionen Dollar ansteigen, was einem Plus von 3,9 Prozent entspricht.