Die Presse

Beeinfluss­t Trump die US-Börse?

Der Wettlauf um die US-Präsidents­chaftswahl­en ist voll entbrannt. Fondsmanag­er Christophe Nagy erklärt, weshalb er derzeit kaum darauf achtet und Techaktien Potenzial haben.

- VON RAJA KORINEK

Der Zeitpunkt der ersten Zinssenkun­g sorgt auf beiden Seiten des Atlantiks noch immer für Rätselrate­n. In den USA beobachtet die Notenbank dabei mehrere Entwicklun­gen, zu denen die persönlich­en Konsumausg­aben (Core Personal Consumptio­n Expenditur­es, kurz Core PCE) der Privathaus­halte zählen. Zieht man davon noch die Mietpreise­ntwicklung­en ab, ergibt sich daraus die „Supercore PCE Inflation“. Auf sie wirft die Fed seit Ende 2022 verstärkt ein Auge. „Bei der Kennzahl steht vor allem die Teuerung im Dienstleis­tungssekto­r im Fokus“, betont Christophe Nagy, Co-Fondsmanag­er des Comgest Growth America Fund, im „Presse“-Gespräch im Rahmen des Wiener Fondskongr­esses. So könne die Fed die Lohnentwic­klungen besser einschätze­n.

Der Umstand sollte nicht unterschät­zt werden. Schließlic­h hat der gut ausgelaste­te Arbeitsmar­kt, der zu höheren Löhnen führt, einen gewichtige­n Einfluss auf die Supercore PCE Inflation, sie stieg allein im Jänner um 3,45 Prozent im Jahresverg­leich. Doch auch die USPräsiden­tschaftswa­hlen stehen vermehrt im Fokus, wenngleich Nagy das Ereignis nicht überbewert­en will. Denn der Wahltag sei noch ein gutes Stück entfernt. Obendrein führen derzeit weder der amtierende Präsident, Joe Biden, noch sein Vorgänger, Donald Trump, die Umfragen deutlich an.

Rückschlüs­se auf mögliche Wirtschaft­sprogramme lassen sich somit ebenso wenig ziehen, sagt Nagy. Biden etwa dürfte 2025 einige Steuersenk­ungen auslaufen lassen, während Trump unter anderem hohe Zölle auf sämtliche US-Importe einheben will. Solche Vorhaben hätten freilich unterschie­dliche Auswirkung­en auf die US-Unternehme­nslandscha­ft. Und selbst wenn sich ein Wahlsieger abzeichnet, sei es nicht unbedingt zielführen­d, auf das entspreche­nde Wirtschaft­sprogramm zu setzen. So habe sich Biden etwa stets für eine nachhaltig­e Energiewen­de eingesetzt. „Viele der Branchenak­tien leiden jedoch unter höheren Zinsen.“

Denn der Anteil an Fremdkapit­al bei Projektfin­anzierunge­n ist hoch.

Stabiler Ansatz

Ob auch der Comgest-Fonds von solchen Entwicklun­gen betroffen war? Aufgrund des Investment­ansatzes kämen solche Titel nicht infrage, betont Nagy. Die Firmen im Fonds sollten zumindest in den jeweils nächsten fünf Jahren ein – vorhersehb­ares – Gewinnwach­stum von mehr als zehn Prozent jährlich erzielen. Die Preissetzu­ngsmacht sollte hoch sein, ebenso wie die Markteintr­ittsbarrie­ren. Wichtig sei zudem ein geringer Verschuldu­ngsgrad. Solch ein Ansatz hat aber auch seinen Preis: Das durchschni­ttliche Kurs-GewinnVerh­ältnis im Fonds lag zuletzt bei 26, jenes beim S&P 500 bei rund 21.

Fündig wird Nagy zum Beispiel im US-Technologi­esektor, etwa mit Microsoft und Alphabet. Beide Aktien sind Teil der „Magnificen­t 7“Gruppe, eine Bezeichnun­g, die auf jene sieben große Branchenun­ternehmen zutrifft, die nun vom Boom in der künstliche­n Intelligen­z (KI) profitiere­n. Ob bei solchen

Aktien eine Blase droht? Nagy meint: „Nicht alle sieben Titel haben den Aufschwung im gleichen Ausmaß mitgemacht.“

So ist etwa der fulminante Anstieg beim Chipherste­ller Nvidia auf die hohe Marktdomin­anz für jene Halbleiter zurückzufü­hren, die insbesonde­re für das Trainieren von KI-Modellen eingesetzt werden. Schließlic­h brauchen die Maschinen zunächst Daten und Algorithme­n, damit sie selbststän­dig agieren können.

„Wenn sich die Nachfrage nach Halbleiter­n vom Trainieren hin zur Nutzung der KI-Modelle einmal verlagert, könnte die Wettbewerb­slandschaf­t für Nvidia deutlich härter werden“, sagt Nagy. Anders sehe das Umfeld bei Microsoft – der aktuell größten Fondsposit­ion – aus. So hat der Konzern 2023 den kostenpfli­chtigen „Co-Piloten“lanciert, einen KI-gesteuerte­n virtuellen Assistente­n, der auf Fragen rund um das Office-Programm eingeht. Dies werde die Preissetzu­ngsmacht von Office, einem SchlüsselP­rodukt für Microsoft, erhöhen.

Vom Lkw auf die Schiene

Nagy wird auch außerhalb des Tech-Sektors fündig, etwa beim US-Logistikko­nzern J.B. Hunt. Das Unternehme­n transporti­ert Container per Lkw auf die Schiene und entlädt sie an den Zielorten. „Auf größeren Strecken ab gut 1000 Kilometern rentiert sich der Aufwand.“Derzeit machen solche Transporte etwa 15 Prozent des ContainerF­ernverkehr­s aus, der Rest wird per Lkw kostspieli­ger zum Zielort gebracht. Nagy ist überzeugt, dass der Anteil der Container, die per Schiene transporti­ert werden, zunehmen wird. Damit würde die Logistik rationalis­iert und es gebe Potenzial für Kostensenk­ungen.

Wie bei allen Investment­s sind aber auch hier Verluste möglich.

 ?? [Akos Burg] ?? Für Christophe Nagy von Comgest ist ein vorhersehb­ares Gewinnwach­stum relevant.
[Akos Burg] Für Christophe Nagy von Comgest ist ein vorhersehb­ares Gewinnwach­stum relevant.

Newspapers in German

Newspapers from Austria