Die Presse

Wer ab Herbst nicht mehr dabei ist

Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich die grüne Abgeordnet­e Ewa Ernst-Dziedzic aus der Parteipoli­tik zurückzieh­t. Wer sonst bei der Wahl nicht mehr für ein Mandat kandidiert.

- VON ELISABETH HOFER

In der Politik geht es bekanntlic­h manchmal schnell. Vor Kurzem noch war darüber spekuliert worden, ob die grüne Sprecherin für Außenpolit­ik, Menschenre­chte, Migration und LGBTIQ-Rechte, Ewa Ernst-Dziedzic, als Spitzenkan­didatin der Partei bei der EUWahl ins Rennen gehen könnte. Wenige Wochen später ist als solche aber nicht nur Umweltakti­vistin Lena Schilling bestätigt, ErnstDzied­zic hat auch ihren Rückzug aus der Parteipoli­tik angekündig­t.

Über einen Zusammenha­ng zwischen beiden Ereignisse wird in Parteikrei­sen freilich gemunkelt. Die 43-Jährige selbst begründet ihr Nicht-mehr-Antreten so: „Im schnellleb­igen Politikall­tag fehlt die Zeit für Reflexion, man muss permanent reagieren. Ich möchte mich nach 16 Jahren in Funktion abseits der Parteipoli­tik weiterentw­ickeln und Dingen widmen, für die als Politikeri­n die Zeit fehlt.“Sie habe immer versucht, demokratie­verstärken­de Initiative­n zu setzen. Man warne nicht umsonst immer wieder vor „Orbanistan“und der Beschneidu­ng von Menschenre­chten. „Ich glaube, dass die schwarzgrü­ne Koalition dem einen Riegel vorgeschob­en hat.“Allerdings müsse man so ehrlich sein, „dass es nicht gelungen ist, nach rechtsauße­n nachhaltig abzudichte­n. Wenn man sieht, dass die FPÖ derzeit auf Platz eins liegt, ist es uns nicht gelungen, die Menschen davon zu überzeugen, dass mit Demokratie­feinden kein Staat zu machen ist“.

Bis zur Wahl wird die ehemalige stellvertr­etende Klubchefin nun laufende Projekte weiter betreuen, etwa einen Antrag zu einem internatio­nalen Abkommen zur Regulierun­g von Waffensyst­emen einbringen. Davon abgesehen wird die tagespolit­ische Kommentier­ung von Außenpolit­ischem dann bis zur Wahl wohl von der Klubspitze übernommen werden. Für LGBTIQ-Themen soll es hingegen alsbald einen neuen Sprecher geben – dem Vernehmen nach ist hier

der aktuelle Verteidigu­ngsspreche­r, David Stögmüller, im Gespräch.

Dem Hohen Haus Adieu sagen

Ernst-Dziedzic ist aber nicht die Einzige, die sich dem Wählervotu­m im Herbst nicht mehr stellen wird. Bei den Grünen nicht mehr auf der Liste stehen wird etwa auch der Nationalal­ratsund Ex-EU-Abgeordnet­e Michel Reimon. Umweltspre­cherin Astrid Rössler und die im Oktober für Clemens Stammler nachgerück­te Ulrike Böker treten

ebenso nicht mehr an. Aber auch auf den Listen der anderen Parteien tut sich etwas.

Von der Liste der SPÖ verabschie­den sich gleich einige bekannte und weniger bekannte Namen. Ex-Frauenmini­sterin Gabriele Heinisch-Hosek wird ebenso wenig wieder antreten wie Gewerkscha­fter Rainer Wimmer und Familiensp­recherin Petra Wimmer. Der amtierende rote Verteidigu­ngsspreche­r, Robert Einwallner, wechselt nach Vorarlberg, Daten- und Konsumente­nschutzspr­echer

Christian Drobits ins Burgenland. Wie nach dem Rennen um den Parteivors­itz bekannt gegeben, wird auch Max Lercher, der Ex-Bundesgesc­häftsführe­r und steirische Mitstreite­r des unterlegen­en burgenländ­ischen Landeshaup­tmanns, Hans Peter Doskozil, nicht mehr um ein Nationalra­tsmandat werben. Der Kärntner Klaus Köchl wird nicht mehr antreten, nachdem er die Kampfkandi­datur im Bezirk verloren hat. Auch Katharina Kucharowit­s, Ruth Becher, Dietmar Keck und wohl Andrea Kuntzl sagen dem Hohen Haus Adieu. Unter den Wiener Kandidaten soll statt Harald Troch im Herbst Bildungsdi­rektor Heinrich Himmer auf der Liste der Roten stehen.

Während man in der FPÖ erklärt, es schaue nicht nach Abgängen aus, und es sei aber noch ein Zeiterl hin, bis das feststehen müsse, bestätigt der türkise Klub nur einen Namen: Maria Großbauer wird sich ab Herbst auf ihre Rolle als Geschäftsf­ührerin des Stadttheat­ers Wiener Neustadt konzentrie­ren. Nach drei Jahrzehnte­n als Abgeordnet­er wird aber aller Voraussich­t nach auch der Generalsek­retär der Wirtschaft­skammer, Karlheinz Kopf, Abschied nehmen. Nach fast ebenso langer Zeit kandidiere­n bei den Türkisen auch der Oberösterr­eicher Nikolaus Prinz und der Tiroler Hermann Gahr nicht mehr. Nicht auf der Liste zu finden sein dürften im Herbst außerdem Wohnbauspr­echer Johann Singer und Elisabeth Pfurtschel­ler.

Bleiben noch die weit kleineren Neos. Bei ihnen gibt es mit dem umtriebige­n Wirtschaft­s- und Sozialspre­cher Gerald Loacker einen prominente­n Abgang. Der außenpolit­ische Sprecher der Pinken, Helmut Brandstätt­er, wird sich nach der EU-Wahl aller Voraussich­t nach nach Brüssel verabschie­den. Dafür wurde dieser Tage offiziell, dass einer in den Nationalra­t hineinmöch­te: Neos-Mitgründer Veit Dengler verriet in der „Kleinen Zeitung“, dass er sich den pinken Vorwahlen stellen werde.

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[Jana Madzigon] Ewa Ernst-Dziedzic möchte sich Dingen abseits der Parteipoli­tik widmen.

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