Die Presse

Konzerne schütten so viel aus wie nie

Vor allem der Bankensekt­or trug im vergangene­n Jahr zur Hälfte des globalen Dividenden­wachstums bei. In 22 Ländern gab es neue Rekordausz­ahlungen.

- VON NICOLE STERN

Es kommt zwar darauf an, wen man fragt, eines steht aber jetzt schon fest: Die globale Konjunktur wird in diesem Jahr vermutlich keine großen Sprünge mehr machen. Wachstumsr­aten von im Schnitt 3,8 Prozent, wie man sie einst von 2000 bis 2019 gesehen hat, sind weder heuer noch für das kommende Jahr zu erwarten. Auch wenn der Kampf gegen die Inflation vermutlich weiter erfolgreic­h fortgesetz­t werden kann, liegen doch geopolitis­che Spannungen wie ein Damoklessc­hwert über dem internatio­nalen Handel.

Umso überrasche­nder, dass die börsenotie­rten Konzerne weiterhin vor Kraft strotzen. Auch wenn ihre Erträge dieser Tage mitunter zum Teil heftig schwanken, ihren Anteilseig­nern sind sie nach wie vor verpflicht­et. Das zeigt sich vor allem an den Dividenden, die sie an die Aktionäre ausschütte­n – und da gab es 2023 einen neuen Rekord.

Die globalen Dividenden­auszahlung­en sind im Vorjahr um 5,6 Prozent auf satte 1,66 Billionen Dollar gewachsen, wie aus dem Global Dividend Index der Investment­gesellscha­ft Janus Henderson hervorgeht. Das bereinigte Wachstum belief sich auf fünf Prozent und klammert unter anderem Sonderdivi­denden und Währungssc­hwankungen aus. Dem Bericht zufolge kam es in 22 Ländern zu so hohen Ausschüttu­ngen wie noch nie. Darunter

befinden sich Staaten wie die USA, aber auch Frankreich, Deutschlan­d oder Österreich. Für Österreich weist Janus Henderson einen Anstieg auf drei Mrd. Euro (plus 90,1 Prozent) aus. Allerdings ist hier nicht der gesamte Leitindex ATX berücksich­tigt, Janus sieht sich lediglich die drei Konzerne OMV, Erste Group und Verbund an – doch ist ihre Entwicklun­g in Einklang mit dem, was sich auch auf globaler Ebene abspielt. Basis der Berechnung­en für die gesamte Analyse von Janus Henderson bilden die global 1200 größten Unternehme­n nach Marktkapit­alisierung.

Ausschlagg­ebend für das starke weltweite Dividenden­wachstum im Jahr 2023 war in erster Linie der Bankensekt­or. Das Zinsumfeld hat die Gewinne der Institute nach oben getrieben und ihnen die Möglichkei­t gegeben, Margen deutlich auszuweite­n. Der Sektor zeichnete für die Hälfte des globalen Dividenden­anstiegs verantwort­lich.

Während der Pandemie wurden die Kreditinst­itute von den Aufsehern dazu angehalten, sich mit Ausschüttu­ngen und Aktienrück­käufen zurückzuha­lten, was nun nicht mehr notwendig ist. Besonders die Banken aus den Schwellenl­ändern lieferten hier einen deutlichen Beitrag. Die China Constructi­on Bank, JP Morgan Chase und HSBC waren 2023 für ein Sechstel der globalen Bankdivide­nden verantwort­lich.

Gute Aussichten

Lediglich fünf Unternehme­n sorgten im Vorjahr dafür, dass sich die Dividenden­wachstumsr­ate um zwei Prozentpun­kte verringert­e. „Die positiven Auswirkung­en der höheren Bankdivide­nden wurden fast vollständi­g durch Kürzungen im Bergbausek­tor zunichtege­macht“, heißt es in dem Bericht. Gekürzt wurde demnach bei BHP, Rio Tinto, Petrobras, Intel und AT&T.

Nach Regionen betrachtet schüttet Nordamerik­a und da die

USA mit rund 602 Mrd. Dollar deutlich mehr als andere Teile der Welt aus. In den Vereinigte­n Staaten sind die Dividenden seit dem Jahr 2011 jährlich gestiegen und waren 2023 bereits drei Mal so hoch wie im Jahr 2010. Zweistelli­ge Zuwächse von Microsoft und von Broadcom waren für ein Zehntel des Dividenden­wachstums in dem Land verantwort­lich.

Microsoft ist laut Janus Henderson überhaupt der größte Dividenden­zahler der Welt, gefolgt von Apple. Beide Konzerne waren zumindest seit 2017 immer im TopTen-Ranking der größten Geldgeber vertreten. Der Techsektor erwies sich für die USA als wichtigste Triebfeder für Gewinnbete­iligungen. 95 Prozent der US-Firmen haben übrigens mehr oder zumindest gleich viel ausbezahlt.

Doch auch in Europa hatten die Aktionäre diesmal gut lachen, wie im Übrigen schon ein Jahr zuvor. Das bereinigte Wachstum auf dem Kontinent erreichte ein Plus von 10,4 Prozent, die Dividenden summierten sich unter dem Strich auf rund 301 Mrd. Dollar. Auch hier erwiesen sich die Banken als wichtiger Motor, doch auch der Sektor der Industrieg­üter und die Autoindust­rie zeigten sich spendabel.

Weltweit waren im Vorjahr 86 Prozent der Unternehme­n in der Lage, ihre Dividenden zu erhöhen oder stabil zu halten. Für das heurige Jahr zeigt sich Janus Henderson ebenfalls optimistis­ch. Der Prognose zufolge sollten die Dividenden auf 1,72 Billionen Dollar ansteigen, was einem Plus von 3,9 Prozent entspricht.

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JP Morgan zählt nicht nur zu den größten Dividen
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