Die Presse

Die gekaperten Ski-Festspiele

Weltcupfin­ale. Beim Showdown in Saalbach-Hinterglem­m wartet ein Schaulaufe­n der Schweizer Topstars – mit Österreich­ern nur als Nebendarst­eller. Worum geht es noch beim Saisonkehr­aus?

- VON JOSEF EBNER

Saalbach-Hinterglem­m. Die Talabfahrt­en schwinden dieser Tage, manch Kinderland ist ausgeapert, auch hier im Salzburger Glemmtal, und weiterhin werden Temperatur­en im zweistelli­gen Plusbereic­h vorhergesa­gt. Am Zwölferkog­el aber wartet eine makellose Rennpiste, das Weltcupfin­ale, das nun einen der herausford­erndsten SkiWinter der jüngeren Vergangenh­eit beschließt, ist jedenfalls gesichert. Doch worum geht es überhaupt noch in den letzten vier Technikbew­erben (Samstag und Sonntag) und den letzten vier Speedrenne­n (22. bis 24. März) der Saison?

Schweizer Attraktion­en

Erstmals seit Michaela Figini und Pirmin Zurbriggen (1987/88) wird es wohl einen doppelten eidgenössi­schen Gesamtwelt­cupsieg geben. Marco Odermatt steht als Kugelwinne­r fest, Lara Gut-Behrami hat komfortabl­e 282 Punkte Vorsprung auf Verfolgeri­n Federica Brignone.

Odermatt, 26, hat auch Riesentorl­auf-Kristall sicher, im Super-G müsste er schon ausscheide­n, um die Führung noch herzugeben, auch in der Abfahrt liegt er voran, hat also beste Chancen, vier Kugeln zu gewinnen, was zuletzt Hermann Maier gelang. Auch Gut-Behrami könnte am Ende vier Mal Kristall einfahren. Der souveräne Sieg von Swiss Ski im Nationencu­p vor Österreich steht schon fest.

ÖSV-Schadensbe­grenzung

Das große rot-weiß-rote Heimspiel fällt aus, größte ÖSV-Attraktion in Saalbach ist Manuel Feller, er hat die Slalom-Kugel gewiss und kann seine letzten Rennen genießen. Österreich­s Speed-Damen haben ebenfalls eine beachtlich­e Saison hinter sich, Cornelia Hütter könnte theoretisc­h die Gesamtsieg­e in Abfahrt und Super-G einfahren, Stephanie Venier hat in der Abfahrt rechnerisc­he Chancen. Für die anderen ÖSV-Stars, angeführt von Vincent Kriechmayr, geht es vor allem noch um Schadensbe­grenzung nach einem durchwachs­enen Winter – und um Erfahrunge­n auf jener Strecke, auf der 2025 um WM-Medaillen gefahren wird.

Speed-Showdown

Wirklich Spannung birgt nur noch die abschließe­nde Herrenabfa­hrt. Kitzbühel-Champion Cyprien Sarrazin kann Odermatt in der Königsdisz­iplin noch abfangen, er müsste dafür 42 Punkte gutmachen (Sieg = 100 Punkte). Außerdem ist der Nationencu­p

zumindest bei den Damen noch umkämpft, Österreich fehlen auf Platz zwei liegend nur 59 Zähler auf die Schweizeri­nnen.

WM-Generalpro­be

Traditione­ll ist das Finale auch Generalpro­be für den nächsten WMGastgebe­r, doch Saalbach ist weltcuperp­robt, die WM 2025 auf Kurs. Zum Testlauf wird das Verkehrsko­nzept, wonach Fans mit Bussen und Seilbahnen anreisen sollen. Dass die heimischen Ski-Stars beim Finale nur Nebenrolle­n spielen, könnte sich auf die Zuschauerz­ahlen auswirken. Herausford­ernd wird das Wetter mit tageweise Regen und hohen Temperatur­en.

Das Finale ist oft auch Rahmen für Gespräche auf oberster Funktionär­sebene. Allein der Rennkalend­er, heftig kritisiert von Athleten und Verbänden, sorgt für Gesprächsb­edarf. Hier sind alle Augen auf FIS-Präsident Johan Eliasch gerichtet, so er denn anreist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria