Die gekaperten Ski-Festspiele
Weltcupfinale. Beim Showdown in Saalbach-Hinterglemm wartet ein Schaulaufen der Schweizer Topstars – mit Österreichern nur als Nebendarsteller. Worum geht es noch beim Saisonkehraus?
Saalbach-Hinterglemm. Die Talabfahrten schwinden dieser Tage, manch Kinderland ist ausgeapert, auch hier im Salzburger Glemmtal, und weiterhin werden Temperaturen im zweistelligen Plusbereich vorhergesagt. Am Zwölferkogel aber wartet eine makellose Rennpiste, das Weltcupfinale, das nun einen der herausforderndsten SkiWinter der jüngeren Vergangenheit beschließt, ist jedenfalls gesichert. Doch worum geht es überhaupt noch in den letzten vier Technikbewerben (Samstag und Sonntag) und den letzten vier Speedrennen (22. bis 24. März) der Saison?
Schweizer Attraktionen
Erstmals seit Michaela Figini und Pirmin Zurbriggen (1987/88) wird es wohl einen doppelten eidgenössischen Gesamtweltcupsieg geben. Marco Odermatt steht als Kugelwinner fest, Lara Gut-Behrami hat komfortable 282 Punkte Vorsprung auf Verfolgerin Federica Brignone.
Odermatt, 26, hat auch Riesentorlauf-Kristall sicher, im Super-G müsste er schon ausscheiden, um die Führung noch herzugeben, auch in der Abfahrt liegt er voran, hat also beste Chancen, vier Kugeln zu gewinnen, was zuletzt Hermann Maier gelang. Auch Gut-Behrami könnte am Ende vier Mal Kristall einfahren. Der souveräne Sieg von Swiss Ski im Nationencup vor Österreich steht schon fest.
ÖSV-Schadensbegrenzung
Das große rot-weiß-rote Heimspiel fällt aus, größte ÖSV-Attraktion in Saalbach ist Manuel Feller, er hat die Slalom-Kugel gewiss und kann seine letzten Rennen genießen. Österreichs Speed-Damen haben ebenfalls eine beachtliche Saison hinter sich, Cornelia Hütter könnte theoretisch die Gesamtsiege in Abfahrt und Super-G einfahren, Stephanie Venier hat in der Abfahrt rechnerische Chancen. Für die anderen ÖSV-Stars, angeführt von Vincent Kriechmayr, geht es vor allem noch um Schadensbegrenzung nach einem durchwachsenen Winter – und um Erfahrungen auf jener Strecke, auf der 2025 um WM-Medaillen gefahren wird.
Speed-Showdown
Wirklich Spannung birgt nur noch die abschließende Herrenabfahrt. Kitzbühel-Champion Cyprien Sarrazin kann Odermatt in der Königsdisziplin noch abfangen, er müsste dafür 42 Punkte gutmachen (Sieg = 100 Punkte). Außerdem ist der Nationencup
zumindest bei den Damen noch umkämpft, Österreich fehlen auf Platz zwei liegend nur 59 Zähler auf die Schweizerinnen.
WM-Generalprobe
Traditionell ist das Finale auch Generalprobe für den nächsten WMGastgeber, doch Saalbach ist weltcuperprobt, die WM 2025 auf Kurs. Zum Testlauf wird das Verkehrskonzept, wonach Fans mit Bussen und Seilbahnen anreisen sollen. Dass die heimischen Ski-Stars beim Finale nur Nebenrollen spielen, könnte sich auf die Zuschauerzahlen auswirken. Herausfordernd wird das Wetter mit tageweise Regen und hohen Temperaturen.
Das Finale ist oft auch Rahmen für Gespräche auf oberster Funktionärsebene. Allein der Rennkalender, heftig kritisiert von Athleten und Verbänden, sorgt für Gesprächsbedarf. Hier sind alle Augen auf FIS-Präsident Johan Eliasch gerichtet, so er denn anreist.