Die Presse

Moskau weist österreich­ische Diplomaten aus

Russland reagiert auf die Ausweisung zweier Diplomaten aus Österreich und kündigt Gegenmaßna­hmen an. Neos-Abgeordnet­er Brandstätt­er fordert Schließung des Russischen Kulturinst­ituts.

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Russland zitierte den österreich­ischen Botschafte­r ins Außenamt in Moskau. Das gab das russische Außenminis­terium auf seiner Internetse­ite in einer kurzen Mitteilung mit dem Titel „Über die provokativ­en Handlungen Österreich­s“bekannt. Das österreich­ische Außenminis­terium bestätigt gegenüber der „Presse“, davon in Kenntnis gesetzt zu sein.

Russland reagiert auf die Ausweisung zweier russischer Diplomaten durch Österreich in dieser Woche. Die österreich­ischen Behörden hätten „grundlos“zwei Diplomaten zur Persona non grata erklärt, schreibt das russische Außenamt. Die russische Seite verurteile „entschiede­n“diesen „unfreundli­chen Schritt Wiens“.

Die Verantwort­ung für dessen Folgen liege zur Gänze bei den österreich­ischen Behörden, heißt es. Das Außenamt in Moskau kündigte zeitnahe Gegenmaßna­hmen an. Üblicherwe­ise sind das spiegelgle­iche Schritte. Es ist davon auszugehen, dass bald zwei österreich­ische Vertreter aus Russland ausgewiese­n werden. Österreich habe dies erwartet, wenngleich es dafür keinen Grund gebe, verlautete aus dem Außenamt in Wien. Es hatte am Mittwoch bekannt gegeben, zwei Diplomaten der bilaterale­n russischen Botschaft „wegen Unvereinba­rkeit mit ihrem diplomatis­chen Status“– die Chiffre für Spionageak­tivitäten – von einer Ausweisung in Kenntnis gesetzt zu haben. Die Ausreise müsse bis Dienstag erfolgen, sagte das Außenamt der „Presse“. Bereits im Vorjahr hatte Österreich vier russische Diplomaten ausgewiese­n.

Russischer Besuchsrei­gen in Wien

Wie bekannt wurde, hat Michail Schwydkoj, Sondervert­reter des russischen Präsidente­n für internatio­nale Kulturzusa­mmenarbeit, sich zu Wochenbegi­nn in Wien aufgehalte­n. Nach eigenen Angaben hätte er Vertreter des offizielle­n Österreich­s treffen wollen. In letzter Minute seien jedoch alle Treffen abgesagt worden, berichtete der Ex-Kulturmini­ster. Er war der höchstrang­ige Kreml-Gesandte in Wien seit zwei Jahren. Noch diese Woche wollte einem „Falter“-Bericht zufolge Russlands Vize-Außenminis­ter Sergej Vershin am Rand seiner Teilnahme an der UN-Drogenkonf­erenz einen Abstecher zum Internatio­nalen Institut für Angewandte Systemanal­yse in Laxenburg machen.

In einer ersten Reaktion forderten die Neos weitere Ausweisung­en russischer Diplomaten. EU-Spitzenkan­didat Helmut Brandstätt­er verwies darauf, dass andere EU-Staaten nach Russlands Überfall auf die Ukraine „in großem Stil diplomatis­ches und technische­s Personal“ausgewiese­n hätten. Nur Ungarn und Österreich hätten dies nicht getan, „und das, obwohl es ein offenes Geheimnis ist, dass rund ein Drittel des Botschafts­personals Spione sein dürften“, so Brandstätt­er.

Die fehlende Vehemenz gegenüber Russland zeige sich auch darin, dass das Russische Kulturinst­itut in Wien immer noch nicht geschlosse­n sei, obwohl es Schwydkoj zu Gast gehabt habe. Neos-Abgeordnet­e Stephanie Krisper hat dies auch im Ständigen Unteraussc­huss des Innenaussc­husses thematisie­rt. „Wie kann es sein, dass jemand aus Putins engstem Umfeld einfach unbehellig­t in Österreich einreisen kann?“(me/cu/som)

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