Vittorio Grigolo überforderte sich selbst
Ein anspruchsvolles Programm für den Soloabend an der Staatsoper zeigte auch Grenzen des Tenors auf.
Ein Showman: Das ist Tenor Vittorio Grigolo. Er liebt die große Geste. Dass er mit seinen Armbewegungen den Applaus förmlich einfordert, passt allerdings nicht immer zum Dargebotenen. Nicht immer kann sein Organ den Anforderungen gerecht werden, die er an einem solchen Solisten-Abend an sich selbst stellt. Höhenpiani waren wohl nicht nur aus Kalkül kaum hörbar – und auch die Mittellage zeigte sich unterschiedlich belastbar.
Bellini, Puccini, Rossini und Verdi dominierten den ersten Teil, wobei Pianistin Mzia Bachtouridze als versierte Begleiterin ebenso gefiel wie in sentimental gehaltenen solistischen Klavier-Intermezzi. Der Tenor hielt schon zu Beginn die Töne gar kurz aus. Die Stimme erschien zu wenig tragfähig, manches kam erst „auf Druck“zur Geltung. Sobald er sich warm gesungen hatte, kam vieles geschmeidiger. In Rossinis „La Danza“wagte Grigolo sogar ein Tänzchen, kämpfte aber mit dem Tempo der Textdarbietung. Während er ansonsten den Schmelz in den Vordergrund stellte, kam Verdis „Ah sì, ben dite“aus „Il Corsaro“etwas scharf daher.
Nach der Pause Französisches – mit mehr Gefühl und weniger Krafteinsatz. Besonders gut lag Grigolo dann, wieder zu Italienisch gewechselt, Tostis „Ultima canzone“. Auch Stanislao Gastaldons „Musica proibita“kam prächtig daher, wiewohl das selbst initiierte Da Capo ein wenig übertrieben schien. Geschmeidig beschloss Grigolo das eigentliche Programm. Und tat sich danach keinen Gefallen mit Mozart als Zugabe. Die Erinnerung an das Wien-Debüt des 18-Jährigen im „Turco in Italia“an der Kammeroper schien am Ende des anspruchsvollen Abends doch zu viel. Das jubelnde Publikum bekam „O sole mio“zum Dank. (tst)